Sicht Wincent
Nachdem Isa weg war probten wir noch einen Tag, bevor ich alleine weiter nach München fuhr. Ich hatte einen Termin zum Kalendershooting mit Dario und arbeitete auch noch ein paar kleine Merchsachen mit Amelie ab. Isa stieß am nächsten Tag wieder zu uns und brachte auch Johannes mit, sodass ich Beschäftigung hatten, während Amelie und Isa mal wieder in Arbeit versanken. Unseren letzten Abend in München verbrachte ich mit Marco und Johannes beim ersten EM-Spiel im Stadion und das tat mir richtig gut. Wir hatten einen richtigen Männerabend, wie er im Buche stand. Marco war so drin im Fußballmodus, was mich köstlich amüsierte. Glücklicherweise gab es nicht allzu viel Bier im Stadion, sodass ich am nächsten Morgen nicht völlig zerstört aufwachte. Das hätte ich mir aber auch nicht leisten können, schließlich stand das Prime Day Konzert noch auf dem Plan, als letzte Etappe, bevor es wieder nach Hause ging. Die Band und ich konnten uns richtig austoben und hatten unfassbar viel Spaß und die Vorfreude auf unsere eigenen Sommerkonzerte wuchs ins Unermessliche.
Aber erstmal mussten wir einen Umzug über die Bühne bringen. Wir hatten für den übernächsten Tag genug Helfer organisiert und eigentlich wenig Kram, da spielte uns die Größe unserer bisherigen Wohnung schon ganz gut in die Karten. Unsere wenigen Habseligkeiten würden in dem großen Haus wohl erstmal etwas verloren wirken. Aber ich war mir sicher, Isa würde es uns schön machen. Mit der Zeit. Ich freute mich riesig auf diesen Schritt mit Isa, aber manchmal überkam mich auch die Unsicherheit. Es war echt eine Nummer, nachdem, was wir in den letzten Jahren so erlebt hatten. Ich glaube Isa ging es ähnlich, denn sie sah nur gedankenverloren in den Himmel, während wir unsere abendliche Waldrunde mit Goldi gingen. Seit wir Zuhause losgegangen waren, hatten wir nicht wirklich ein Wort geredet.
„Was geht dir so durch den Kopf?", fragte Isa mich. Es war schon verrückt, wie feinfühlig sie war was meine Gefühlslage betraf. „Keine Ahnung. Das mit dem Umzug ist so ein großer Schritt", murmelte ich und traute mich nicht mal sie anzusehen. Warum auch immer. Eigentlich wusste ich ja, dass ich bei ihr alles sagen konnte. Alles, was mich bedrückte und beschäftigte. „Versteh mich nicht falsch", schob ich direkt nach, „ich freu mich wirklich da drauf und das ist alles, was ich will, aber irgendwie ists schon auch krass..." Wir gingen immer noch einfach nebeneinander her, wir hatten nicht mal unsere Finger miteinander verschränkt. „Das geht mir genauso", fing Isa an und unbewusst atmete ich auf. „Aber eigentlich müsste es uns im Haus besser gehen als in der Wohnung, immerhin können wir uns da viel besser aus dem Weg gehen", sagte sie und ich wusste nicht, was sie davon wie ernst meinte. Aber grundsätzlich hatte sie eigentlich Recht. Wir hatten im Haus beide viel mehr Rückzugsmöglichkeiten und ganz nüchtern betrachtet war es ja auch nur ein Standortwechsel. Und nicht so eine riesen Veränderung wie eine Schwangerschaft, zum Beispiel. Und geheiratet hatten wir ja schon, das war ein viel größerer Schritt, einer fürs Leben. Das Haus war im Zweifelsfall schnell wieder verkauft. Deshalb verstand ich auch nicht so wirklich, was mein Problem mit der ganzen Sache war. Plötzlich blieb Isa stehen und hielt mich am Handgelenk fest, sodass ich ihr gegenüber stand. „Rede einfach mit mir, wenn dich was bedrückt, okay?", sagte sie und legte ihre Hand sanft an meine Wange. Ich sah ihr in die Augen, die so viel Liebe und Verständnis ausstrahlten, und nickte nur. „Mach ich. Aber das Gleiche gilt auch für dich", flüsterte ich und gab ihr einen langen Kuss. Meine Zweifel waren völlig unbegründet. Isa war die Frau meines Lebens und das wird sie immer sein.
Am nächsten Tag brachten wir schon die ersten Kleinigkeiten ins Haus und vor allem Sachen, die sehr privat waren. Wir packten in der Wohnung auch schon viele Umzugskartons, was Goldi zunehmend verwirrte. Er merkte, dass sich etwas änderte in unserer kleinen Familie. Nachdem ich gestern einen kurzen gedanklichen Aussetzer hatte, konnte ich mich mittlerweile wieder richtig auf den Umzug freuen. Vor allem freute ich mich darauf, mir mein ganz persönliches Reich einzurichten; einen Raum nur für mich. Als Rückzugsort, wenn ich mal eine Pause brauchte- wovon auch immer. Aber genauso freute ich mich darauf mit Isa mehr Platz zu haben, ein Büro zum arbeiten- und auch nur zum arbeiten-, und eine Schlafzimmertür, die wir schließen konnten- nur für den Fall. Wobei die nicht jugendfreien Sachen passierten ja eh eher selten im Schlafzimmer.
Der nächste Tag, unser Umzugstag, startete früh- viel zu früh für mein Empfinden. Ziemlich müde stand ich auf und stellte mich als erstes unter die kalte Dusche, während Isa mit Goldi draußen war. Mit einem Handtuch um der Hüfte lief ich durch die Wohnung und suchte mir was zum Anziehen. „Ey du heißer Kerl", hörte ich dann Isa hinter mir und drehte mich zu ihr um. „Na", schmunzelte ich und ging auf sie zu. „Haben wir die Zeit, oder brauch ichs gar nicht versuchen?", fragte ich und legte meine Hände an ihre Taille. „Die Zeit nehm ich mir", grinste Isa und verschränkte ihre Arme in meinem Nacken. Ich begann sie sofort zu küssen und schob sie rückwärts aufs Bett. Isa hatte nur ein Top und eine Shorts an, da es heute verdammt heiß werden sollte und das hatte ich ihr dann auch ziemlich schnell wieder ausgezogen. Ich küsste mich über ihren Körper und stellte mal wieder fest, wie heiß meine Frau war. „Wincent!", seufzte sie und zog mich wieder zu sich nach oben. Ihre Augen waren fast schwarz und sie biss sich auf die Lippe, während ihre Fingernägel über meine Schultern und meinen Rücken strichen. Grinsend legte ich meine Lippen wieder auf ihre und löste das Handtuch um meine Hüfte, als es an der Tür klingelte. Oh bitte nicht, flehte ich gedanklich. Ich vertiefte den Kuss mit Isa in der Hoffnung sie hätte die Tür nicht gehört, aber meine Hoffnung war vergebens. Es klingelte nochmal und nochmal und dann wurde Isa hellhörig. „Hats geklingelt?", fragte sie atemlos und ich nickte. Der Ofen war sowas von aus jetzt- bei ihr und irgendwie auch bei mir. „Scheiße, warum sind die immer so pünktlich", brummelte sie und rollte sich unter mir durch und aus dem Bett. Ob unsere Helfer wussten, was sie uns und sich mit ihrer Überpünktlichkeit antaten? Isa und ich wären sicherlich entspannter durch diesen Tag gegangen, wenn uns unsere morgendliche Entspannung gegönnt worden wäre. So mussten alle Beteiligten mit unserer Laune leben, die nur deshalb so hervorragend war, weil sie uns um den letzten heißen Sex in dieser Wohnung gebracht hatten.
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Träume oder Wünsche // Wincent Weiß Fanfiction
FanficNach Fehlern, Schicksal, Plänen und Träumen folgen jetzt die Wünsche. Die Geschichte von Isa und Wincent geht in Runde vier. Euch erwarten weitere Höhen und Tiefen im Leben der Beiden, mittlerweile als Ehepaar, mit Hund, Haus und Garten. Für aktue...