Kapitel 670

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Mitten in der Nacht schreckte ich vom Klingeln meines Handys hoch. Hastig ging ich ran und fragte sofort nach Wincent. „Ne Isa, hier ist Shay. Ich dachte du wärst noch wach", erklärte meine Schwägerin. „Jetzt wieder", lachte ich leicht. „Kannst du mich vielleicht abholen?", fragte sie. „Was, wie, wo, warum?", fragte ich, war aber schon dabei mir eine Jogginghose und einen Hoodie über zu ziehen. „Ich bin am Strand, wir haben ne kleine Party gemacht und es war echt cool und ich wollte mit Lilly heim, aber der gings nicht gut und sie ist schon weg und jetzt ist Tim auch noch aufgetaucht", erklärte sie. „Ich bin unterwegs, schickst du mir den genauen Standort?", sagte ich. „Mach ich, danke Isa", kam es noch von Shayenne, während ich schon fast aus der Tür raus war. Goldi sah mich ein bisschen irritiert an, drehte sich aber einfach um und schlief wieder weiter. Ich fuhr die zwanzig Minuten bis zu dem Ort, den Shayenne mir geschickt hatte und sah sie dort schon von Weitem Stehen. Ich hielt an, stieg aus und schloss sie erstmal in meine Arme. „Geht es dir gut?", wollte ich wissen und sah sie prüfend an. „Ja, mir gehts gut, aber ich wusste einfach nicht, wie ich nach Hause kommen sollte. Mum ist nicht an ihr Handy, Wincent auch nicht und dadurch das Tim hier ist wollte ich nicht warten, bis der erste Bus in drei Stunden fährt", erklärte sie. „Das versteh ich, dann steig ein. Kommst du mit zu mir oder soll ich dich nach Hause fahren", wollte ich wissen. „Wenn Wincent nichts dagegen hat", murmelte Shayenne. „Es ist dein Bruder, der freut sich immer, aber der ist gar nicht zu Hause", sagte ich und startete den Motor wieder. „Ach so. Ich dachte ihr genießt irgendwie die freien zwei Wochen", meinte sie irritiert. „Naja ich hab ja gar nicht komplett frei, aber er ist noch irgendwie bei nem Kumpel", erklärte ich das, was ich selber ja eigentlich gar nicht wusste. „Ach so", murmelte Shayenne nur. Wieder zu Hause, gab ich ihr etwas zum Anziehen und bezog ihr schnell das Gästebett, bevor wir noch ein paar Stunden schliefen. Von Wincent hatte ich immer noch nichts gehört.

Genau so lief es auch in den nächsten zwei Tagen. Er meldete sich gar nicht und ich wusste einfach nicht, wo mein Mann steckte. Ich hatte mittlerweile sogar aufgegeben ihm Nachrichten zu schreiben, er antwortete mir nicht mal mehr. Das Letzte was ich gehört hatte war, dass ich mir keine Sorgen machen sollte. Wow.... Langsam kamen sogar die Zweifel bei mir auf, ob er mich vielleicht betrügt, immerhin wusste ich nicht, wo er mit wem steckt.

Gerade hing ich ein wenig mit der Crewseite auf Instagram und klickte mich durch Beiträge und Stories. Irgendwann blieb ich an einigen Beiträgen hängen, in denen scharf diskutiert wurde. Wincent soll irgendwo im Süden Skaten sein. Und scheinbar waren auch Frauen dabei. Sollte mich jetzt nicht so stören, aber als dann immer wieder darüber geschrieben wurde, was mit mir ist und dass er mich ja betrügen würde, wurde ich hellhörig. Ich wechselte schnell das Profil und suchte mit meinem alten Jugendprofil, was Niemand kannte, die Seiten raus. Ich klickte mich immer tiefer in diesen Sumpf rein und fand schlussendlich wirklich die Bilder und Storys über die diskutiert wurde. Wo zur Hölle war er, was waren das für Leute, von denen er mir nie erzählt hatte und warum sagte er mir das nicht einfach. Die Frauen bereiteten mir zwar auch Sorge, aber irgendwie wollte ich nicht vollkommen austicken. Ich hätte platzen können, wenn ich diese Bilder sah, aber ich sah darauf auch, wie Wincent sie ansah und so sah er keine Frau an, von der er was wollte. Trotzdem versuchte ich ihn mal wieder zu erreichen, natürlich vergeblich. Was war nur aus unserer Ehe und was war aus dem Wincent geworden, der sich eigentlich nicht mal für einen Tag von mir trennen wollte. Ich musste den Schock erstmal verdauen und schloss Instagram. Hoffentlich würde einfach keiner unserer Freunde das sehen und mich darauf ansprechen. Was sollte ich denn darauf antworten? „Ja ne, ich weiß seit fünf Tagen nicht, wo mein Mann ist, er meldet sich nicht bei mir, ist irgendwo mit komischen Menschen und seine Fans zerreißen sich das Maul darüber, ob er mich betrügt"? Das wäre wohl keine so gute Antwort. „Komm Goldi, wir gehen ne Runde mit Whisky", rief ich und sofort stand unser Hund neben mir. Ich leinte ihn an, zog mir Schuhe an und wir gingen nach vorne zum Stall. Dort holte ich Whisky aus seiner Box und wir gingen zusammen in den Wald. Muss auch ein wunderschönes Bild sein, wie ich mit einem Hund und einem Pferd spazieren gehe und wir alle drei Meter stehen bleiben, um entweder etwas zu markieren oder ein bisschen Gras vom Wegrand zu fressen. Meine Gedanken kreisten trotz der Ablenkung die ganze Zeit um Wincent. Jetzt hatte ich wenigstens ein Lebenszeichen, wobei die Storys auch schon ein oder zwei Tage alt waren und nur von irgendwem gepostet wurden. Was war, wenn ihm doch etwas passiert war, wenn er irgendwo im Krankenhaus, oder noch schlimmer irgendwo in einem Graben lag. Ich wusste nicht, wo mein Mann war und langsam kroch immer mehr die Panik in mir hoch, das etwas richtig Schlimmes passiert sein musste.

Träume oder Wünsche // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt