Überraschung geglückt, würde ich sagen, zumindest waren sowohl Shayenne als auch Noah die ganze Zeit nur am Grinsen. Und das machte mich ziemlich glücklich. Die Stimmung zwischen Wincent und mir war zwar um Einiges besser geworden, aber so ganz wie früher war es eben auch nicht. Aber das sollte die drei Tage, die Shayenne bei uns war, nicht für schlechte Stimmung sorgen. Ich riss mich zusammen und Wincent sich auch. Und ehrlich gesagt war ich ein bisschen froh, dass wir am nächsten Tag in Aach so viel Freizeit hatten und mit den beiden Turteltauben einen Bootsausflug machen konnten. Wincent hätte sie niemals alleine mit dem Boot fahren lassen und ich wollte nicht, dass Wincent wie so ein Teenager die Romantik crashen würde. „Ich finds schön, dass du mitgekommen bist", flüsterte Wincent mir ins Ohr und legte seinen Arm um mich, während wir zum Bootsverleih liefen. „Find ich auch", erwiderte ich nur und lächelte ihn an. Ich bemühte mich wirklich, dass wir die Dinge zwischen uns wieder auf die Reihe kriegten. Wincent machte das Boot klar und im nullkommanichts waren wir auf dem Wasser. Es war ein herrlicher Sommertag und die Sonne knallte vom Himmel, was sowohl Wincent als auch Noah recht schnell dazu veranlasste ihre Shirts zu verlieren. Herrje, dass der auch immer mit unfairen Mitteln kämpfen muss, murmelte ich in Gedanken. „Halleluja", murmelte es neben mir und als ich meinen Kopf drehte, musste ich ziemlich schmunzeln. Shayenne stand die Röte ins Gesicht geschrieben und sie hatte bereits den Strohhalm in ihrem Eiskaffee zur Hälfte abgekaut. „Du sabberst", lachte ich nur und nahm ihr den Becher aus der Hand. Mein Spruch tat nicht unbedingt etwas dafür, dass sie weniger rot wurde- ganz im Gegenteil. Ich fand es zu amüsant, ehrlich gesagt. Und so süß. Ich konnte Shayennes Gefühle so gut nachvollziehen, mir war es wohl nicht anders ergangen, als ich Wincent das erste Mal so gesehen hatte. Sein Körper hatte mich damals schon sofort gekillt. Und er tat es noch immer. Ich musste mich wirklich konzentrieren, wenn Wincent oben ohne vor mir rumtänzelte. Glücklicherweise peilten die Jungs nichts davon, zumindest reagierten sie nicht auf uns, sondern waren mit filmen und trinken beschäftigt. Wincent stürzte sich vom fahrenden Boot kopfüber ins Wasser, dass ich mal kurz die Luft anhalten musste, und ließ sich dann an einem Rettungsreifen durchs Wasser ziehen. Kurzum, die Jungs hatten ziemlich Spaß. Shayenne hatte sich auch recht bald wieder eingekriegt und besprach mit mir die kommenden Tage. Dieses ganze Arbeitsding war überhaupt nicht ihr Fall und sie verstand nach wie vor nicht was ich daran finden konnte. Es wäre zu aufwändig gewesen ihr das zu erklären „Außerdem will ich nicht über die Arbeit reden", beendete ich unser Gespräch und zog mir mein Shirt aus. Wincents nasser Körper in Kombination mit der prallen Sonne heizte mir ordentlich ein und ich brauchte dringend eine Abkühlung. Auffordernd sah ich Shayenne an. „Ne, lass mal", machte sie und wich meinem Blick aus, „mir is gar nicht so warm". Ich legte meinen Kopf schief und hob eine Augenbraue. Als ob. „Das is ne schlechte Ausrede, Fräulein, was is los?", fragte ich sie. Manchmal merkte man ihr ihr junges Alter eben doch noch an und ihre Unsicherheit, was ihren Körper anging. „Noah is nicht so einer, das müsstest du doch mittlerweile gemerkt haben. Er mag dich so wie du bist, ehrlich. Und du sieht super aus, wie immer. Aber ich versteh, wenn du nicht mit ins Wasser willst, ich geh auch alleine", redete ich auf sie ein. Ich konnte sie so gut verstehen, weil sie sich ein bisschen an mich selbst erinnerte. Dabei war Shayenne viel selbstbewusster als ich in dem Alter, manchmal vergaß sie das nur. Ich war schon drauf und dran alleine ins Wasser zu steigen, als sie aufsprang. „Du hast völlig Recht", sagte sie selbstsicher und zog sich ihr Shirt aus, dass selbst mir kurz die Spucke wegblieb. Schmunzelnd sah ich sie an. „Und du sag nochmal du wärst nicht schön", murmelte ich nur und schüttelte mit dem Kopf. Sie hatte wirklich den knappsten Bikini eingepackt, den sie im Schrank hatte vermutlich, und ich war mir sicher irgendein Spruch von Wincent würde kommen. Ich ging also zu ihm nach vorne, warf ihm nur ein „bleib cool" vor die Füße und stieg dann die Leiter hinunter ins Wasser. Shayenne hingegen brauchte offensichtlich den großen Auftritt und sprang im Hechtsprung von der Reling und stürzte elegant ins Wasser. Okay, wow, schmunzelte ich in Gedanken. Ich sah erst zu Noah, dem diesmal der Mund offen stand und dann zu Wincent, der schon wild gestikulierend an Deck stand. „Spinnst du?", schrie er Shayenne an, kaum war sie aufgetaucht. Sie hatte so viel von ihm, klar, dass sie Adrenalinkicks liebte. „Entspann dich, Wincent, sie kommt da wohl ganz nach dir", rief ich ihm entgegen, während ich auf Shayenne zu schwamm. „Mission erfolgreich", grinste ich sie an, „der wär beinahe vom Boot gestolpert". Wieder wurde sie rot, aber klatschte dennoch bei mir ein. Der See war einfach mega kalt und so hatten wir uns ziemlich schnell abgekühlt und kletterten wieder an Deck. Noah stand schon mit einem großen Handtuch bereit und wickelte Shayenne darin ein, während Wincent hinterm Steuer stand und mir nur eins entgegen warf. „Das ist dann wohl der Unterschied zwischen frisch-verliebt- Sein und Ehe", murmelte ich nur. Ob mich jemand hörte, keine Ahnung. Noah und Shayenne hatten sich ein Plätzchen gesucht und es war so süß anzusehen, wie er sie fest hielt und immer wieder über ihre Arme strich, um sie zu wärmen. Sie zitterte, aber ob ihr wirklich kalt war, oder ob sie nicht wollte, dass er sie losließ- da war ich mir nicht mehr so sicher. Ich hätte den Beiden ewig so zusehen können, aber irgendwann wanderte mein Blick zu Wincent, der immer noch das Boot steuerte und dabei so unfassbar gut aussah.
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Träume oder Wünsche // Wincent Weiß Fanfiction
FanfictionNach Fehlern, Schicksal, Plänen und Träumen folgen jetzt die Wünsche. Die Geschichte von Isa und Wincent geht in Runde vier. Euch erwarten weitere Höhen und Tiefen im Leben der Beiden, mittlerweile als Ehepaar, mit Hund, Haus und Garten. Für aktue...