Kapitel 680

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Sicht Wincent

Ich unterschrieb Autogrammkarten im Akkord und tauschte mich nebenbei mit meiner Schwester über die neusten Entwicklungen aus. „Isa sah nicht gut aus die letzten Wochen", sagte Shayenne irgendwann. „Ich weiß, aber mach dir keinen Kopf", lächelte ich. Würden uns Alle in den nächsten Tagen und Wochen darauf ansprechen? Shayenne plapperte derweil schon munter weiter, während mein Blick an Isa in der Küche hing. „Wincent, unterschreiben", lachte Shayenne irgendwann und somit setzte ich meine eigentliche Arbeit fort. Das klappte zumindest so lange gut, bis der Duft von Essen den Raum erfüllte, immerhin gab es für mich heute Mittag ja nicht viel. „Können wir erst Essen?", jaulte ich irgendwann und warf sehnsüchtige Blicke in Richtung Küche. Shayenne verdrehte nur Lachend die Augen, nickte dann aber und räumte alles zur Seite. Ich stand auf und musste mir dann doch nochmal die kleinen Kätzchen ansehen. Irgendwann kam Isa dazu und kuschelte sich von hinten an mich. Ich wusste, dass sie das eher tat, weil wir beobachtet wurden, aber ich genoss es trotzdem. Wir aßen dann alle gemeinsam und danach unterschrieb ich weiter. Isa suchte immer wieder meine Nähe und langsam war ich mir sicher, sie wollte das auch. Bis wir nach Hause fuhren, war es relativ spät und Isa wirkte ziemlich müde. „Musst du morgen wieder zur Uni?", wollte ich wissen. „Morgen ist Samstag", lachte Isa leicht. „Oh", gab ich irritiert von mir. „Johannes?", wollte ich wissen. „Nein, erst Sonntag wieder. Wir zwei haben Einiges zu Arbeiten", sagte sie. „Okay", nickte ich. Wir kamen dann zu Hause an und gingen rein. Isa verschwand sofort im Bad und ich holte mir ein paar Sachen aus dem Schlafzimmer und wartete dann, bis ich ins Bad konnte. Isa kam wieder und in ihrer kurzen Schlafhose und dem engen Top sah sie echt gut aus. Vor allem hatte ich sie lange nicht mehr so gesehen und meine Gedanken meldeten sich sofort zu Wort. Glücklicherweise konnte ich diese zügeln, bevor sich auch mein Körper meldete. „Schau nicht so", schmunzelte Isa leicht. „Sorry", sagte ich hastig und ging ins Bad. Als ich fertig war, war ich schon auf dem Weg ins Gästezimmer, als Isa nach mir rief. „Ich will nicht noch eine Nacht ohne dich schlafen", meinte sie leise. Fragend sah ich sie an. „Soll ich wieder...", begann ich und sie nickte einfach. Lächelnd holte ich meinen Kram und legte mich auf meine Betthälfte. „Ich hab echt schlecht geschlafen ohne dich", flüsterte Isa und ich sah zu ihr rüber. Es war nur noch die Lichterkette über dem Bett an, aber ich sah die Tränen in ihren Augen schimmern. Noch bevor ich was sagen konnte, redete Isa weiter. „Jede Nacht lag ich wach und hab darüber nachgedacht, wo du bist. Ich hab auf eine Nachricht oder einen Anruf gewartet, bin von jeder Benachrichtigung auf meinem Handy wach geworden, von jedem Geräusch im Haus. Immer hab ich gerätselt, was los ist, wo du bist. Ob ich schuld daran bin, ob ich was falsch gemacht hab, oder ob dir doch was passiert ist. Du hättest einfach tagelang irgendwo in einem Graben liegen können und keiner hätte dich gefunden", schluchzte sie. Ich war wie gelähmt. Sie war Profi darin mir ein schlechtes Gewissen zu machen, ohne es mir direkt vorzuwerfen. Und ich oder sie hatten mir Einiges vorzuwerfen. Zögerlich zog ich Isa zu mir und sie vergrub ihren Kopf sofort in meinem Shirt. „Es tut mir so leid", flüsterte ich leise und strich ihr über den Rücken. „Und dann hast du noch so gefährliche Sachen gemacht. Von Brücken zu springen und so", schmiss sie noch hinterher und weinte nur noch mehr. Dass die Aktion mit der Brücke eine der ungefährlichsten der zwei Wochen war, musste Isa ja nicht wissen. Ich versuchte sie dann irgendwie zu beruhigen, was auch ganz gut funktionierte. Und sie war einfach so erschöpft, dass sie wenig später einschlief, während ich mit meinen Gedanken noch ewig alleine blieb. 

Am nächsten Morgen war ich somit ziemlich gerädert, aber alles, was ich über zwei Wochen so erfolgreich verdrängt hatte, holte mich jetzt natürlich um so mehr ein. Ich sah mich um und Isa lag noch neben mir. Sie war zwar schon am Handy, aber wenigstens war sie noch hier. Vorsichtig drehte ich mich zu ihr und schlag meine Arme um ihren Körper. „Guten Morgen", lächelte Isa und strich mir durch die Haare. „Morgen", murmelte ich. Isa sah mich einfach an und strich mir immer wieder durch die Haare. „Alles gut bei dir?", wollte sie wissen. „Geht so", sagte ich nur leise und wich ihrem Blick aus. Uns war Beiden klar, dass die Sache noch nicht ausgestanden war und ich wusste auch, dass Isa gerade nur nach Außen stark war. Da war noch so viel zu klären und aufzuarbeiten, das konnten wir in zwei Tagen und mit einem Gespräch nicht geklärt haben. „Möchtest du drüber reden?", fragte Isa dann und legte ihr Handy zur Seite. Wollte ich das?

Träume oder Wünsche // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt