Sicht Isa
„Wincent, verstehst du nicht, was das Problem ist?", fragte ich ihn zum bestimmt hundertsten Mal, seit er mir die Aktion am Bodensee gestanden hatte. „Verstehst du nicht, dass deine Lügen das sind, was mich verletzt hat? Dass du mich wochenlang angelogen hast ist das Problem. Und vor allem die Tatsache, dass du das weiter durchziehen wolltest, wenn ich nicht Wind davon bekommen hätte", sagte ich und versuchte wirklich ruhig zu bleiben. Innerlich hätte ich ausflippen können. Da war dieses Gefühl wie schon an dem Tag, als er mit der Wahrheit rausgerückt ist. Aber ich wollte mich da nicht mehr reinsteigern. „Doch, das versteh ich. Das hast du mich nun lange genug spüren lassen", wurde Wincent plötzlich laut und ich erschrak total. Und er auch. Zumindest sah er mich so an. „Tschuldigung", gab er sofort kleinlaut zu. „Ich will doch einfach nur, dass wir wieder werden wie früher", seufzte er. Wie automatisch tat ich es ihm gleich. Ich wusste, dass er genug gelitten hatten. Ich wusste, dass er viel darüber nachgedacht hatte, wie er sich verhalten hatte. Und ich wusste, dass er es bereute. „Ich weiß doch wie blöd das war, und dass es das nur noch schlimmer gemacht hat", redete er weiter. „Na wenigstens was", murmelte ich mehr für mich. Ich wusste, dass es an der Zeit war das Thema hinter uns zu lassen. „Isa, es tut mir wirklich leid. Ich verspreche dir, dass ich dich nie wieder anlügen werden, egal worum es geht- außer es dein Geburtstag vielleicht", fing er an und griff nach meiner Hand. Ich musste etwas schmunzeln, als er meinen Geburtstag erwähnte- er wusste genau, wie sehr ich Überraschungen hasste. „Ich war so ein Idiot, dass ich das überhaupt gemacht hab und dass ich dachte ich könnte das vor dir verheimlichen. Ich hatte wohl kurz vergessen, was wirklich wichtig ist. Das bist nämlich du. Und wir. Ich könnte mir das nie verzeihen, wenn ich uns in den Sand setzen würde. Und deshalb bitte ich dich ein allerletztes Mal: Verzeih mir! Ich liebe dich", brach ein richtiger Redeschwall über Wincent herein, dass ich Mühe hatte ihm zu folgen. Und langsam stiegen mir Tränen in die Augen. Ich ging zu ihm rüber und setzte mich auf seinen Schoß, ehe er mich in einer großen Umarmung vergrub. „Ich liebe dich auch", flüsterte ich ihm ins Ohr. Es tat so gut, wie er mich festhielt und ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte. „Rede einfach mit mir, okay? Alles was dein ist, ist auch mein, das müsstest du doch mittlerweile wissen", murmelte ich. Ich verstand ja seinen Gedanken mich schützen zu wollen, aber sind wir mal ehrlich, das funktionierte nicht. Nicht in unserer Konstellation mit mir als seine Frau und Managerin. „Das weiß ich doch", seufzte Wincent, „und ich weiß auch, dass wir gemeinsam eine bessere Lösung gefunden hätten". Da musste ich ihm Recht geben. Durch seinen Alleingang ging wertvolle Zeit verloren, in der dieses Video in die falschen Hände hätte geraten können. Ich setzte mich etwas auf und sah ihm in die Augen, während ich meine Hände an seine Wangen legte. „Können wir uns mal kurz darauf besinnen, dass wir ehrlich zueinander sind? Immer? Und dass wir uns beim Anderen melden, egal zu welcher Tages- und Nachtzeit? Und können wir versuchen den Anderen nicht mit Nichtachtung zu strafen?", schlug ich vor und Wincent nickte nur. „Der letzte Part wird wohl der Schwerste werden", schmunzelte Wincent, „schließlich machst du das mit Hingabe mich zu ignorieren, wenn ich Scheiße gebaut hab". Empört schlug ich ihm auf die Brust. „Pff, nix mach ich mit Hingabe", meckerte ich, aber wenn ich in Wincents Grinsen sah, fiel es mir schwer meinen Blick zu wahren. „Ich geb mir Mühe", erwiderte Wincent dann noch und sah mir in die Augen. „Und danke! Du bist die beste Frau der Welt, obwohl ich immer nur Chaos in den Leben gebracht hab", murmelte er und küsste mich dann. „Mein Leben war vorher schon Chaos, da brauchste dir gar nix drauf einbilden", schmunzelte ich nur und legte meine Stirn an seine. Ich sah genau, dass er eigentlich gerne noch etwas erwidern wollte, schließlich haben wir beide gerne das letzte Wort, aber er ließ es bleiben. Stattdessen entschieden wir uns, weiter zu frühstücken und jetzt konnte Wincent das auch genießen. Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück, während er seinen Kaffee trank und ließ seinen Blick über die Terrasse und unser Grundstück schweifen. Er strich Goldi über den Kopf, als der sich zu seinen Füßen legte und ich genoss diesen Moment sehr. Einfach nur mit meinem Mann frühstücken, ohne Termine im Nacken, ohne fremde Menschen um uns rum. Wincent schien es ähnlich zu gehen, er wirkte entspannt und gelöst, wenn er seine Augen schloss und sein Gesicht in die Sonne hielt. Wäre schön, wenn das immer so bleiben könnte, dachte ich. „Weißt du, bevor ich an den Bodensee gefahren bin, hatte ich Panik als ich an all das hier gedacht hab", fing Wincent plötzlich wieder an. Ich wusste nicht wie ich darauf reagieren sollte, hatten wir nicht eben dieses Thema begraben? Und vor allem, warum hatte er Panik? „Ich wusste nicht, ob ich das Ding hier nicht bisschen überstürzt gekauft hab. Ob das nicht zu schnell is...für dich...für uns", beantwortete er meine Frage und beruhigte mich damit nicht unbedingt. „Das hier schrie alles so nach Ankommen und Familie, das war mir einfach zu eng. Ich wusste nicht, ob ich das schon kann jetzt", redete er weiter und ich war völlig überfordert damit. Was sollte das jetzt? „Warum sagst du mir das?", fragte ich Wincent und hatte Mühe meine aufkommenden Tränen runterzuschlucken.
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Träume oder Wünsche // Wincent Weiß Fanfiction
FanfictionNach Fehlern, Schicksal, Plänen und Träumen folgen jetzt die Wünsche. Die Geschichte von Isa und Wincent geht in Runde vier. Euch erwarten weitere Höhen und Tiefen im Leben der Beiden, mittlerweile als Ehepaar, mit Hund, Haus und Garten. Für aktue...