Kapitel 29

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Riku liess kurz, aber flink, seine Finger über die Gitarre tanzen. Samu beobachtete ihn dabei.
„Bereit?“ wollte Samu von Riku wissen, als dieser wieder aufsah. „Nein, eigentlich nicht. Aber fang schon an.“ Samu lächelte und schüttelte den Kopf. So was Ähnliches, hatte er damals auch im Kuudas Linja gesagt. „Steig einfach ein, wenn du bereit bist, ja?“ Riku nickte. Also legte Samu los. Ebenfalls genau wie damals.
Samu begann, begleitet von Osmo, ebenfalls an der Gitarre, mit dem Song. „Here we are, deep in the darkness...“
Rikus Haut, wurde von einer Gänsehaut überzogen. Er sah sie beide dort im Studio sitzen. Er hatte die Augen geschlossen und liess den Song, Samus Stimme und die Stimmung um ihn herum, auf sich wirken, bevor er seine Finger sachte an die Gitarre legte und sie dann darüber gleiten liess.
Samu hätte auf der Stelle los heulen können, als die beiden Melodien sich vereinten und harmonisch, nebeneinander her klangen. Genauso, wie sie beide es, lange Zeit taten. Seine Stimme rutschte ihm kurz weg, was Riku aufsehen liess. Dabei schweifte sein Blick durch das Publikum. Was er dort sah, liess sein Herz noch schwerer werden, als es ohnehin schon war.
Seine Mutter, stand weinend neben Mikko, der ebenfalls Tränen in den Augen hatte. Unter den Fans, gab es wohl auch kaum ein Auge, welches noch trocken war. Dies trieb auch Riku die Tränen in die Augen. Also schloss er sie und konzentrierte sich wieder auf den Song. Auf Samus Stimme, die gerade wie Balsam durch seinen Körper floss.

Als Rikus Stimme, wie automatisch einsetzte und mit seiner, zu einer Einheit wurde, war es um Samu geschehen. Seine aufgestauten Tränen, rannen wie Sturzbäche aus seinen Augen und er war gerade froh, um Rikus Solo. Nur mit grösster Müh und Not, konnte er wieder einsetzen und den Song zu Ende bringen. Es tat einfach zu gut, Riku wieder neben sich zu wissen, mit ihm in der Musik zu versinken und eins mit ihm zu werden.
Als nur noch Rikus Gitarre, die letzten Töne spielte, senkte Samu den Kopf und vergrub sein Gesicht in seinem Arm, der auf der Gitarre ruhte. Ein regelrechter Weinkrampf überrollte ihn gerade und schüttelte seinen Körper.
Riku hatte es geahnt, dass dies geschehen würde. Doch konnte er nicht so hart bleiben, wie er es sich vorgenommen hatte. Er hasste es noch immer, zu sehen, wie Samu weinte. Nein, er war ihm nicht egal. Ganz und gar nicht.
Seine Gitarre auf den Boden gelegt, ging er zu dem grossen Blonden, der gerade alles andere als gross wirkte. Nahm ihm die Gitarre aus den Händen und schlang seine Arme um seinen bebenden Körper. Leicht, strich er ihm über den Rücken und durch die ohnehin schon verwuschelten Haare. Sie standen ihm, die kurzen Haare, ging es Riku dabei durch den Kopf. Er gefiel ihm schon immer besser, mit der Lausbubenfrisur.
Lautes 'Zugabe', schallte durch die Halle, während Riku Samu immer noch im Arm hielt. Dieser schien sich gar nicht mehr erholen zu wollen. Riku sah in die Menge, die weinte und lachte alles gleichzeitig. Dann zu den Jungs. Diese zuckten nur mit den Schultern. Ausser Jukka, der hinter seinem Keyboard hervor kam und Riku etwas ins Ohr flüsterte.
Dieser atmete tief durch. Samu hatte echt harte Kost im Gepäck mit dabei. Doch dann nickte er. „Macht es dir was aus, wenn ich noch bei einem Song mit spiele?“ Samu schüttelte den Kopf. Darauf liess Riku ihn los und hängte sich die Gitarre wieder um.

Nur durch einen Tränenschleier, nahm Samu das Ganze wahr. Doch bevor er überhaupt begriff, was ihn Riku da eben gefragt hatte, erklangen auch die ihm mehr als bekannten Klänge von Rikus Gitarre. Das Publikum applaudierte. Einzelne „Samu!“ Rufe, waren zu vernehmen. Dieser kniff kurz die Augen zusammen und schüttelte leicht den Kopf. Doch Riku nickte nur und verlängerte sein Intro, damit Samu Zeit hatte, sich kurz zu sammeln und seine Gitarre um zu hängen.
„Please bring me another Tequila...“ Begann er dann, mit zittriger Stimme, an zu singen. Ja, gegen einen Tequila, hätte er gerade keine Einwände gehabt. Nass bis auf die Knochen, fühlte er sich die letzten Monate auch. Also passte dieses Lied gerade perfekt zu ihm.
Riku stellte sich dicht neben Samu. Dieser rutschte sich etwas auf seinem Hocker zurecht und gab Riku zu verstehen, er könne sich setzen. Bei seinen kurzen Solo, tat dies Riku auch und setzte sich. Er wirkte taffer, als er war.
Das Bild, welches sich darauf zeigte, war einfach Herz erweichend und trieb dem härtesten Typen, die Tränen aus den Augen. Samu lehnte seinen Kopf gegen Rikus Rücken und schloss die Augen. So genoss er die Nähe von Riku, die er so dringend nötig hatte und die für ihn wie Medizin war. Gleichzeitig, lauschte er Rikus sanften Gitarrenklänge. Und ja, er verpasste den Einsatz. Was Riku ein Schmunzeln entlockte. Beim zweiten Anlauf, schaffte es auch Samu wieder, sich dem Lied zu widmen.
Riku blieb dabei, bis zum Schluss, bei ihm sitzen. So sassen sie da. Vereint. In Harmonie und Einklang. So, wie es eigentlich hätte sein müssen und es auf der Bühne, immer war. Noch bevor auch die letzten Klänge in der Weite der Halle, verklungen waren, legte Riku seinen Kopf an den von Samu und hielt so einen Moment inne. Wie hatte ihm das alles gefehlt hatte. Würde ihm auch in Zukunft und für alle Zeit fehlen. Nie mehr, hatte es sich so gut an gefühlt, Musik zu machen und in ihr auf zu gehen, als mit Samu.

Der Jubel, wollte kaum mehr enden. Die Fans hatten ihre zwei Lieblingsfinnen, wieder vereint auf der Bühne stehen. Wenn auch nur für diesen einen, kurzen Augenblick. Dennoch liess es Hoffnung aufkeimen. Da es beiden zu fehlen schien, gemeinsam auf der Bühne zu stehen.
Riku übergab Osmo die Gitarre, der ihm auf die Schulter klopfte und sah Samu an. „Weine doch nicht wie ein Mädchen.“ Wuschelte er Samu durch die Haare und grinste ihn, mit Tränen in den Augen, an. „Danke!“ Mit diesen Worten, stand Riku auf, strich sich übers Gesicht und verliess die Bühne. Natürlich nicht, ohne durch erneut frenetischen Jubel, begleitet zu werden.
Wieder an seinem Platz angekommen, wurde Riku auch gleich von seiner Mama in den Arm genommen. Das war definitiv zu viel für seine Nerven und sein Herz so wieso.

I am living in the AfterglowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt