Träume oder Wünsche // Wincent Weiß Fanfiction

Kapitel 773

Sicht Isa

Ich fuhr heim und stellte mich dort erstmal unter die Dusche. Die letzten drei Tage waren intensiv und anstrengend. Und irgendwie tat es mir weh, Wincent so auf Abstand zu halten, aber das, was er getan hatte, tat noch viel mehr weh. Trotzdem mussten wir irgendwie weiter arbeiten und somit musste ich meine persönlichen Befindlichkeiten einfach, wie schon so oft in unserer Beziehung und unserer Ehe, hinten anstellen. Nach der Dusche ging ich in die Küche, machte mir was zu Essen und setzte mich dann noch an ein paar Mails, bevor ich mich ins Bett legte und endlich mal schnell einschlief. Am nächsten Morgen war ich relativ früh wach und sah auf mein Handy. Zwei Anrufe und eine Nachricht von Wincent. Irritiert öffnete ich die Nachricht und las sie mir durch.

„Isa, bitte hör auf so kalt zu mir zu sein und mich damit zu strafen. Ich hab Scheiße gebaut, ja, aber ich kann so nicht weiter machen. Diese Kälte zwischen uns ertrage ich nicht, nicht auf Dauer. Und nicht nur du bist verletzt, auch ich bin es, vor allem, wenn du so mit mir umgehst", schrieb er. Ich wusste, dass er gestern Abend mit Johannes gesoffen hatte und dass diese Nachricht, abgesendet um 04:51 Uhr, nicht nüchtern entstanden ist. Dafür wies sie allerdings erstaunlich wenig Fehler auf. Wobei, Betrunkene und Kinder sagen doch immer die Wahrheit, oder wie war das? Aber trotzdem brauchte Wincent nicht denken, dass es mit dieser Nachricht jetzt erledigt war. So einfach war das nicht. Ich konnte Wincent auf seine Nachricht einfach nicht antworten und so stand ich erstmal auf und frühstückte, bevor Goldi sich dann zu einer Runde Gassi überreden ließ. Wir waren am Strand und genossen den Morgen, bevor wir wieder heim gingen und ich mich umzog, um zu Whisky zu gehen. Goldi schlief lieber daheim und so ging ich alleine zu meiner Reitstunde, die ich mit Sandra noch ausgemacht hatte. Danach duschte ich und machte mich schonmal für den Radiopreis fertig. Ich trug einen weißen mit Spitze besetzten Body, eine schwarze Schickere Hose und einen schwarzen Blazer. Dazu hatte ich ein etwas stärkeres Make-up aufgelegt und meine Haare gelockt. Ich packte meine Tasche für die Nacht und meine Handtasche für den Abend und schmiss alles ins Auto, bevor ich mir Goldi und seinen Kram schnappte und ihn ebenfalls zum Auto brachte. Ich fuhr erst bei Angela vorbei und lud Goldi dort ab. „Hast du noch Zeit für einen Tee?", fragte sie. „Ja, ich muss Shayenne erst in einer halben Stunde abholen", nickte ich und folgte ihr rein. „Schick siehst du aus", lächelte Angela dann. „Ja, hab gehört Wincent hat nen Anzug an, ich hoffe das reicht", schmunzelte ich. „Ach bestimmt", sagte Angela. „Und außerdem geh ich heute eh nicht mit auf den Roten Teppich, da Johannes ja dabei ist", erzählte ich. „Das ist gut. Und du passt bestimmt wie immer auf, dass Shayenne im Hintergrund bleibt, oder?", fragte sie. „Klar, da achte ich drauf", lächelte ich. Wir unterhielten uns noch ein bisschen und ich trank meinen Tee, bevor ich weiterfuhr und bei Shayenne hielt. Normalerweise stand sie immer schon unten und wartete auf mich bei sowas, aber irgendwie nicht heute. Ich ging dann zur Haustür und klingelte. Es dauerte eine Weile, bis sie öffnete und mich ansah. „Ich hab doch geschrieben ich komm nicht mit", sagte sie. „Wie du kommst nicht mit?", fragte ich irritiert. Tatsächlich, sie hatte mir vor zwanzig Minuten geschrieben, dass hatte ich aber gar nicht gesehen. „Warum nicht?", fragte ich und ging in ihre Wohnung. Sie war schon geschminkt und ihr ganzer Kram lag da, das Kleid, was sie scheinbar anziehen wollte, lag auf dem Bett. „Darum", sagte sie nur und schob mir ihr Handy hin. Darauf war Noahs Instagram Story von gestern geöffnet. Er war mit irgendeiner Frau essen. „Und?", fragte ich. „Ja siehst du doch, er hat ne andere, da brauch ich auch nicht mitkommen", brummte sie. „Also Süße, A kommst du allein schon für deinen Bruder mit und B ist das irgendeine Frau, mit der er essen war. Vielleicht ne Freundin aus Schulzeiten oder was weiß denn ich. Seit wann lässt du dich von sowas unterbekommen?", lachte ich leicht. „Seit er mir schon zwei Tage nicht mehr geschrieben hat", verdrehte Shayenne die Augen. „Er hat eben gearbeitet"; seufzte ich. „Das nennst du arbeiten?", fragte sie und hielt mir das Video direkt nochmal unter die Nase. „Merkst du, dass du gerade eifersüchtig bist?", grinste ich. „Bin ich nicht", schmollte Shayenne. „Bist du und jetzt ziehst du dir dein Kleid an und zeigst Noah, wo er hingehört", sagte ich bestimmt und hielt ihr ihr Kleid hin. „Zack zack", warf ich noch hinterher. Shayenne verschwand lachend im Bad und war fünf Minuten später wirklich abfahrtbereit. Wir gingen zum Auto und ich motivierte sie noch ein wenig, dass Noah keine andere hatte und Augen für sie. Aber die beiden hatten ja keine Gefühle füreinander, nein nein. In Hamburg angekommen parkte ich in der Tiefgarage des Hotels und nahm Shayenne dann mit hoch. „Du musst dich übrigens mit Noah zusammenraufen, ich hab dir kein Zimmer gebucht, oder im Notfall schieben wir Wincent zu Noah ins Zimmer", schmunzelte ich. Wäre eigentlich gar keine Dumme Idee, dann müsste ich nicht neben meinem Mann schlafen, mit dem ich gerade mehr als zerstritten bin. „Nein, nein. Wir bekommen das schon hin", lächelte Shayenne. Schade eigentlich.