Kapitel 674

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Sicht Wincent

Durch das Klingeln meines Handys wurde ich geweckt. Wer wollte denn jetzt was von mir, es war doch erst... oh ne, es war schon 15 Uhr. Ich sah auf das Display und da hatte der Anrufer schon aufgelegt. Johannes hatte mich echt oft versucht anzurufen und mir auch nicht sehr nette Nachrichten geschrieben. Ich konnte nicht ewig weglaufe, dachte ich mir und drückte auf Rückruf. Es dauerte keine Sekunde, da nahm er ab. „Ich bins", meinte ich unsicher. „Ach wie schön, dass man dich auch mal erreicht. Sag mal was stimmt nicht mit dir?", fragte er. Nein, eigentlich schrie er mich an und das fand mein verkatertes Hirn gar nicht so schön. „Was meinst du?", murmelte ich. „Willst du mich verarschen?", fragte er aufgebracht. „Deine Frau sitzt seit fast zwei Wochen, ZWEI Wochen, ohne ein Lebenszeichen von dir zu Hause, erreicht dich nicht und macht sich Sorgen und du fragst mich, was ich meine?", kam es mir laut entgegen. „Das hatte seine Gründe, ich fahr die Tage nach Hause", seufzte ich. „Welche Gründe sind bitte eine Entschuldigung dafür die Frau, die du übrigens über alles liebst, ewig alleine zu Hause zu lassen, sich nicht zu melden und irgendwelche gefährlichen Aktionen abzuziehen. Von den anderen Weibern fang ich gar nicht erst an", sagte er und er war wirklich sauer. „Ich musste mal raus", flüsterte ich. „Ja und Wincent? Dann redest du trotzdem vorher mit deiner Frau. Du schwingst deinen Arsch, den ich dir gerade echt gerne versohlen würde, jetzt in irgendein Verkehrsmittel und fährst nach Hause!", wies er mich an. Ich hatte Johannes noch nie so erlebt, aber vermutlich war er sogar berechtigt sauer. „Ich weiß nicht mal, was ich zu ihr sagen soll...", gestand ich leise. „Liebst du sie?", fragt Johannes. „Natürlich. Isa ist mein Leben", beteuerte ich sofort. Das wurde mir erst heute Nacht wieder klar, als ich mir mit Fabi viele Biere gönnte und er mich daran erinnerte, danach entstand auch meine einzige Nachricht an Isa in den ganzen Wochen. „Dann sieh zu, dass du nach Hause kommst!", wiederholte Johannes nochmal. „Und auf dem Weg hast du genug Zeit dir zu überlegen, wie du dich erklären kannst. Wo steckst du überhaupt?", wollte er wissen. „München mittlerweile", erwiderte ich. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, was so richtig Scheiße gebaut hat. „Du hast ordentlich Scheiße gebaut, ich hoffe das ist dir klar", meinte Johannes, als könnte er meine Gedanken lesen. „Fahr nach Hause, aber wir Beiden reden nochmal", beendete er unser Gespräch dann. Ich stand auf und ging in die Küche. Ohne Kaffee konnte ich schonmal nicht klar denken. Ich öffnete auf meinem Handy die Seite der Lufthansa und buchte mir einen Flug nach Hamburg. Nachricht an Marco mit der Bitte um Abholung und damit hatte sich die Sache. Fabi fuhr mich zum Flughafen und war die ganze Zeit fröhlich. Er wusste ja auch gar nicht, was wirklich abging. Ja, er wusste, dass ich kurz ein bisschen Abstand von zu Hause brauchte, aber was wirklich in den letzten zwei Wochen gelaufen war, das wusste nur ich. Und Isa, also sie wusste, dass ich mich nicht gemeldet hatte.

Im Flugzeug überlegte ich die gesamte Zeit, was ich ihr sagen sollte, aber mir fielen einfach nicht die passenden Worte ein. Vielleicht war es auch eine dumme Idee so überstürzt nach Hause zu kommen, war sie überhaupt da? Schreiben konnte ich ihr jetzt eh nicht mehr, also musste ich es drauf ankommen lassen. Es war 23 Uhr, bis ich landete und somit wars recht leer am Flughafen. Ich lief durch die Ankunftshalle ins Parkhaus bis zu dem Platz, wo Marco mich immer abholte und da stand er tatsächlich. „Hey, danke fürs Abholen", begrüßte ich ihn und wollte ihn umarmen. „Spars dir", schob er mich sofort von sich weg. „Du weißt es also auch?", fragte ich und schmiss mich auf den Beifahrersitz. „Was weiß ich? Dass du dich nicht gemeldet hast, Isa zwei Wochen lang versucht hat alle anzulügen und Keiner wirklich wusste, wo du warst? Ja das weiß ich und für alles andere bist du vielen Menschen eine Erklärung schuldig", sagte er. Marco wurde nie laut, wenn er sauer war, aber das machte es eigentlich um so schlimmer. Ich schwieg einfach, was sollte ich noch sagen. Alle waren sauer auf mich und das ohne die Gründe zu kennen. Bis wir am Haus waren, was eigentlich mein zu Hause sein sollte, war es nach Mitternacht. Marco hielt davor und sah mich an. „Ich hab sie auch schon länger nicht gesehen, sieh zu, dass du das hinbekommst, was auch immer falsch läuft bei dir", sagte er und schmiss mich dann mehr oder weniger raus. Ich stand noch eine Weile vorm Haus, bis ich zur Tür ging. Die Alarm-Anlage war schon an, weshalb ich davon ausging, dass Isa schon schlief. Ich schloss schnell die Tür auf und schaltete den Alarm aus, bevor ich meine Schuhe auszog und meinen Rucksack in die Ecke schmiss. Ich begrüßte Goldi kurz und überlegte dann, was ich jetzt machen sollte. Ich konnte nicht einfach ins Schlafzimmer gehen und mich neben Isa legen, sie würde mich killen. Also putzte ich mir unten nur schnell die Zähne und schlich dann nach oben ins Gästezimmer. Ich schaltete das Licht an und erschreckte mich doch etwas, dass dort Jemand lag.

Träume oder Wünsche // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt