Kapitel 678

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Sicht Isa

Ich kochte gerade, als Wincent in die Küche kam. Ich wusste nicht so recht, wie wir jetzt miteinander umgehen sollten und wollten, als er sich plötzlich an meinen Rücken schmiegte. Kurz hielt ich inne, aber irgendwie genoss ich seine Berührung dann doch, nichts anderes wollte ich doch die ganze Zeit. „Ich liebe dich doch über alles", murmelte Wincent. „Ich dich auch, aber gib mir Zeit", erwiderte ich leise und da löste er sich von mir. „Sorry, das war übergriffig von mir", entschuldigte er sich sofort. „Nein, alles gut. Du hast nichts falsch gemacht", lächelte ich leicht. Wincent lächelte nur schüchtern und deckte dann den Esstisch. Das würde wohl ein langer Weg werden, bis wir uns wieder verhielt wie vorher, aber ich konnte die zwei Wochen, die er mich alleine gelassen hatte, ja auch nicht einfach aus meinem Kopf streichen. Da war ja nur die Frage, was wir mit dem Teil unserer Freunde und seiner Familie machten, die ich erfolgreich angelogen hatte. Würden wir ihnen etwas vorspielen oder nachträglich doch noch mit der Wahrheit rausrutschen. Ich stellte das fertige Essen auf den Tisch und setzte mich Wincent gegenüber. „Worüber denkst du nach?", wollte er wissen. „Wie wir mit deiner Familie und so umgehen", sagte ich und Wincent nickte. „Mir wärs lieb, wenn sie nicht direkt alles erfahren, aber ich verstehe auch, dass du ihnen vermutlich nichts vorspielen willst", erwiderte er. „Ich hab aber auch keine Lust auf Fragen", seufzte ich. „Lassen wir es einfach auf uns zukommen?", fragte Wincent und ich nickte. „Shayenne meinte schon, du müsstest dringend vorbeikommen, sie hat keine Autogrammkarten mehr", nutzte ich dann direkt die Gelegenheit. „Haben wir morgen Nachmittag was vor?", fragte er. „Du hast um 16 Uhr noch nen Interview online, sonst nichts, nein", meinte ich und begann zu Essen. „Fahren wir danach zu meiner Mum?", schlug Wincent vor und ich nickte. Wir versuchten uns dann ein bisschen in Smalltalk, aber er hatte schon einiges verpasst und so kam irgendwann die Frage auf, was ich eigentlich jeden Tag im Reitstall machte. „Die Besitzerin von zwei Pferden kann sich gerade nicht um die Beiden kümmern und Shay und ich reiten die zwei deswegen. Der Eine wurde jetzt heute aber von ihrer Tochter abgeholt. Whisky ist noch da und vermutlich wird der auch noch länger jemanden brauchen", erklärte ich. „Und was ist, wenn du wieder unterwegs bist?", hakte Wincent da. „Er gehört mir ja nicht. Die allgemeine Pflege macht der Stall und das Reiten übernimmt Shayenne dann", sagte ich und Wincent nickte. „Ihr versteht euch bestimmt", schmunzelte ich. Wincent nickte nur skeptisch. Er hatte es nicht so mit Pferden, aber ich brauchte ja in den letzten Wochen auch jemanden der für mich da war und das hatten Goldi und Whisky wundervoll gelöst.

Nach dem Essen machte ich noch kurz was für die Uni, bevor ich mit Goldi rauswollte, doch dieser lag gerade mit Wincent auf dem Boden. „Kommt ihr Beide mit?", schmunzelte ich. Wincent nickte, stand auf und zog sich Schuhe an. Ich schnappte mir noch eine Karotte für Whisky und Goldis Leckerchen und wir verließen das Haus. Wincent und ich liefen schweigend nebeneinander her, während Goldi munter die Umgebung erkundete. Wir drehten eine Runde durch den Wald und irgendwie fehlte mir echt der Körperkontakt zu Wincent. Nichts hatte ich mir in den letzten Wochen mehr gewünscht, als dass alles wieder ist wie immer, wir gemeinsam spazieren gehen, Händchenhalten und in die ein oder andere Knutscherei verfallen. Unsicher verkleinerte ich den Abstand zwischen uns ein bisschen und griff irgendwann nach Wincents Hand. Überrascht verschränkte er unsere Finger miteinander und ich war mir sicher im Augenwinkel ein Lächeln auf seinem Gesicht zu erkennen. „Wofür hast du eigentlich eine Karotte dabei? Falls der kleine Hunger vorbeikommt?", lachte er. „Nein, wir müssen gleich noch wen einsammeln, ich hab Whisky nochmal auf die Koppel gebracht nach dem Reiten", erklärte ich. Wincent nickte nur noch und so liefen wir weiter schweigend nebeneinander her, bis wir fast wieder zu Hause und somit an der Koppel waren. Ich löste mich von Wincent und schlupfte durch das Gatter. „Komm", lachte ich, doch Wincent blieb lieber draußen, während der große Hengst schon auf uns zu kam. Goldi begrüßte ihn freudig und die Beiden drehten dann doch noch eine Runde über die Koppel, bevor sie bei mir zum Stehen kam. Ich klemmte den Strick an Whiskys Halfter und gab ihm schonmal ein Stück von der Karotte. Ich öffnete das Gatter und ging direkt auf Wincent zu. „Alter ist der groß", sagte er und machte einen Schritt zurück. „Der beißt nicht", schmunzelte ich und ging einfach los Richtung Stall. Wincent lief neben mir und beäugte das Pferd immer wieder kritisch. Als Whisky dann wieherte, weil er die anderen Pferde hörte, vergrößerte Wincent seinen Abstand nochmal. „Mensch der tut Nichts", lachte ich und deutete auf Goldi, welcher immer wieder um den Hengst rannte und so gar kein Problem damit hatte. Im Stall stellte ich Whisky dann in die Box und sah Wincent an. „Allein bei dem Namen müsstest du ihn schon mögen", schmunzelte ich und machte das Halfter ab. „Aber der ist riesig", intervenierte Wincent sofort. „Und? Nen Pony wäre besser?", lachte ich. „Katze wär schön", murmelte Wincent, kam dann aber doch einen Schritt dichter. Ich nahm seine Hand und legte sie auf Whiskys Stirn. „Guck mal du lebst noch", lachte ich leicht. Wincent verdrehte die Augen und sah mich dann an. „Gib ihm das und dann gehen wir Heim", schmunzelte ich und hielt ihm die Karotte hin. Vorsichtig nahm Wincent diese und warf sie dem Pferd mehr oder weniger entgegen. Wow... das kann noch eine richtig gute Männerfreundschaft werden.

Träume oder Wünsche // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt