Kapitel 672

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Am nächsten Morgen fuhr ich dann ziemlich früh los, um pünktlich an der Konzertlocation anzukommen. Passenderweise kam Johannes auch gerade an und schloss mich sofort in seine Arme. „Schön, dass ich dich jetzt fünf Tage bei mir hab", grinste er und ging dann zum Kofferraum. „Ey, auch bei dir hat der Hund Kommandos", schmunzelte ich und ließ Goldi selbst raus. Erst jetzt sah ich, dass Johannes gar nicht alleine war, sondern eine Frau dabei hatte. Das könnte Ina sein, aber ich hatte sie noch nie gesehen. „Ach so Isa, dass ist Ina und andersrum", lachte Johannes dann. Ina begrüßte mich sofort und freute sich scheinbar wirklich mich kennenzulernen. „Aber eure beiden Namen, das ist ja auch eine Herausforderung", stellte Johannes dann auf dem Weg in den Backstagebereich fest. „Entschuldigung", lachte ich leicht. „Und du bist eigentlich die Managerin von Wincent?", wollte Ina wissen. „Sie ist auch seine Frau", schmiss Johannes sofort ein. „Oh, entschuldige", lachte Ina. „Alles gut. Also ja, ich hab bei Wincent als Assistentin der Tourmanagerin angefangen, studiere jetzt Eventmanagement und mache die Touren und einen Teil des normalen Managements und irgendwie zwischendurch führen wir auch noch eine Beziehung", schmunzelte ich. „Das klingt ja nicht unbedingt entspannt und dann arbeitest du hier auch noch?", fragte sie. „Das ist fast Vergnügen", lächelte ich und stellte meine Sachen ab, als wir angekommen waren. Wir fingen dann an alles vorzubereiten und Goldi war irgendwie die ganze Zeit zum Kuscheln verschollen. Ich hatte meine Abläufe langsam wieder gefunden und ließ mich Abends nach dem Abbau echt erschöpft auf einen Stuhl sinken. „Geht gleich nur noch ins Hotel", zwinkerte Johannes.

Dort angekommen versuchte ich mal wieder Wincent zu erreichen, vergebens. Ich schrieb ihm die hundertste Nachricht und rollte mich dann in meinem Bett ein. Ich schlief kaum in dieser Nacht, zu sehr kreisten meine Gedanken um meine Ehe und irgendwann fand ich mich auf Instagram wieder und sah Fotos und Videos, die ich nicht sehen wollte. Wincent schien Spaß zu haben, überall waren Frauen um ihn und immer wieder waren hirnrissige Aktionen dabei, für die er eigentlich langsam echt mal zu alt war. Und dann war da noch diese Party, die mir alles andere als Corona-Konform wirkte. Mal abgesehen davon, dass ich das Privat nicht gut fand, so schlug da vor allem die Managerin in mir Alarm. Das ging nicht, er hatte keine Zeit für eine Quarantäne oder gar eine Infektion mit dem Virus. Mal davon abgesehen, dass sich die Mails der letzten Woche in seinem Postfach auch schon stapelten.

Nach vielleicht zwei Stunden Schlaf klingelte mein Wecker wieder. Ich stand auf, versuchte meinen mittlerweile richtig ausgelaugten Körper unter Tonnen von MakeUp und nicht zu engen Klamotten zu verstecken und ging dann eine Runde mit Goldi, bevor ich mich mit dem Team an den Frühstückstisch setzte und versuchte wenigstens ein bisschen Müsli zu Essen. „Kind, du musst doch was Essen, so lang wie der Tag heute ist", sagte Ina und schob mir ein Brötchen rüber. Mir kamen sofort die Tränen hoch und mir wurde kotzübel. „Lass sie mal", sagte Johannes leise und nahm das Brötchen wieder weg. Er wusste von meiner Essstörung nach den Aktionen im letzten Jahr und scheinbar versuchte er ein bisschen auf mich aufzupassen. Ina sah mich einfach nur verwirrt an, doch ich wollte nicht reden. Ich aß mein Müsli auf und ging dann in mein Zimmer. Dort versuchte ich meine Tränen zu unterdrücken und meine Fassade wieder auf zu bauen, bis es an der Tür klopfte. Ich öffnete ein Stück und Johannes schob sich sofort in den Raum. „Was ist los?", wollte er wissen. „Nichts, was soll sein?", sagte ich sofort. „Isa... irgendwas stimmt doch bei euch nicht", sagte er ruhig und legte seine Hand auf meine Schulter. „Ich kann da nicht drüber reden, okay...", murmelte ich. Johannes nickte. „Aber ich fahr deinen Wagen, du siehst nicht gut aus", setzte er fest und ließ mich erstmal wieder alleine.

Zwei Tage schaffte ich es noch meine Fassade aufrecht zu erhalten. Zwei Tage aß ich kaum, schlief kaum, aber konnte allen, außer Johannes, wenigstens etwas vorspielen. Dieser musterte mich jeden Tag besorgter, ließ mich aber einfach machen. Immer wieder versuchte ich Wincent zu erreichen, aber da kam nichts und seit der letzten Story von der Party tauchte er auch nirgendwo mehr auf. Die Fans zerrissen sich unter meinem Video die Münder, dass wir getrennt sind, dass das Video damit zu tun hat, dass er mich verlassen hat und dass er schon längst eine Neue hatte. In meinem Kopf spukte derweil immer noch der Gedanke, dass ihm was passiert sein könnte und so langsam hielt ich diesem ganzen Druck nicht mehr stand.

Träume oder Wünsche // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt