Kapitel 676

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„Du hast nicht daran gedacht, dass du mich im Stich lässt? Du musstest daran erinnert werden, dass du mich liebst? Wincent, was denkst du dir dabei? Denkst du wirklich du kannst einfach mal zwei Wochen abtauchen, dich bei Niemandem melden und wir machen danach einfach weiter, wie immer? Wo zur Hölle warst du? Und jetzt sag mir nicht ‚bei Freunden'! Was hast du die ganze Zeit gemacht? Warum hast du es nicht wenigstens hinbekommen mir zu sagen, dass du mal raus musst aus dem und dem Grund und dass du da und da bist? Ich war kurz davor alle Krankenhäuser abzutelefonieren, weil ich dachte dir wäre etwas passiert. Ich musste unsere Freunde und Familien anlügen, weil das einfacher war, als zu erklären, dass ich nicht weiß, wo mein Mann ist. Ich habe kaum geschlafen, geschweige denn gegessen aus Sorge. Sogar Goldi war krank vor Kummer. Glaubst du wirklich das lässt sich so einfach erklären? Wer waren diese Leute bei denen du warst? Was hast du die ganze Zeit getrieben? Wie ich gesehen hab gefährliche Sprünge von Brücken, illegale Partys, wegen denen Anna übrigens auch sauer auf dich ist, und irgendwelche Frauen. Hast du mich betrogen? Die Presse und deine Fans sind da ja alle einer Meinung. Oh und demnach sind wir auch getrennt. Kannst du dir eigentlich nur im Ansatz vorstellen, was ich hier durchgemacht habe?"

All das knallte sie mir ungebremst an den Kopf und sah mich dabei die ganze Zeit an. Ich konnte diesem Blick nicht standhalten, immer weiter wurde mir einfach nur bewusst, was ich angestellt hatte. Und ich wusste langsam auch, dass das nicht so einfach zu klären war. Isas Vertrauen war gebrochen und ihr Herz hatte auch einen ordentlichen Knacks. „Ich hab dich nicht betrogen, ich hab die anderen Frauen nicht mal angeschaut", platzte es dann als Erstes aus mir heraus. „Schön, sonst hättest du auch direkt deine Sachen packen können", meinte sie trocken. „Isa bitte, ich... ich erklär dir alles, was du willst. Ich weiß nur nicht, wo ich anfangen soll", murmelte ich und griff nach ihrer Hand. Diese entzog sie mir sofort und stand auf. „Ich mach mir jetzt einen Tee und dann gehen wir alles durch, ich hab viele Fragen", sagte sie leise. „Möchtest du einen Kaffee?", schob sie hinterher. Ich nickte leicht und nutzte diese Chance noch einmal, um meine Gedanken zu sortieren.

Isa kam wieder und schob mir eine Tasse rüber. Sie setzte sich mir gegenüber und sah mich an, bevor wir Frage für Frage und Tag für Tag aufarbeiteten.

„Wo warst du?", wollte sie als erstes Wissen. „Ein paar Tage noch in Würzburg, dann München, Bodensee, Köln, Berlin und nochmal München", antwortete ich. „Wer waren diese Leute, die du besucht hast, ich kannte die teilweise kaum", war das Nächste. „Teilweise alte Freunde oder Leute die ich übers Skaten und Surfen kennengelernt habe. Wir hatten kurz überlegt nach Frankreich zu fahren" „Und warum hast du es nicht hinbekommen mir wenigstens kurz zu sagen, dass du raus musst und wo du bist?", fragte sie und ja... darauf wusste ich auch nicht so wirklich eine Antwort. „Keine Ahnung. Ich hatte Angst vor deiner Reaktion, wenn ich mal wieder mehr oder weniger Alles in Frage stelle. Ich hab mein Handy einfach kaum angerührt und dachte ich hätte dann weniger Probleme, ich weiß, dass das keine Rechtfertigung ist", murmelte ich und versuchte mich dabei hinter meiner Kaffeetasse zu verstecken. „Und angerufen und geschrieben hab ich so oft, weil mir langweilig war, oder was?", lachte Isa ironisch auf. „Irgendwann hab ich mich nicht mehr getraut mich zu melden", war das Erste, was mir einfiel. „Und warum redest du nicht vielleicht einfach mal mit irgendwem? Mir, Marco, Johannes, deiner Mum?", hakte Isa weiter nach. „Alle waren so glücklich, dass ich jetzt angekommen war, mich hätte doch Niemand verstanden", murmelte ich. „Das weißt du doch gar nicht, ich dachte nach den letzten Malen hatten wir uns wirklich geschworen über Alles zu reden", sagte Isa unsicher. „Ich... ja... ich hab doch verstanden, dass ich Mist gebaut habe", gab ich resigniert von mir. „Das ist das Eine, aber du hast viele Menschen verletzt, mich besonders", erklärte Isa und der Schmerz in ihren Augen machte mich echt fertig. Wie gerne ich sie einfach in den Arm genommen hätte, aber ich wusste, dass sie das gerade nicht wollte. Wir redeten echt noch eine ganze Weile und Isa hatte viele Fragen. Nachdem sie das Meiste wusste, oder scheinbar zumindest das, was sie wissen wollte, kamen wir endlich mal auf sie zu sprechen. Was sie in den letzten zwei Wochen alles ohne mich durchstehen musste, versetzte mir wieder einen Stich ins Herz. Sie hatte kaum gegessen oder geschlafen, trotzdem gearbeitet, meine Tour geplant und nebenbei noch unserem gesamten Freundeskreis gegenüber was vorgespielt. Nur Marco und Hannah wussten, dass ich weg war, dem Rest hatte sie verkauft ich wäre beruflich unterwegs und bei Freunden. Gut und Johannes konnte sie irgendwann nichts mehr vorspielen. Dieses Mal war ich wirklich derjenige, der Isa kaputt gemacht hatte und jetzt würde ich vermutlich nicht mal an sie rankommen, um die Scherben wieder zusammen zu kehren.

Träume oder Wünsche // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt