Kapitel 797

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Sicht Isa

Die nächsten zwei Tage bestanden aus Erholung, Büroarbeit, Uni und Merch-Kram. Wincent und ich hatten also wieder gut zu tun, aber damit konnten wir irgendwie leben, denn Abends um 21 Uhr machten wir mit wirklich allem Feierabend, sahen noch eine Folge Netflix, gingen eine kurze Runde mit Goldi und legten uns dann zusammen ins Bett. Wir hatten innerhalb von drei Tagen einen festen Rhythmus gefunden, der uns beiden so gut gefiel, dass wir ihn ab jetzt zu Hause auf jeden Fall etablieren wollten. Heute ging es allerdings nach Leipzig zur Goldenen Henne. Ich hatte gestern schon meinen ganzen Kram gepackt, immerhin mussten wir unseren Zug heute pünktlich erwischen, aber Wincent hatte mal wieder die Ruhe weg. Und wir mussten Goldi noch zu Shayenne bringen. „Wincent", seufzte ich, nachdem ich meine Sachen schon ins Auto gebracht hatte. „Was ist los?", kam Wincent gut gelaunt die Treppe runter. „Ich wollte seit fünf Minuten unterwegs sein", verdrehte ich die Augen. „Und du hast sicher 20 Minuten Puffer eingeplant", meinte mein Mann nur und zog sich seine Schuhe an. „Ja, für unplanbare Vorfälle und nicht für deine Gemütlichkeit", zischte ich und ging zum Auto, sonst hätte ich ihn wohl gebissen. Wir fuhren dann zu Shayenne, kippten Goldi kurz ab und stellten dann das Auto bei Wincents Großeltern auf dem Hof ab, um von dort zum Bahnhof zu laufen. Zwei Minuten vor Abfahrt des Zuges kamen wir dann an und ich war direkt nen bisschen genervt. Wincent stellte seinen Rucksack ab und sah mich an. „Babe, es tut mir leid, ja", flüsterte er. „Du weißt, dass ich das nicht ab kann", seufzte ich und sah zu ihm hoch. „Weiß ich, aber ich möchte mich da jetzt nicht drüber streiten", erwiderte Wincent und ich nickte leicht. Wincent wollte mich gerade zu sich ziehen, um mich zu küssen, als der Zug einfuhr. Wir stiegen ein und suchten uns Plätze. Wincent ließ sich ans Fenster sinken und ich setzte mich neben ihn. Ich wollte gerade meinen Laptop aus meiner Tasche ziehen, als Wincent mich davon abhielt. „Du kannst nachher arbeiten", sagte er und legte seinen Arm um mich. Ich sah kurz zu Wincent hoch, bevor ich mich in seine Arme kuschelte. Wir redeten einfach ein bisschen über die nächsten Tage, als schon die Leute an der nächsten Station einstiegen und sich ein Mädchen schräg gegenüber von uns niederließ. Sie musterte mich direkt mit einem super bösen Blick, bevor sie sich erstmal mit ihrem Handy beschäftigte. „Lass mich mal noch ein bisschen was arbeiten", sagte ich zu Wincent. „Wegen ihr oder?", fragte er und sah ebenfalls zu dem Mädchen. „Bitte, ich fühle mich nicht wohl", sagte ich und Wincent ließ mich dann los. Er wusste, dass ich noch viel lernen musste aber ich war um so dankbarer, dass Wincent es akzeptierte, wenn ich mich solchen Situationen lieber entzog. Ich beschäftigte mich dann also mit meinem Kram auf meinem Laptop, während auch Wincent noch etwas arbeitete. Irgendwann stand ich dann auf und wollte aufs Klo gehen. „Was machst du?", fragte Wincent und nahm einen Kopfhörer raus. „Pinkeln gehen", schmunzelte ich und beugte mich dabei zu Wincent. „Bekomm ich nen Kuss?", fragte er leise. Ich nickte und zog meine Maske runter, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Ich verschwand dann kurz und als ich wiederkam hätte ich am liebsten sofort die Augen verdreht. Dieses Mädel saß neben Wincent und laberte ihn voll, während er sich schon suchend nach mir umsah. Ich seufzte innerlich und ging dann auf unseren Platz zu. „Ich stör ja ungern, aber ich würde mich gerne wieder auf meinen Platz setzten", sagte ich und versuchte dabei nicht an ihrer Parfumwolke zu ersticken. „Ich unterhalte mich gerade, gönn mir die Zeit doch mal", zickte sie sofort. „Ich würde mich trotzdem gerne hinsetzten und weiterarbeiten", sagte ich und tippte schnell eine Nachricht an Anna, dass sie Wincent dringend anrufen soll. „Lass Isa mal bitte sitzen, ich tausch auch, sodass ich am Gang sitze", sagte Wincent dann. Die Olle stand auf und Wincent rutschte auf meinen Platz. Ich ging an ihm vorbei und setzte mich ans Fenster. Ich öffnete meinen Laptop und tippte meinen Kram weiter. Wincent wurde gerade mit irgendwelchem Mist zugelabert, der ihn definitiv nicht interessierte. Ausbildung bei der Stadt Hamburg, interessierte ihn bestimmt brennend. Dann klingelte sein Handy und er riss es sich fast aus der Hosentasche. Als er den Namen Anna sah, sah er kurz irritiert zu mir und ich zwinkerte nur, während er sich bei dem Mädel entschuldigte. „Anna, was gibts?", ging Wincent ran. „Ach stimmt, du das mach ich dir sofort fertig und schick es dir so schnell wie es geht. Ja Sorry, ich hab das verpennt", sagte Wincent und verabschiedete sich dann. „Du hast es gehört, ich muss noch dringend was Schreiben, eine angenehme Fahrt wünsche ich dir noch", bürstete er das Mädel weg. Ich schmunzelte nur leicht, als Wincent seinen Laptop öffnete und wild durch die Gegend klickte. „Danke", flüstere er mir dann zu. „Immer wieder gern", erwiderte ich. „Ich hab eigentlich gar keinen Bock zu arbeiten", murmelte Wincent dann, was mich schmunzeln ließ. „Wir müssen in zwanzig Minuten umsteigen und danach kannst du chillen", sagte ich und strich über Wincents Oberschenkel. „Das klingt nach einem Plan", nickte Wincent und konzentrierte sich auf irgendeine super unwichtige Mail, die er normalerweise niemals beantwortet hätte.

Nach dem Umstieg verlief die restliche Fahrt unspektakulär. Gut, ich war super gestresst, weil wir total viel Verspätung hatten und ich Anna schon beichten musste, dass wir definitiv nicht pünktlich sein würden.

Träume oder Wünsche // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt