Kapitel 677

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„Du solltest vielleicht deine Mails mal machen", sagte Isa irgendwann nach längerer Stille. „Das sollte ich wohl", nickte ich. Ich stand auf, schnappte mir meinen Rechner aus meinem Rucksack und ging nach oben ins Büro. Hier hatte ich noch nicht mal meinen Arbeitsplatz richtig eingerichtet, während Isas Schreibtisch schon komplett fertig aussah. Ich ließ mich auf meinen Platz fallen und öffnete mein Mailprogramm. Ja gut, die nächsten Stunden war ich dann definitiv mal beschäftigt, diese Auszeit in den letzten zwei Wochen passte so gar nicht in mein Programm. Ich stöpselte mir meine AirPods in die Ohren und arbeitete einfach stumpf alles ab. Ich bekam nicht mal richtig mit, wie Isa zwischendurch rein kam und merkte den zeitlichen Fortschritt auch nur, weil die Sonne unterging und es dunkel wurde. Irgendwann spürte ich Hände auf meinen Schultern und zuckte erstmal zusammen. Ich nahm einen Kopfhörer raus und drehte mich um. Isa hatte schon ihre Schlafsachen an und sah mich an. „Ich hab dir unten was zu Essen hingestellt. Ich geh jetzt Schlafen, ich muss morgen früh in die Uni. Das Bett im Gästezimmer ist frisch bezogen. Kümmerst du dich Morgen um Goldi? Ich bin so um 16 Ihr wieder da, mach nicht mehr so lange", lächelte sie leicht und ging dann aus dem Büro. Ich hörte die Schlafzimmertür zugehen und seufzte. Sie hatte mich ausquartiert aus dem Schlafzimmer, zu Recht, ich hätte mich auch nicht gut dabei gefühlt einfach neben ihr einzuschlafen, als wäre Nichts. Ich tippte die letzte Mail zu Ende und ging dann nach unten. Goldi schlief schon seelenruhig in seinem Körbchen, während ich das Essen suchte, was Isa mir hingestellt hatte. In der Mikrowelle fand ich einen Teller mit Nudeln und irgendeiner Soße. Ich wärmte es auf und setzte mich an den Esstisch. Das Essen schmeckte wie immer köstlich, wenn Isa gekocht hatte und ich war irgendwie echt traurig über den Verlauf der letzten Wochen. Ich räumte meinen Teller und mein Glas in die Spülmaschine und schleppte mich dann ins Bad und ins Bett. Langsam kamen die letzten Zwei Wochen erst in mein Bewusstsein und eigentlich wollte ich nur heulen, aber davon konnte ich mir jetzt auch Nichts kaufen. So sehr ich in der ‚Auszeit' abschalten konnte, um so härter traf mich jetzt die Realität. Ich vergrub mich einfach in meinem Kissen und hoffte darauf, dass mich die Erschöpfung irgendwann überrollte. Mit einer Serie, die nebenbei lief, klappte das schon irgendwie und ich fiel in einen unruhigen Schlaf.

Wach wurde ich, als etwas an meiner Tür kratzte. Ein Blick auf mein Handy zeigte mir, dass es zehn Uhr war. Na Mensch, dann hatte ich ja doch ganze sechs Stunden zusammen bekommen. Müde ging ich zur Tür und davor saß Goldi, der wollte scheinbar raus. Ich ging kurz ins Bad und zog mir Sportsachen über, bevor ich eine Runde Joggen ging. Wieder zu Hause frühstückte ich und machte mich dann endlich mal daran alle Nachrichten von Freunden und Verwandten aus den letzten Wochen zu beantworten. Die meisten hinterfragten gar nicht, Marco wollte mich sehen und meine Mum und meine Schwester fanden einen Besuch auch schon wieder längst überfällig. Seufzend ließ ich mich zurücksinken. Ich musste erstmal die Situation mit meiner Frau klären, bevor ich einen Kopf für den Rest hatte. Die nächsten Stunden verbrachte ich wieder mit Mails, bis Amelie mich anrief. Die war ebenfalls richtig sauer und ich gab es irgendwann einfach auf mich zu rechtfertigen. Ich wartete, bis sie mit ihrer Predigt über Gerüchte, liegengebliebene Arbeit und Abgabefristen fertig war und beschäftigte mich dann mit ihr zusammen mit den wichtigen Fragen. Irgendwann hörte ich die Haustür und vertröstete Amelie kurz, um runter zu gehen. „Hey", meinte ich leise. „Na", lächelte Isa leicht und zog ihre Schuhe aus. „Wie war dein Tag?", wollte ich wissen, während ich ihr in die Küche folgte. „Ganz okay, wie sieht es bei dir aus?", wollte sie wissen. „Bin gerade noch mit Amelie am Telefonieren und Anna steht danach wohl auch noch an", erzählte ich. „Tja, da ist wohl auch einiges nachzuarbeiten", schmunzelte Isa leicht und schob mich zur Seite, da sie an den Schrank wollte. „Sonst noch was?", fragte sie, während sie sich ein Glas Wasser einschenkte. „Ähm, nein... essen wir heute Abend gemeinsam?", wollte ich wissen. „Können wir machen, ich bin vorher nochmal im Stall", nickte sie und ließ mich dann stehen. Seit wann ging sie so oft reiten, ich dachte irgendwie sie hätte so eine Stunde die Woche. Irritiert ging ich wieder nach oben und setzte mein Gespräch mit Amelie fort. Direkt danach machte ich mit Anna weiter und holte mir auch da meinen Anschiss ab. Ich ließ es einfach über mich ergehen, bis wir uns auch hier über die Arbeit unterhalten konnten. „Alles andere hat Isa ja schon mit dir besprochen", beendete Anna dann und ich sagte einfach ja. Ich wollte nicht die verfahrene Situation unserer Ehe erklären. Nicht jetzt.

Bis ich mit Anna fertig war, war Isa scheinbar auch schon wieder da, immerhin hörte ich es in der Küche bruzeln. Ich ging runter, strich Goldi kurz über den Kopf und ging dann zu ihr. Sie stand am Herd und briet irgendwas in der Pfanne an. „Bin fertig für heute", sagte ich irgendwann leise und bekam ein kurzes Nicken von Isa. Ich hatte das Bedürfnis jetzt ihre Nähe zu spüren, aber wäre das richtig?

Träume oder Wünsche // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt