Kapitel 25

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„Was wollen wir hier?“ Sah Riku die beiden Frauen, sein Mama und Mia, mit denen er zuvor Essen war, skeptisch an. „Wir gehen zu einem Konzert, Riku. Quasi als kleines Geschenk für dich.“ Übernahm Alma gleich das Lügen.
Zu einem Konzert? Das Misstrauen wurde immer grösser. Warum sollten seine Mutter und Mia, ihm ein Konzert zum Geburtstag schenken? Da war doch etwas mehr als faul. Bereits die ganze Zeit, wirkten die beiden leicht nervös. Er wurde das Gefühl nicht los, dass hier etwas am laufen war, was mit Samu zu tun hatte. Warum er gerade auf ihn kam, wusste Riku nicht. Zumal die Jungs ja heute...ja wo waren sie wohl unterwegs heute? Riku wusste es nicht. Er verfolgte es nicht.
„Riku komm schon.“ Drängte ihn seine Mutter. „Aber Mama, der Eingang ist da vorne um die Ecke. Das ist bestimmt der Backstage Eingang.“ Almas Blick glitt nervös zu Mia. „Nein, nein. Das ist schon richtig so. Oder Mia?“ Diese nickte lediglich.
Kopfschüttelnd, folgte Riku den beiden, die es scheinbar unglaublich eilig hatten. Sie rannten beinahe vor ihm her. Ein Konzert konnte ja vielleicht genau das Richtige sein, damit Riku auch wieder Lust am Musik machen bekam.
„Und ich sag es euch noch einmal, dass wir hier falsch sind.“ Rief er Alma und Mia hinterher, als er sich umschaute. Frauen, verdrehte Riku die Augen und beeilte sich, die beiden einzuholen. Verlangsamte dann jedoch schlagartig seine Schritte, als er den Mann entdeckte, der vor der Tür stand. Das konnte doch nicht möglich sein. Was wollte Mikko hier? War Niila heute hier? Riku durchforschte sein Hirn. Fand jedoch keinen Hinweis, dass er was gelesen hätte.
Je näher er, widerwillig kam, desto sicherer war sich Riku, dass sie alle drei auf ihn warteten. Das das Ganze nichts mit Niila zu tun hatte und auch überhaupt kein Zufall war. „Mum oder Mia, würdet ihr mir bitte erklären, was das ganze Affentheater hier soll?“ Blieb Riku stehen. „Zuerst willst du, Mama, so dringend nach Berlin. Und jetzt schleppt ihr mich hier hin. Wieso?“ - „Riku es...Tue es für Samu. Im Stillen, ohne dass er es weiss, habe ich es ihm versprochen.“ - „Samu? Was zum Teufel hat Samu damit zu tun.“ Wurde Riku laut. Mikko hatte es geahnt. „Was genau, hast du ihm versprochen, von dem er nichts weiss?“ - „Das ich dich zu ihrem letzten Konzert bringe. Es tut mir leid, aber ich finde, dass ihr noch eine Chance braucht.“ Alma sah ihren Sohn entschuldigend an. „Das war die ganze Zeit geplant? Und du wusstest auch davon?“ Sah Riku wütend zu Mia und dann zu Mikko. Dieser nickte. „Riku, hör zu...“ - „NEIN!!“ Wütend wandte er sich von den Dreien ab und lief davon. „Verdammte Scheisse!“ Rutschte es Mikko heraus. „Geht schon mal rein. Die anderen sind drinnen. Ich geh Riku nach und versuche noch einmal mit ihm zu reden.“ Mia und Alma nickten und gingen durch den Hintereingang in die Location.

Mikko jagte darauf Riku hinterher. Der Kerl war verdammt schnell. „Riku, warte! So bleib doch mal stehen!“ Erreichte Mikko ihn endlich und drehte Riku zu sich um. „Ich kann das nicht, Mikko.“ Verzweifelt und mit Tränen in den Augen, sah er ihn an. „Ich kann nicht dort hinein spazieren, als wäre nichts gewesen und dabei zusehen, wie ein anderer Gitarrist, auf meinem Platz, neben Samu sitzt.“ Mikko fragte sich gerade ernsthaft, ob er richtig gehört hatte. Kannte Riku seinen Freund so schlecht? „Hast du wirklich das Gefühl, dass Samu so mir nichts dir nichts, einen neuen Gitarristen auf die Bühne stellt? Kennst du ihn wirklich so schlecht? Oder willst du gerade einfach nur das Schlechteste von ihm denken?“ Riku wollte etwas darauf erwidern. Doch Mikko fiel ihm ins Wort. „Samu wollte nicht einmal mehr einen Fuss auf eine Bühne setzen, ohne dich. Doch Pflicht ist nun mal Pflicht. Das weisst du gut genug. Also hatte er die Idee einer Akustik Tour. Dies war die einfachste Art und Weise, ohne den besten Gitarristen, eine Tour auf die Beine zu stellen. Jukka war so freundlich und hat sich von seiner kostbaren Zeit frei geschaufelt, um die Jungs zu unterstützen.“ - „Er wusste, wie gerne ich wieder einmal eine solche Tour gemacht hätte.“ Vergrub Riku das Gesicht in seinen Händen. „Genau deshalb, wollte er es so. Riku, das alles, veranstaltet Samu nur für dich. Vor allem der heutige Abend. Es ist quasi sein Geburtstagsgeschenk an dich. Ohne zu wissen, ob du überhaupt hier sein wirst.“ Riku sah Mikko fragend an. „Er hat keine Ahnung. Wünscht es sich insgeheim. Weiss jedoch, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, dich an ein Konzert von ihnen zu bringen. Es würde ihm vielleicht etwas besser gehen, wenn er wüsste, dass du da bist. Wahrscheinlich ist er schon schweißgebadet sein, vor Nervosität. Vor allem, nachdem er den Soundcheck, vollkommen verhauen hatte.“ - „Er hat was?“ Riku sah Mikko ungläubig an. „Frag nicht. Es war katastrophal.“ Verdrehte Mikko die Augen. „Was hat er vor, Mikko?“ - „Das kann ich dir nicht sagen. Es soll eine Überraschung sein.“ - „Für einen, der gar nicht da ist?“ Schüttelte Riku den Kopf. „Das ist Liebe, Riku. Samu hofft darauf, dass du es im Nachhinein siehst. Nicht nur, weil es eine Überraschung sein soll, kann ich dir keine Einzelheiten sagen. Sondern auch, weil ich nicht alle Einzelheiten von heute Abend kenne. Die kennt wohl nicht mal Samu.“ Lacht Mikko kurz auf. „Die Set List haben sie geändert. Doch das bringt dir ja nichts.“ Grinst Mikko. Wird dann aber auch gleich wieder ernst. „Doch eines weiss ich ganz sicher. Und zwar, dass Samu heute Abend, alles auf eine Karte setzen wird. Entweder alles oder nichts.“ - „Er ist verrückt!“ - „Ist das etwas Neues?“ Riku war erstaunt, über Mikkos Gelassenheit. „Gib Samu also doch zumindest die eine Chance, dass du mit rein kommst. Auch wenn er es nicht bemerken wird. Bitte, Riku!“
Rikus Stirn runzelte sich. Alles oder nichts. Sollte Samu wirklich heute seinen Traum aufs Spiel setzen? Alles auf eine Karte setzen, ohne zu wissen, ob er damit auch nur irgendetwas gewann? War er ihm, diese eine kleine Chance, schuldig? Ja, eigentlich war er das. Nach dem Samu ihm, schon im Versteckten und doch so öffentlich wie nur möglich, bewiesen hat, dass er um ihn kämpfen wird. Riku atmete tief durch. „Ich kann nicht.“
Mikko musterte Riku. Dieser trug gerade ein Kampf in seinem Innern aus. „Überlege es dir. Das Konzert beginnt in einer halben Stunde. Du weisst selber, wie viel es Samu bedeuten würde.“ Ja, das wusste Riku nur zu gut. Es musste die ganze Tour hindurch, der reinste Kampf für Samu gewesen sein, ohne ihn auf die Bühne zu müssen. „Riku...“ Holte Mikko ihn aus seinen Gedanken, die beim grossen Blonden waren der hinter Bühne bestimmt tausend Tode starb. „Dort ist die Tür. Damit kommst du rein.“ Mit einem Blick, der mehr sagte, als tausend Worte, sah Mikko Riku an und überreichte ihm einen Backstage Pass. Nur zur Sicherheit. Die Jungs würden ihn auch so hinein lassen. Dann liess er Riku allein.
Dieser liess den Kopf in seine Hände sinken. Er wusste nicht, was ihn davon abhielt, mit Mikko da rein zu gehen. Vielleicht, dass Samu ihn entdecken könnte und sich dann zu viele Hoffnungen machte? Seine eigene Angst, schwach zu werden und seinen Vorsatz, sollte Samu endlich den alles entscheidenden Schritt machen, alles langsam an zugehen, über Bord warf?
Die Neugierde darüber, was der verrückte Kerl vor hatte, stritt sich mit allem, was sich in Riku mit Händen und Füssen dagegen wehrt, da rein zu gehen.

I am living in the AfterglowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt