Kapitel 14: Aussprache oder Rache?

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Am nächsten Morgen wachte Hermine auf und hatte Bauchweh, als sie daran dachte, dass sie sich mit Snape aussprechen müsste.

Sie konnte ihm nicht unter die Augen treten. Sie entschied sich nach einigen Überlegungen, dass sie sich mit einem Brief bei ihm entschuldigte, beziehungsweise durch einen Brief wieder Kontakt mit ihm aufnahm.
Sie erinnerte sich an ein kleines Gedicht, welches sie vor Jahren in einem Muggelbuch mal gelesen hatte, sie fand es damals so schön und jetzt passte es irgendwie, hoffte sie zumindest.

" Zukünftiges
Als alles vorbei war
Krieg und Frieden
Mann und Frau
Form und Inhalt
Als die Sonne auf und untergegangen war samt Mond und Stern und den Musikalien des Himmels und der Erde
Setzten wir uns und warteten auf das was kommt.

Sehr geehrter Professor Snape,
Ich bitte Sie vielmals und demütig um Entschuldigung. Es ist mir schleierhaft, wie ich solch grausame Worte an Sie richten konnte. Ich weiß, oder vermute jedenfalls, dass ich Ihnen damit sehr weh und vor Allem großes Unrecht getan habe. Ich hoffe, Sie können mir verzeihen, auch wenn ich es selbst nicht kann.
Ihre Hermine J. Granger"

Sie versah den Brief mit einem Zauber, sie hatte die Befürchtung, dass er ihn ins Feuer schmeißen würde bevor er ihn gelesen hatte. Sie rief einen Hauselfen und gab ihm den Brief, bat ihn, ihn nur Professor Snape zu geben und das am Besten nur in seinen Räumen. Der Elf verneigte sich und verschwand.

Severus war gerade in seinem privaten Labor, als er ein Ploppen wahrnahm, er ging aus dem Labor in sein Wohnzimmer und sah den Hauselfen fragend an, „was hat das hier zu bedeuten?", fragte er schärfer als beabsichtigt.
Der Hauself zuckte zusammen, senkte den Kopf und wagte es nicht, ihn noch einmal anzublicken.
„Sir, Miss Granger bat Roxy den Brief zu Professor Snape bringen.", Severus verdrehte die Augen, „du kannst den Brief wieder mitnehmen und Miss Granger sagen, dass ich keine Briefe von ihr erhalten möchte."

Roxy fing an zu zittern, „Sir, Miss Granger sagte, ich dürfe den Brief nicht wieder mitbringen, der Professor müsse ihn lesen."
Severus fing an zu knurren, er nickte dem Elf zu und der verschwand eilig aus den Kerkern, den Brief hatte er auf den kleinen Tisch an der Couch schweben lassen.
Severus schnaubte, er ging zurück in sein Labor, wollte den Brief und Hermine vergessen und weiter an seinen Tränken arbeiten. Aber er konnte sich nicht konzentrieren, er dachte immer nur an den Brief und fragte sich was drinstehen würde.

Er räumte seine Zutaten zusammen, leerte die Kessel, stellte alles an seinen Platz und ging eilig zu der Couch. Er nahm den Brief, öffnete ihn und las ihn. Er zerknüllte ihn und warf ihn in den Kamin, entfachte ein Feuer.

Er schüttelte den Kopf, sie könne sich nicht verzeihen was sie zu ihm gesagt hatte, da waren sie schon zwei, dachte er sich. Als er wieder in die Flammen sah, stellte er fest, dass der Brief nicht verbrannt war, sondern intakt in dem Feuer lag, „sie hat ihn verzaubert... kluge Hexe.", stellte er fest, er war fast sogar ein bisschen stolz, dass sie so vorausschauend geplant hatte. Er lachte verbittert auf, stolz sein, auf Hermine, lachhaft allemal.

Severus wusste nicht genau warum er das tat, aber er wollte ihr einen kleinen Schrecken einjagen, er wusste nicht, ob das der beste Weg dafür wäre, aber es wäre etwas, woran sie sich lange erinnern würde. Er musste bei dem Gedanken an ihr erschrockenes Gesicht lachen.
Er schickte ihr einen Brief zurück, dass er sie heute nach dem Abendessen bei sich empfangen würde, wenn sie kommen wollte.

Er selbst hatte das Abendessen in seinen Räumen eingenommen, er wollte nicht von Schülern gestört werden, die ihm vermutlich seine Laune verderben würden.
Gegen 19 Uhr klopfte es an seiner Tür, er ging zur ihr und öffnete sie, sah Hermine mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem undefinierbaren Blick an.
Sie wäre am liebsten wieder umgedreht und hätte sich vor den Kopf geschlagen für diese dumme Idee. Sie lächelte jedoch leicht, gerade als sie eintreten wollte, stellte er sich dicht vor sie und sah sie eindringlich an.
Er stand so nah vor ihr, dass sie seinen unverkennbaren Duft wahrnahm und die Wärme, die er ausstrahlte.
„Dachten Sie etwa, wir gehen in meine Räume?", die Augenbraue immer noch erhoben ging er an ihr vorbei und schloss seine Tür.
Sie war verwirrt und folgte ihm, sie war froh, dass sie alt genug war, um keine Strafarbeiten mehr erledigen zu müssen, denn das gerade fühlte sich haargenau danach an.

Severus schlug den Weg zum Raum der Wünsche ein, stellte sich vor die Wand, schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, was er von dem Raum wollte.
An der Wand formte sich eine weiße Tür mit schönen Verschnörkelungen und einem filigranen Griff.

Hermine war erstaunt, diese Tür hatte sie noch nie gesehen. Severus öffnete die Tür und trat hinein, Hermine folgte ihm. Die Tür fiel mit einem leisen klicken ins Schloss und verschmolz wieder mit der Wand. Als Hermine sich umsah kam sie aus dem Staunen nicht mehr raus.

Das war kein einfacher Raum mehr, sie standen inmitten einer Lichtung, umringt von Birken und Weiden, das hohe Gras war gesäumt von bunten unterschiedlichsten Blumen, viele kleine Glühwürmchen schwirrten durch die Luft und tauchten die Szenerie in ein magisches Licht.
Schwalben zogen durch den Himmel und flogen um Hermine und Severus und wieder hoch in den Himmel. Man hörte Grillen zirpen und das Gras sich im sanften Wind wiegen.

Erstaunt sah Hermine Severus an, dieser sah ebenfalls erstaunt zu Hermine, „das hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt.", stellte er nüchtern fest. Hermine wusste nicht so recht, was er meinte, was ihr aber nicht so wichtig war, „es ist wunderschön hier."
„Da muss ich Ihnen leider zustimmen.", kam es vom dunkelhaarigen und er hätte sich den Kopf am liebsten an einer der Birken eingeschlagen. Das lief so gar nicht nach Plan.

Hermine konnte sich gar nicht satt sehen, die Farben, die Elemente, die Umgebung. Sie ging zielstrebig auf einen Platz zu, wo das Gras nicht ganz so hoch war und setzte sich auf die ebene Fläche.
Severus sah sie verwundert an, folgt ihr dann und blieb neben ihr stehen.
„Wollen Sie jetzt die ganze Zeit da stehen bleiben?", sie sah ihn lächelnd von unten hoch an und deutete auf die Stelle neben ihr, „bisher sitzt da glaube ich noch keiner."

Severus verdrehte die Augen, atmete laut aus und setzte sich in einigem Abstand neben Hermine. Sie sah sich immer noch um und jedes neue Detail was sie erkannte, verstärkte das Glitzern in ihren Augen. Severus sah erst sie an, dann glitt sein Blick über die Lichtung.

„Warum sind wir hier?", wollte Hermine wissen, als sie die Glühwürmchen beobachtete, die um sie herumschwirrten.

"Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich hatte mich auf etwas ganz anderes konzentriert, eigentlich das komplette Gegenteil.", er zog die Augenbrauen zusammen und knurrte in einem dunklen Bariton.
"Das Gegenteil hiervon? Warum?", Hermine lachte ungläubig auf.
"Nicht weiter wichtig.", sagte er barsch. Er sagte ihr lieber nicht, was er eigentlich vorhatte, diese Gedanken passten nicht zu der unschuldigen Spielstätte hier.

Sie saßen eine ganze Weile schweigend da, genossen die Ruhe und die leichten Geräusche der Natur und der Tiere. Severus entspannte sich zunehmend und war gar nicht mehr erbost darüber, dass der Raum ihm einen Strich durch die Rechnung zog. Hermine seufzte leicht auf, ließ sich dann nach hinten sinken, bettete ihren Kopf auf die hinter ihr verschränkten Arme und schloss für einen kurzen Moment die Augen, als sie sie wieder aufschlug, um in den Himmel zu sehen und die Sterne zu betrachten, schaute sie kurz auf Severus und konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen.
Er blickte zu ihr nach hinten und sah sie fragend an.
„Da sind ein paar Glühwürmchen in Ihren Haaren, sieht aus wie eine kleine Krone.", sagte sie herzlich lachend, setzte sich auf und befreite die Würmchen aus seinen Haaren.

„Nicht nur das goldene Licht steht Ihnen, auch das Licht der Glühwürmchen schmeichelt Ihnen. Sie sehen dann weniger ernst aus.", sie suchte seinen Blick, ihrer war warm, seiner etwas verunsichert. Dieser Raum veränderte die Stimmung zwischen ihnen im Handumdrehen. Er schüttelte den Kopf, „warum sind Gryffindors immer so verträumt?"

Hermine schmunzelte nur, gab aber keine Antwort. Sie wusste, dass er keine haben wollte. Sie legte sich wieder zurück ins Gras und blickte in den Himmel, sie erkannte den großen Wagen, den Schwan, den Löwe, Pegasus und Perseus, die Jungfrau.

Sie zog die Augenbrauen zusammen und dachte nach, alle diese Sternbilder waren zu verschiedenen Jahreszeiten zu sehen und hier trafen sie alle aufeinander, wie ein Bild was erzählt werden wollte. Sie zuckte mit den Schultern, der Raum der Wünsche... immer für Überraschungen gut.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt