Kapitel 671

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Jeder verdammte Anruf ließ mich hochschrecken. Ich war den ganzen Tag in Alarmbereitschaft und schrieb Wincent auch immer wieder Nachrichten. Mittlerweile waren es 27 unbeantwortete. Aber er war auch ewig nicht mehr online. Ich konnte mich kaum richtig auf die Arbeit konzentrieren, die ich zu machen hatte und morgen stand das nächste Konzert von Johannes auf dem Plan. Ich hing also seit vier Stunden über diesen komischen Entwürfen und bekam genau nichts auf die Reihe. Ich nahm mir also wieder mein Handy und öffnete Instagram. Dabei fiel mir Alles aus dem Gesicht. Wie auch immer dieses Video auf meine Startseite gekommen war, es zeigte Wincent und noch irgendwen, wie sie von einer Brücke in einen Fluss mit verdammt krasser Strömung sprangen, mit einem Salto. Ich seufzte nur leise und legte mein Handy wieder weg, das tat mir nicht gut. An sich taten mir die letzten Wochen nicht gut. Ich schlief super schlecht ohne Wincent und diese Unwissenheit um ihn schlug auch auf mein Essverhalten. Ich aß vermutlich nur noch die Hälfte von dem, was ich Essen sollte. Immer wieder fragte ich mich, mitten in der Nacht, ob ich Schuld an dieser Situation war. Was ich falsch gemacht hatte, dass mein Mann mich hier zu Hause sitzen ließ und ich alleine mit Allem war. Ich musste ja Schuld sein, dass er nicht zu mir nach Hause kam und sich nicht bei mir meldete. Da war Niemand anders, der Schuld daran war. Während ich das alles mal wieder durchkaute, starrte ich konzentriert auf meinen Bildschirm, auf dem immer noch die Planungen für Johannes geöffnet waren. Die Türklingel riss mich aus meinen Gedanken. Ich erwartete Niemanden und Wincent hätte einen Schlüssel, wenn er doch mal nach Hause kommen würde. Ich ging zur Tür und musste doch leicht lächeln, als Hannah davor stand. „Ich dachte ich komm nochmal vorbei, bevor du wieder fährst", lächelte sie und hielt mir eine Tüte hin. Darin waren Sachen, die oben im Tanzsaal noch fehlten, über die wir irgendwann mal gesprochen hatten. „Du bist die Beste", lächelte ich und nahm sie in den Arm. Wir gingen rein und quatschten erst ein bisschen, bis wir hoch gingen. „Wollte Wincent nicht auch hier sein?", fragte sie. „Ja, der hat spontan noch ein paar Freunde besucht", log ich schon wieder. Hannah nickte nur skeptisch und trank ihr Glas aus. Wir gingen nach oben, richteten alles ein bisschen ein und begannen dann einfach ein bisschen zu Tanzen. Irgendwann blieben wir bei einem eher traurigen Lied hängen und machten eine Choreografie dazu. Es dauerte Stunden, bis wir zufrieden waren, aber dann machten wir ein Video davon und ich lud seit Ewigkeiten mal wieder etwas auf Instagram hoch. „So und jetzt erzählst du mir mal, was wirklich los ist", sagte Hannah. Irritiert sah ich sie an. „Isa, ich merk doch, dass hier was gewaltig faul ist", sagte sie ruhig und mir stiegen sofort die Tränen in die Augen. Ich atmete ein paar mal tief durch und begann dann zu erzählen. Davon, dass Wincent schon bei den Bandproben komisch war, aber nicht unbedingt abweisend, dass ich gerade nicht weiß, wo mein Mann sich befindet, dass er sich nicht meldet und was mir sonst alles durch den Kopf ging. Auch die Frauen und die Gerüchte ließ ich nicht aus und irgendwann wurde mir erst richtig bewusst, in was einer Katastrophe wir uns eigentlich befanden. „Ach Isa. Männer sind manchmal echt kompliziert", seufzte sie. „Ja, aber was soll ich machen. Er antwortet mir nicht und ich lüge unseren gesamten Freundeskreis an", seufzte ich. „Hast du Marco mal gefragt, vielleicht weiß der was", schlug Hannah vor. „Aber dann muss ich ja wieder zugeben, dass ich nicht weiß, was bei meinem Mann abgeht", murmelte ich und sah sie an. „Vielleicht kann Marco dir aber auch einfach helfen", versuchte Hannah mich aufzumuntern. Ich nickte leicht und griff wieder mein Handy. Zunächst stach mir aber eine Benachrichtigung von Instagram ins Auge. Wincent hatte mein Video geliked und mit einem Herz kommentiert. War das sein scheiß Ernst. Das war noch keine drei Minuten her und so wählte ich zuerst wieder seine Nummer, doch-oh Wunder- natürlich ging Wincent nicht dran. Seufzend wählte ich Marcos Nummer, welcher im Gegensatz zu seinem besten Freund sofort an sein Handy ging. „Was verschafft mir die Ehre", lachte Marco. „Naja... ich wollte mal fragen, ob du weißt, was mit Wincent abgeht", murmelte ich. „Warum? Ist doch dein Mann", sagte er. „Ja, aber der meldet sich seit fast ner Woche nicht bei mir und antwortet mir auch nicht. Ich dachte du wüsstest was", erklärte ich. „Ne, sorry. Ich würd dir da gerne helfen, aber mein letzter Stand ist, dass er bei den Bandproben war", sagte Marco. „Okay. Danke trotzdem. Und wenn er sich bei dir meldet... liebe Grüße von mir, ich mach mir Sorgen", meinte ich leise. „Gehts dir gut?", wollte Marco wissen. „Es geht. Ich bin ab Morgen erstmal mit Johannes unterwegs, das wird wohl für Ablenkung sorgen. Aber Instagram dichtet ihm schon Affären an, ich weiß nicht, was ich davon halten soll", ergänzte ich noch. „Die hat er nicht, aber der kann sich trotzdem was anhören, wenn er wieder hier ist", sagte Marco sauer.  „Glaub mir, da bin ich die Erste, die ihm die Meinung geigt", schmunzelte ich leicht. „Ich bitte darum und ich bin gespannt, was da bei ihm falsch gelaufen ist", brummte Marco. Er verabschiedete sich dann und Hannah gab alles, um mich noch ein bisschen abzulenken.

Träume oder Wünsche // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt