Kapitel 16

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Samus Herz zog sich zusammen, als er Rikus Like und den Kommentar unter dem Bild sah. Nicht schmerzlich unangenehm. Es war nicht zu beschreiben. Die Hoffnung wurde nicht mehr. Auch nicht weniger. Oder doch? Riku wünschte ihm Glück. Was sollte das heissen? Hatte Riku mit ihnen abgeschlossen und sich voll und ganz in seinem neuen Leben zurecht gefunden? Sollte er Riku antworten? • Ich vermisse dich, Jääpuikko ❤ •, schrieb Samu unter Rikus Kommentar.
Über manche Kommentare, musste Samu echt schmunzeln. Sie waren wirklich sehr amüsant. Natürlich waren es schon jetzt wieder etliche. Die haarsträubenden fehlten auch nicht. Wie immer schön durchmischt mit dem grössten Zickenkrieg. Einige trafen den Nagel auf den Kopf und flippten vor Freude fast aus. Es tat Samu gut, all die positiven Kommentare zu lesen. Versuchte er nur die zu speichern. Sie bestärkten ihn in seinem Vorhaben. Allein der Gedanke daran, was er in ein paar Wochen durchziehen wollte, liess Samu fast ausflippen und am Rad drehen.
Riku antwortete mit einem Smilie, auf Samus Kommentar. Sie sassen doch tatsächlich zur selben Zeit an ihren Handys und führten eine Art Kommunikation unter Samus Bild. Seiner stillen Liebeserklärung an ihn.
Riku wurde warm, bei Samus Worten. ‘Jääpuikko’, biss sich Riku auf die Lippe und lächelte. „So ein schönes Lächeln kann nur der Mensch bei einem anderen auslösen, der dessen Herz schon seit einer langen Zeit erobert hat.“ Riku hob den Blick von seinem Handy. „Er vermisst mich.“ – „Natürlich vermisst er dich.“ Mia umfasste Rikus Hände mit ihren. „Denn Samu liebt dich! Mehr als alles andere auf der Welt. Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Gib ihm eine Chance. Gib der Liebe eine Chance. Aber vor allem, gib dir eine Chance, glücklich zu sein.“ Wieder konnte Riku es nicht fassen. Jede andere Frau, hätte diese Situation ausgenutzt. „Ihr zwei gehört nun mal zusammen. Das sah ich schon vom aller ersten Augenblick an. Und ich will euch endlich wieder zusammen auf der Bühne stehen sehen. Dafür gebe ich dich freiwillig her.“ Riku blieben die Worte im Hals stecken. „Das hier, ist nicht real und wie in einem Roman. Der ist jedoch irgendwann vorbei. Unserer ist es jetzt.“ Riku atmete tief durch. „Warum hat dich eigentlich noch keiner unter den Arm geklemmt und dich zu seiner Frau gemacht.“ Er konnte es nicht verstehen. Eine Frau wie Mia, sollte nicht alleine sein. „Weil ich zu sehr an einem Mann hing, den ich niemals haben kann.“ Mia wollte es nicht. Dennoch stahlen sich jetzt ein paar Tränchen aus ihren Augen. „Jetzt nicht mehr?“ Riku konnte es nicht mitansehen, wenn geliebte Menschen weinten. Sanft strich er Mia über die Wangen. „Vielleicht noch ein kleines Bisschen. Aber ich bin nun bereit los zu lassen.“ Versuchte Mia zu lächeln. „Wenn ich einen Mann kennenlerne, der dich verdient hat, schicke ich ihn vorbei.“ Mia konnte nicht anders und fing an zu lachen. „Bringen wir dich nachhause, Rajamaa. Sonst bekomme ich dich hier nie mehr weg. Dann behalte ich dich wirklich für mich und Samu muss dich eigenhändig hier raus holen.“ Grinste Mia. Es entlockte auch Riku ein Lächeln. Nach Hause. Wo in Finnland das auch immer war.

„Melde dich, wenn du angekommen bist. Ja?“ Mia hatte Riku, noch am selben Tag, zum Flughafen gefahren. Riku nickte und zog Mia in seine Arme. „Danke für alles! Das werde ich dir niemals vergessen!“ Mia verschränkte ihre Arme hinter Rikus Rücken und sog ein letztes Mal seinen Duft in sich auf. Auch wenn auf einmal alles schnell ging, war es besser so, als den Abschied noch lange hinaus zu zögern. „Du musst nichts überstürzen. Aber gib Samu eine Chance, dir zu beweisen, dass er es ernst meint. Sein Post war ein grosser Schritt in die richtige Richtung. Doch dazu, braucht er dich, Riku.“ Riku atmete tief durch. Nickte dann jedoch. „Ich versuche es. Das mit der Chance.“ Riku drückte Mia Küsse ins Haar und vergrub seine Nase darin. Er wollte noch nicht aus dieser warmen Geborgenheit. Wenn es auch unfair gegenüber Mia war. Er brauchte sie. Durch sie fühlte sich Riku lebendiger. Es war egoistisch. Weil Riku Mia nie auch nur einmal gefragt hat, wie es ihr mit alle dem geht. „Es ist besser so.“ So Mia auf Rikus Blick, der sie flehend an sah. „Ich weiss...es ist nur...“ Riku schüttelte den Kopf. Eine Träne, hatte sich aus seinen Augenwinkeln gelöst. „Du bist doch nicht allein. Deine Freunde sind alle noch da. Genau wie deine Mama.“ Mia tat Riku gerade so leid. Sie nahm ihm den Halt, den er, in der jetzigen Situation brauchte. An den er sich in den letzten Monaten, so sehr gewöhnt hat. „Ich weiss, dass du gerade das Gefühl hast, nicht zu wissen, wo oben und unten ist, was du tun sollst und ob und wie du das alles durchstehst. Aber...“ Rikus kühlen Hände an ihren heissen Wangen, liessen Mia in ihrem Satz inne halten. Wie konnte man nur immer so kalte Hände haben? Samu musste ein wahrer Ofen sein, dass er das aushielt und nicht selber immer kalt bekam. „Du hast Recht. Dein Part in dieser Geschichte, ist zu Ende. Es wird Zeit, dass du endlich zu dir schaust und dein Glück findest!“ Sanft berührte Riku noch ein letztes Mal Mias Lippen. „Ich habe dich unendlich lieb, Kleine!“ Stirn an Stirn gelehnt, standen sie da und sahen sich einfach nur in die Augen. Es wäre der denklich dümmste Zeitpunkt, für eine weitere Schlagzeile. Doch Riku war das gerade egal. „Geh jetzt, Riku.“ Löste Mia Rikus Hände von ihren Wangen. Sie würde sonst kläglich zusammenbrechen. Mit gekrauster Stirn, musterte Riku Mia noch einmal. Nahm dann sein Gepäck und liess Mia stehen. Ohne einen Blick zurück. Er wusste, dass es besser war. Denn sie war kurz davor zu weinen. Und das konnte Riku sich nicht ansehen. Mia wischte sich übers Gesicht, als Riku ihr endlich den Rücken zu drehte. Ging dann ebenfalls ihren Weg.

Riku haderte immer noch mit der Entscheidung, nach Hause zu gehen. Eigentlich hatte er kein richtiges Zuhause mehr. Die Wohnung, die er sich, nach der Trennung gemietet hatte, war einfach der Ort, an dem er wohnte. Sein Zuhause, war mal an einem der schönsten Orte Finnlands. Das kleine Paradies, in das sich Riku auf den ersten Blick verliebt hatte. Wofür er Samu nur noch mehr liebte. Dieses Zuhause gab es nicht mehr. Riku wusste nicht einmal, ob Samu das Haus behalten hat. Vielleicht war es ja schon lange verkauft und jemand anderes war nun darin glücklich oder suchte sein Glück. Riku musste sein Glück dort nicht suchen. Er nahm es mit dort hin. Tränen, sein momentaner treuester Begleiter, brannten in Rikus Augen. Er konnte nicht nach Finnland. Es ging einfach nicht. Auch wenn Riku die Weite, das Meer, Helsinki, die Gerüche und seine Sprache vermisste.
Der Flieger in Richtung Helsinki, hatte schon seit einiger Zeit Berlin verlassen, als Riku noch immer im Flughafen sass. «Ich freue mich, wenn du endlich wieder Zuhause bist! Äiti», surrte Rikus Handy. Holte ihn aus seiner Starre. «Mama ich kann nicht. Ich schaffe es einfach nicht in eines der Flugzeuge zu steigen», schrieb Riku seiner Mama. Vielleicht wusste sie ihm einen Rat. Es dauerte nicht lange, da kam eine neue Nachricht. «Bist du noch bei Mia?» - «Nein. Sitze schon seit Stunden auf dem Flughafen.» Alma schrieb. Und schrieb. Und schrieb. Es entlockte Riku ein Schmunzeln. Es sah immer aus, als würde sie viel schreiben. Was dann jedoch, oftmals nicht der Fall war. «Dann gehe irgendwo hin, wo du etwas abschalten kannst und Abstand zu allem bekommst. Mach mir einfach bloss keine Dummheiten, Riku. Ich mag es nicht, wenn du in dieser melancholischen, fast schon depressiven Stimmung alleine bist», war Alma ehrlich. «Mach dir keine Sorgen, Äiti. Ich mach nichts Dummes», er wollte seiner Mama keine Sorgen machen. Wollte er noch nie. «Keine Sorgen würde ich mir machen, wenn ich wüsste, dass du irgendwo wärst, wo du dich geborgen fühlst und ein bisschen auf dich Acht gegeben wird» Riku überlegte schon die ganze Zeit, was er tun soll und wohin er könnte, damit er noch nicht heim musste. Die Worte seiner Mama, gaben ihm die zündende Idee. «Das wird man. Ich hab da eine Idee. Melde mich noch einmal bei dir, wenn ich weiss, dass es klappt. Hab dich lieb, Äiti», schrieb Riku noch schnell zurück, um Alma ein bisschen ihre Sorgen zu nehmen. Dann nahm er sein Gepäck und verliess den Flughafen. Dorthin, wo er wollte und es ihn gerade sehnsüchtig hin zog, kam er nur mit dem Zug oder einem Mietwagen.

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