Kapitel 792

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„Weil wir gesagt haben, dass wir ehrlich zueinander sind. Und weil mir das eben wieder eingefallen ist", antwortete Wincent mir und sah erst jetzt zu mir rüber. Das hätte er mal besser vorher getan. Man muss mir angesehen haben, dass er mich auf dem völlig falschen Fuß erwischt hatte. „Aber das seh ich nicht mehr so, Isa", versuchte er sofort wieder klarzustellen, was er eben gesagt hatte. „Ich weiß jetzt, dass du alles bist, was ich immer wollte, und dass das Eine nichts mit dem Anderen zu tun hat", sagte er und griff nach meiner Hand. Ich sah ihm an, dass er das anders gemeint hatte, als es bei mir ankam, und dass ihm das leid tat. „Du hast mir echt nen Schrecken eingejagt, ey", erwiderte ich nur erleichtert und hätte es etwas zum Werfen gegeben, ich hätte es genutzt. Aber das Geschirr war mir dann doch zu schade. „Tschuldigung", murmelte Wincent nur und grinste etwas. „Das war jetzt wirklich genug Entschuldigung für heute", seufzte ich, „Haken dran, ein für alle Mal". Ich sah Wincent an und wir nickten. Wir beendeten dann unser Frühstück und während ich die Küche wieder auf Vordermann brachte, hing Wincent zumindest kurz über der Arbeit. So viel zu Offday. Wir nutzten dann den Nachmittag und machten einen ausgiebigen Spaziergang mit Goldi. Es war klar, dass ich meine Jungs irgendwann an ein wildes Wettrennen verlor, aber das störte mich nicht. Ich war einfach nur glücklich. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mit 21 verheiratet sein würde und ein Haus haben würde. Ich konnte also gut verstehen, dass Wincent mal die Panik überkam. Auch wenn ich mir gewünscht hätte, wir hätten damals darüber geredet. Hör auf wieder darüber nachzudenken, mahnte mich meine innere Stimme und leider musste ich ihr Recht geben. Was war ist Geschichte und für die Zukunft nahmen wir uns beide einfach vor an uns zu arbeiten. Ich schüttelte mich und ging einen Schritt schneller, um zu Wincent und Goldi aufzuschließen. Die schnauften beiden wie verrückt, aber Wincent hatte auch zum gefühlt zwanzigsten Mal ein Stöckchen geworfen, dass Goldi mir nun zurückbrachte. „Vielleicht macht ihr mal langsam, sonst seid ihr gleich fix und fertig", lachte ich und strich Goldi durch sein Fell. „Wir haben off, ich geh gleich nur noch auf die Couch und das wars", keuchte Wincent und legte seinen Arm um mich. „Oder hast du andere Pläne?", flüsterte er in mein Ohr, dass ich schmunzeln musste. „Ich hab überhaupt keine Pläne", erwiderte ich nur und zuckte unschuldig mit den Schultern. Nachdem die Männer nun in gemäßigtem Tempo voranliefen, ließen wir uns richtig Zeit mit dem Spaziergang, aber das Wetter war auch herrlich und es tat gut draußen zu sein. Auf dem Rückweg sprang ich kurz in den Supermarkt, um uns zwei Tiefkühlpizzen mitzunehmen, schließlich wollten wir uns einen richtig klassischen Offday gönnen. Und Goldi fing gleich mal damit an, indem er sich direkt in sein Körbchen verzog, kaum hatte ich ihm Zuhause die Tür aufgeschlossen. Wincent verschwand unter der Dusche und ich nutzte die Zeit, um kurz ein, zwei Nachrichten mit Anna zu wechseln. Dann nochmal kurz auf Instagram rumscrollen und Stories gucken und schon war eine halbe Stunde um. „Frau Weiß, wir haben Offday", mahnte Wincent mich und kuschelte sich an meinen Rücken. Noch immer kriegte ich eine Gänsehaut, wenn er mich so ansprach. Ich wollte mich zu ihm umdrehen, aber da schlang er seine Arme um meine Mitte und hauchte mir Küsse an den Hals. Ich spürte seine nassen Haarspitzen an meiner Haut, was mir nicht unbedingt weniger Bauchkribbeln bescherte. Ich ließ mich gegen ihn sinken und genoss seine Küsse, bis er mich komplett um den Finger gewickelt hatte. „Ich dachte du wolltest dich nur auf die Couch chillen", murmelte ich und konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, weil ich genau spürte, was er vorhatte. Seine Hand war mittlerweile unter meinem Shirt verschwunden und immer wieder strich er ganz aus Versehen über den Bund meiner Shorts. „Nie hab ich gesagt, dass du dabei keine Rolle spielst", flüsterte er und saugte an meinem Hals, dass ich mir sicher war, das würde Spuren hinterlassen. Ich drehte mich um, sah in die Augen meines Mannes und ließ mich einfach zu einer Knutscherei hinreißen. Bald würden die Tage Zuhause vorbei sein und wir mussten die Tour weitermachen, Zweisamkeit würde es da eher weniger geben. Wie sollte ihm also widerstehen? Richtig, gar nicht. Und so ließen wir den Offday ganz klassisch mit wenig Klamotten im Bett ausklingen.

Und am nächsten Tag ging es dann mal wieder nach Berlin. Zu Amelies Einweihungsparty. „Ist sie nicht neulich erst von Berlin zurück nach Dortmund gezogen?", fragte ich Wincent irritiert. „Frag. Mich. Nicht.", schmunzelte Wincent und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Es war noch ungewohnt, dass es zwischen uns wieder so herrlich normal war, aber ich freute mich einfach nur auf die nächsten Tage, Wochen, Monate und Jahre mit Wincent. In Berlin angekommen parkte Wincent und wir ließen Goldi raus und gingen erstmal noch eine Runde. „Pennen wir eigentlich bei Amelie oder in deinem Studio?", fragte ich Wincent. „Studio hab ich doch schon längst wieder gegkündigt", kam es einfach von Wincent. „Bitte was?", fragte ich. „Ja keine Ahnung. Mein rastloses ich hat das von mir verlangt, als wir ins Haus gezogen sind", zuckte Wincent mit den Schultern. „Aber bevor du das Haus wieder verkaufst hab ich schon noch nen Wörtchen mit zu reden, ja?", sah ich ihn mit großen Augen an. Abrupt blieb Wincent stehen und sah mich an. „Niemals gebe ich dieses Haus wieder her. Isa, ich will, dass das für immer unser zu Hause bleibt, dass da irgendwann mal unsere Kinder durch den Garten tollen. Aber damit ich damit umgehen kann, brauch ich halt beruflich immer mal neue Orte. Privat wird sich an unserer Wohnsituation so schnell nichts mehr ändern", sagte Wincent und legte seine Hände an meine Wangen. „Ich liebe dich", flüsterte er und sah mir tief in die Augen. „Ich dich auch", flüstere ich und legte meine Lippen auf seine.

Träume oder Wünsche // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt