Kapitel 673

1.1K 57 7
                                    

Wir waren gerade beim Aubbau und ich war wirklich am Ende meiner Kräfte. Seit Tagen hatte ich weder richtig gegessen noch geschlafen und nicht mal die hundertste Schicht MakeUp half noch irgendwas. Ich verstaute gerade das kleine Büro in den dafür vorgesehenen Kästen, als ich die Techniker reden hörte. „Übermorgen gehts erstmal wieder nach Hause, Familienzeit", lächelten sie glücklich. Ich nickte nur leicht und war froh, dass sie meinen trostlosen Gesichtsausdruck unter der Maske nicht sehen konnten. „Isa-Mäuschen, alles gut?", stand Johannes dann hinter mir und legte -mal wieder- seine Hand auf meine Schulter. Ich konnte und wollte meine Fassade nicht mehr aufrecht erhalten und hätte ich noch einmal lügen müssen, wäre mir wohl nicht mal mehr das gelungen. „Nichts ist gut", schluchzte ich und sank direkt auf dem Boden zusammen. „Komm, steh auf... wir gehen hinter", sagte Johannes leise und zog mich behutsam wieder auf die Beine. Goldi folgte uns irritiert, während Johannes mich auf das Sofa seiner Garderobe verfrachtete und die Tür schloss. „Was ist los? Es ist doch schon länger irgendwas. Hat Wincent was gemacht?", fragte er ruhig. „Wincent ist seit fast zwei Wochen weg. Er meldet sich nicht bei mir, ich weiß nicht wo er ist, wie es ihm geht oder sonst was. Alle fragen immer nach ihm, aber ich kann doch nicht sagen, dass ich nicht weiß, wo mein eigener Mann sich gerade aufhält. Marco weiß auch nichts und das Einzige, was Instagram zu bieten hat sind Gerüchte über eine Trennung und Affären. Er springt von irgendwelchen Brücken und tut sonst was nicht alles, aber die letzte Nachricht an mich ist schon anderthalb Wochen her. Keiner erreicht ihn, ich mach mir Tag und Nacht Sorgen, Vorwürfe und sonst was nicht alles. Ich schlafe kaum und kann nicht essen", erzählte ich, aber ob Johannes etwas verstand wusste ich nicht, immerhin schluchzte ich nach jedem zweiten Wort laut auf. „Habt ihr euch gestritten?", wollte Johannes wissen, während er mich in den Arm nahm. „Nichts. Wir sind umgezogen, hatten total schöne Tage, haben über die Hochzeit und so gesprochen. Dann waren die Bandproben, da war er vielleicht ein bisschen komisch, aber nichts, was irgendwie Streit wäre...", murmelte ich. „Der spinnt doch. Selbst wenn ihr euch gestritten hättet, könnte er sich mal melden. Zwei Wochen...", sagte Johannes ruhig, doch er war echt sauer. Er griff nach seinem Handy und wählte auch Wincents Nummer. Natürlich ging er mal wieder nicht ran. „Du arbeitest morgen nicht, du fährst mit Ina gleich nach Hause und entweder sie kümmert sich um dich oder du rufst eine Freundin an", meinte Johannes. „Ich komm schon alleine klar", erwiderte ich sofort. „Ich weiß du hörst das nicht gerne, aber du musst essen. Es ist gut, dass du endlich geredet hast. Ich kümmer mich drum den Deppen zu finden", flüsterte Johannes. Er gab mir einen Moment alleine und ich schrieb Hannah, dass ich noch in der Nacht wieder nach Hause kommen würde. Sie wollte sofort zu mir fahren und dort auf mich warten. Ich schleppte mich derweil in den Aufenthaltsraum, wo alle genüsslich die Pizzen verdrückten, die ich noch bestellt hatte. „Hier", sagte Johannes und schob mir eine Packung mit Pzzabrötchen rüber. Ich quälte mich echt, aber ich schaffte fast eine ganze Portion. Danach ging irgendwer nochmal mit Goldi, bis ich mich mit Ina verabschieden wollte. Gerade, als ich Johannes umarmte und mich nochmal bedanken wollte, vibrierte mein Handy in meiner Hosentasche. Ich hatte eine Nachricht von Wincent. „Ich liebe dich❤️" stand darin. Ich hielt Johannes die Nachricht kommentarlos hin und er schüttelte nur den Kopf, während er mir zusah, wie ich tippte. „Wann kommst du heim?", war das Einzige, was ich wissen wollte. „Bald" schrieb Wincent zurück. „Ich glaub der tickt nicht mehr ganz sauber. Du bist doch nicht die Crew, die man mit diesem Insider hinhalten kann", schimpfte er. Ich packte einfach mein Handy weg und stieg auf die Beifahrerseite meines Autos, mit dem Ina und ich zurückfahren würden. Ich sah, wie Johannes immer wieder auf seinem Handy tippte und sich dieses ans Ohr hielt, aber eigentlich war es mir jetzt auch egal. Ich fiel nach ein paar Minuten Fahrt, das erste Mal seit Tagen, in einen traumlosen Schlaf.

Geweckt wurde ich erst von Ina und ich erkannte schon unser Grundstück. „Wo muss ich lang?", fragte sie und ich beschrieb ihr den Weg zum Haus. Sie parkte und drinnen brannte Licht, dann war Hannah wirklich schon hier. „Danke, wie kommst du jetzt Heim?", fragte ich. „Darüber hab ich gar nicht nachgedacht", lachte Ina. „Komm mit rein und dann fahr ich dich Morgen", bot ich an. Gesagt, getan. Wir redeten drinnen noch kurz mit Hannah, fielen dann aber Todmüde in unsere Betten. Nach dem Frühstück fuhr ich Ina nach Hause und hoffte nochmal was von Johannes oder Wincent zu hören, aber da kam Nichts. Hannah lenkte mich dann ab. Wir waren bei Whisky, spielten mit Goldi, sahen irgendwelche Serien und machten sonst noch was alles, damit ich irgendwie die letzten Wochen kurzzeitig vergessen konnte, doch was blieb waren der Schmerz und die Enttäuschung. Das alles würde ich Wincent nicht so schnell verzeihen können.

Träume oder Wünsche // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt