Kapitel 613

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Sicht Wincent

„Was willst du reden?", fragte ich Isa und sah sie an. „Naja... über die Sache bei den Proben...", begann sie. „Was? Dass du meinst, dass ich nicht weiß, was ich tue? Dass du dich da einfach einmischt und mir sagst, was ich tun soll?", war ich sofort wieder auf 180. „Wohl eher darüber, dass du mich vor den Kids so rausgeschmissen hast. Du bist ein Vorbild für die", wurde Isa auch relativ laut. „Hättest du einfach nicht ungefragt deinen Senf dazu gegeben, wäre das nicht passiert", verdrehte ich die Augen. „Ja okay, dann haben wir beide einen Fehler gemacht, aber so wie du mich angemacht hast, Wincent das geht im Beruf nicht", redete sie auf mich ein. „Ach sagst du mir schon wieder, was ich in meinem Beruf tun und lassen soll?", schrie ich sie an. „Ja, an gewissen Stellen gebe ich dir als deine Frau einen gut gemeinten Rat", war auch Isa laut und das Wort ‚Frau' betonte sie besonders. „Ist es ein gut gemeinter Rat mich da komplett zu blamieren?", provozierte ich sie. „Du gibts doch sonst auch immer nichts darauf was Andere Denken", kam es nur zurück. „Und am Ende geht es trotzdem darum, wie du da mit mir geredet hast", schloss sie den Kreis wieder. „Ich konnte dich in dem Moment einfach nicht sehen", bluffte ich sie an. „Ach und dann musst du mich mit so einer Wortwahl rausschmeißen?", fragte sie und wurde langsam leiser. Ich wusste, dass sie mit den Tränen kämpfte und wie sehr sie sowas hasste, aber ich konnte gerade noch nicht. „Ja, das musste ich. Und jetzt muss ich erstmal Joggen, weil ich dir nicht garatieren kann, dass ich dir sonst nicht noch mehr solcher Sachen gegen den Kopf werfe", meinte ich laut und zog mir meine Schuhe an. „Ist wohl besser", kam es leise von Isa, doch ich drehte mich nicht mehr zu ihr. Ich rief Goldi und ging aus dem Zimmer, sonst wäre die ganze Sache wohl noch viel mehr eskaliert, als sie es so schon war.

Ich drehte eine wirklich große Runde, aber irgendwann musste ich wohl zurück. Langsam kam das schlechte Gewissen und es tat mir leid, was ich meiner Frau alles an den Kopf geworfen hatte und sie hatte leider bei vielem auch noch Recht. Ich hätte üben sollen und vor allem hätte ich vor den Kids nicht so mit ihr reden dürfen, immerhin bin ich ein Vorbild und ja auch diese Worte kamen von Isa. „Na komm Dicker, wir gehen uns entschuldigen", sagte ich zu Goldi, als wir das Hotel betraten. Goldi sah mich nur mit seinen großen braunen Augen an, als wolle er mir sagen ‚merkst selber, dass du Scheiße gebaut hast, was?'. Unten bestellte ich direkt noch das Essen, damit ich nicht nochmal anrufen musste und ging dann hoch zu Isa. Ich klopfte an die Tür, da ich nicht mal eine Zimmerkarte mitgenommen hatte und wartete, dass sie mir öffnete. „Hey", sagte ich leise. Isa ging zurück ins Zimmer und ich folgte ihr. Ich machte Goldi frisches Wasser, gab ihm sein Futter und sah Isa dann an. „Nu geh erst Duschen", meinte sie leise und sah nicht mal an. Ich schnappte mir also frische Klamotten und sprang unter eine Turbo Dusche. Derweil überlegte ich mir schon mal, was ich Isa nachher sagen wollte, aber es gab nicht die richtigen Worte für das, was ich ihr schon wieder an den Kopf geworfen hatte. Ich trocknete mich schnell ab, schmiss mir ne Jogger und nen Shirt über und ging zu Isa. „Ich... es... es tut mir leid, ich hätte nicht so mit dir reden dürfen. Weder vor den Kids, noch hier im Hotel. Ja, zu einer Ehe gehört auch Streit, aber so geht das nicht. Immer wieder sind es solche Kleinigkeiten an denen wir uns aufhängen und das will ich nicht. Vor allem, weil es heute nur daran lag, dass ich wusste dass du Recht hattest und du hast es mir nicht mal unter die Nase gerieben. Ich weiß nicht, was momentan mit mir los ist, ich...", ratterte ich runter und sah Isa irgendwann atemlos an. „Schon gut. Wir hatten echt volle Wochen, kaum Zeit zu Zweit, da sind es meistens die kleinen Dinger, an denen man sich aufhängt", rechtfertigte sie unsere Situation. „Das ist aber keine Entschuldigung dafür, wie ich mit dir geredet habe, so will ich nicht sein", sagte ich und sah ihr nun das erste Mal in die Augen. Sie musste viel geweint haben und sah echt fertig aus. „Das ändert trotzdem nichts an Vergangenem", lächelte sie tapfer. „Du hast wegen mir geweint, ich bin dein Mann, ich sollte dich glücklich machen und auf Händen tragen", murmelte ich und lehnte mich gegen die Wand. Isa wollte gerade noch etwas sagen, als es an der Tür klopfte. Ich ging hin und nahm unser Essen an. Sollte unser Gespräch wirklich so enden?

Träume oder Wünsche // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt