Kapitel 611

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Sicht Wincent

Dieser Morgen war einfach nur nervig. Isa stresste die ganze Zeit rum, ich war nicht sonderlich motiviert, meine Stimme war irgendwie total belegt und wenn ich ehrlich war hatte ich gerade keine Lust den Tag mit fünf total aufgedrehten Kindern zu verbringen. Zudem war Goldi irgendwie auch total nervös und ich wusste, dass das sofort auf Isa abfärben würde. „Können wir dann?", fragte sie, als ich gerade noch oben ohne im Zimmer stand und eine Nachricht von Anna beantwortete, dass sie mit dem Shuttle vorm Hotel standen. „Ich bin doch gleich so weit, entspann dich mal.", verdrehte ich die Augen, schmiss mein Handy aufs Bett und suchte nach einem frischen Shirt. „Ich bin entspannt, du bist hier der Stinkstiefel.", sagte Isa. „Willst du dich jetzt echt Streiten?", fragte ich genervt und schmiss mir wenigstens schonmal das Shirt über. „Ich will mich nicht streiten, ich hab nur keine Lust der Fußabtreter für deine schlechte Laune zu sein.", meinte Isa und sah mich an. „Ich hab einfach keinen guten Tag, okay?", gestand ich und sah ihr das erste Mal in die Augen. „Ja, das ist okay, wenn du mir das so sagst, aber es ist für mich auch doof, wenn du mich die ganze Zeit anmachst.", erwiderte Isa. Ich ging einfach auf sie zu, breitete meine Arme aus und vergrub sie in einer Umarmung. „Ich weiß.", murmelte ich in ihre Haare. „Aber jetzt müssen wir wirklich.", löste Isa sich dann. Ich nickte, schmiss mir einfach den Hoodie von gestern über und folgte ihr und Goldi aus dem Zimmer. Unten warteten noch ein paar Menschen, Presse oder so. Ich versuchte schnell ein paar Dinge zu beantworten, während Isa sich schon zu den Anderen ins Auto setzte. Ein paar Minuten später hatte ich dann ein paar Wünsche erfüllt und ging zum Shuttle. Mit einem einfachen ‚Moin' begrüßte ich die Runde und ließ mich auf den Sitz fallen. Wir fuhren die paar Minuten zum Studio und stiegen dort wieder aus. Reingehen, Corona-Test, Garderobe, der gleiche Kram, wie jeden Tag. Ich war echt noch ziemlich fertig und nachdem wir gemeinsam Gefrühstückt hatten schmiss ich mich aufs Sofa und pennte erstmal eine Runde.

„Hey, Wincent.", flüsterte Isa irgendwann und ich spürte, wie sie mir durch die Haare strich. Ich brummte nur ein wenig, ich wollte meine Augen auf keinen Fall schon öffnen. „Komm, du musst dich umziehen und zu den Kids.", sagte sie und legte ihre Hand an meine Wange. Vorsichtig öffnete ich ein Auge und sah sie an. „Müde?", lächelte sie leicht. „Voll.", murmelte ich und schloss meine Augen wieder. „Jetzt musst du aber erstmal arbeiten.", sagte sie und stand auf. „Bleib hier.", brummte ich und versuchte sie wieder zu mir zu ziehen. „Später", sagte Isa und redete dann irgendwas mit Anna, welche wenig später aufstand und den Raum verließ. Ich setzte mich auf und blinzelte müde. „Na komm.", lächelte Isa leicht. „Was genau?", gähnte ich. Ich hatte schon wieder voll vergessen, was ich machen sollte. „Umziehen", schmunzelte sie und kam auf mich zu. „Wie verpennt kann man sein?", lächelte sie sanft und ließ sich auf meinen Schoß sinken. „So kann ich mich nicht umziehen.", murmelte ich und schob meine Hände unter ihren Hoodie. Isa grinste leicht und gab mir einen langen Kuss. Sofort hatte ich das Bedürfnis diesen zu vertiefen und drückte sie dabei noch näher an mich. Plötzlich löste Isa sich und stand auf. „Jetzt bist du wach", zwinkerte sie und warf mir mein Oberteil entgegen. „Du bist so ein hinterhältiges Biest, das mag man kaum glauben.", schüttelte ich den Kopf und zog mir meinen Hoodie und mein Shirt in einem Zug über den Kopf. „Ich würd dein Spiel gerne spielen, aber du hast minus fünf Minuten.", lachte Isa. Somit zog ich mich wirklich schnell um, setzte mir meine Maske auf und griff nach ihrer Hand, als sie auch so weit war. Wir gingen gemeinsam zum Probenraum und dort warteten die Kids schon auf uns und wärmten ihre Stimmen auf. Ich begrüßte schnell alle und dann begannen wir mit den Proben. Alle nochmal einzeln und dann unser Gruppensong. So richtig zufrieden war ich noch nicht, aber trotzdem sang ich meinen Part mehr oder weniger mit. Irgendwie war ich nicht Textsicher und mein Hals kratzte. Die Melodie kannte ich und am Ende gings ja um die Kinder. „Ja passt, würd ich sagen.", sagte ich und sah zu unseren VocalCoaches. Diese wägten nur den Kopf hin und her, bis Isa was sagte. „Ich finde ihr könnt es ruhig nochmal machen...", begann sie und nannte dann einige Stellen. Das 90% davon mich betrafen macht mich irgendwie echt sauer. „Aber ich hab ja keine Ahnung davon.", endete Isa und hob verteidigend die Hände. Meine Stimmung war längst umgeschlagen und ich fixierte sie mit meinem Blick. „Richtig, du hast keinen Plan von der ganzen Sache. Deswegen ist es wohl besser, wenn du was machen gehst, was du kannst, du hast sicher noch ein paar Mails, die du machen musst.", sagte ich ruhig, auch wenn ich innerlich kochte. Isa sah mich mit großen Augen an, stand aber auf, nahm sich Goldis Leine und ging Richtung Tür. „Viel Spaß euch noch, ihr macht das super.", lächelte sie die Kids an und verschwand dann. Warum ich so sauer war? Keine Ahnung. Vielleicht weil meine Frau gerade meine gesangliche Leistung kritisiert hatte. Ich dachte sie würde immer hinter mir stehen, anstatt mir in den Rücken zu fallen. Die Kids sahen mich alle ein wenig komisch an und ja vermutlich war die Aktion nicht die Beste, aber ich konnte es nicht ertragen, wenn Isa mich weiter mit diesem ‚ich habs dir ja gestern schon gesagt'-Blick ansah.

„Können wir weiter machen?", fragte Phillip irgendwann. „Klar, ich bin da.", sagte ich und sah die Kids an, welche auch nur aufmerksam nickten. „Nu schaut nicht alle so. Das ist okay so, Isa weiß, dass ich das nicht böse meine.", lächelte ich. Die Kids glaubten mir, der Rest nicht. Immerhin war ich gerade wirklich sauer auf Isa. Warum hatten wir unsere privaten Streitigkeiten eigentlich momentan auf der Arbeit nicht im Griff?

Träume oder Wünsche // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt