Kapitel 175: Obliviate (LeseMittwoch)

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„Du siehst wunderschön aus", meinte Lazarus und ließ seine Augen über ihr Erscheinungsbild gleiten.
„Danke", sagte sie und ihre Augen leuchteten amber auf. „Lass uns bitte gehen."
Lazarus nickte und folgte ihr nach unten.
Sie zog sich schnell ihre Jacke und Schuhe an und verließ die Wohnung, Lazarus hinterher.

Er hielt ihr den Arm hin, Hermine ergriff ihn und keine Sekunde später standen sie an der Appariergrenze zu Hogwarts.
Sie gingen über die Brücke, durch den Innenhof, durch das Portal in die Eingangshalle. Hermine blieb stehen und sah ihn an.
„Wo ist er gerade?", wollte sie wissen.
Lazarus bemühte sich seine Gedanken zu hören, konnte aber nichts ausmachen. Er zog die Augenbrauen zusammen und konzentrierte sich auf ihn.
„Lazarus...", sagte Hermine quengelnd.
„Ich... ich kann ihn nicht ausmachen", sagte er mit geschlossenen Augen und angestrengtem Blick.
„Wen sucht ihr?", fragte Dumbledore, der plötzlich neben ihnen aufgetaucht war.
„Severus...", sagte Hermine mit einem Lächeln im Gesicht.
Dumbledore sah zu Boden.

„Was ist denn?", fragte sie.
„Er ist nicht hier. Er brauchte Abstand von der Schule und den ganzen Erinnerungen...", sagte er traurig.
„Was?", hauchte Hermine, „Wo ist er?"
„Ich weiß es nicht... er hat mir nichts gesagt, ich kann ihn, ebenso wie Lazarus, einfach nicht ausmachen. Es ist, als wäre er komplett von der Bildfläche verschwunden.", sagte Dumbledore, sein Blick wirkte sehr betroffen.
„Das kann doch nicht möglich sein", meinte Hermine und Wut schob sich in ihre Augen, ließen sie aufleuchten.
„Du wirst warten müssen, bis er wieder auftaucht...", versuchte Dumbledore sie zu beruhigen. Sie atmete tief ein und aus, versuchte sich zu beruhigen.
Sie spürte wieder diesen Druck um ihre Brust, als würde das Leben aus ihr gepresst werden. Ihre Hände zitterten, sie spürte wie die Tränen sich ihren Weg in ihre Augen bahnten und versuchte sie wegzublinzeln.

Dumbledore wollte eine Hand auf ihre Schulter legen, aber sie schüttelte sie ab und lief aufgebracht die Stufen hoch. Sie rannte zu ihren Räumen, als sie in sie stürmte, konnte sie die Tränen nicht länger aufhalten.
Mit den austretenden Tränen stob eine mächtige Druckwelle aus ihr und verwandelte ihr Zimmer in ein Chaos. Sie schrie und weinte so heftig, dass es gefühlt durch jeden Stein jeder Mauer in Hogwarts drang und das Schloss in Trauer legte.
Sie ließ sich kraftlos auf den Boden fallen, die Tränen liefen immer noch aus ihren Augen. Es war wie eine Berg- und Talfahrt, vor 10 Minuten war sie am höchsten Punkt und nun ganz unten.
Sie entzündete mit zittriger Hand ein Feuer in ihrem Kamin, robbte zu der Feuerstelle und kräuselte sich zusammen, die Beine zur Brust gezogen.
Das Knacken der Scheitel und der Geruch, der den Raum füllte, legte sich langsam auf sie und beruhigte sie nach und nach.

Sie wollte Severus sagen, dass sie ihn, auch wenn noch nicht alles wieder zu 100% da war, immer noch, nach wie vor wollte.
Sie wollte bei ihm sein, ihn lieben und geliebt werden. Sie hätte nie gedacht, dass er die Schule verlassen würde.
Hoffentlich kommt er wieder, dachte sie sich und wurde von einer weiteren Erinnerung erfasst, sie sah sich in der Dusche weinen und schreien, sie fühlte einen Abschied, wie auch jetzt gerade.
Sie sah die Monate vorbeiziehen und fühlte, wie ihr Herz immer schwerer und trauriger wurde.
„6 Monate", hauchte sie, als der Blitz, der die Erinnerung brachte, wieder abebbte. Sie schloss die Augen und zog sich noch mehr zusammen, ich schaffe keine weiteren 6 Monate ohne ihn, dachte sie und war so traurig, dass sie wirklich körperlich Schmerzen hatte.
Sie steigerte sich in den Schmerz hinein, geißelte sich selbst für diese dumme Idee, von ihm gegangen zu sein. Sie hatte ihn verlassen, war tagelang nicht in Hogwarts gewesen. Vielleicht hatte er dieselbe Angst und Trauer gefühlt, die sie gerade bewegungsunfähig machte.
Als sie keine Kraft mehr hatte wach zu bleiben, gab sie sich dem Schlaf hin.

Sie stand in einem weißlichen Raum, er schien mit Nebel gefüllt zu sein. War es wirklich ein Raum? Sie wusste es nicht.
Sie ging umher und versuchte etwas in dem hellen Nebel auszumachen, konnte aber nichts sehen. Sie spürte hinter sich eine dunkle Präsenz und drehte sich zu der Stelle, von der diese Aura ausstrahlte.
Es fühlte sich bekannt an, sie hatte diese Aura schon mehr als einmal wahrgenommen. Sie ging ihr entgegen und versuchte durch den Nebel zu starren, schob das Feuer in ihre Augen. Mit den geschärften Sinnen erkannte sie, dass der Nebel glitzerte, wie Diamantenstaub, konzentrierter Diamantenstaub wirbelte überall um sie herum.
„Adamantia", hörte sie ein Echo in dieser merkwürdigen Stätte. Sie sah zu Seite, versuchte die Quelle der Laute auszumachen, aber das Echo lief durch den ganzen Raum. Sie drehte sich einmal um sich selbst, wusste nicht wo vorne und hinten war, alles sah gleich aus.

„Hallo?", sprach sie laut mit kristallklarer Stimme, „ist da jemand?", sie erzeugte selbst ein Echo mit diesen Worten und wartete, bis das Echo sie einmal umrundete.
„Severus", sagte sie leise und traurig, wurde aber von einem überlauten donnernden Echo aufgeschreckt. Von allen Seiten brüllte ihre Stimme seinen Namen.
Sie brüllte gegen ihre eigene Stimme und versuchte sie somit zum Schweigen zu bringen.
„SEVERUS", schrie sie und drehte sich wieder um, blieb wie angewurzelt stehen, als er plötzlich vor ihr stand und sie kalt ansah und musterte.

Sie strahlte und lief zu ihm, er bewegte sich nicht, wurde aber von ihr weggeschoben.
„Severus", sagte sie und blieb stehen. Sie beobachtete ihn. Ihre Miene war zuerst fröhlich, dann wieder traurig.
Er presste die Kiefer aufeinander, sein Blick wurde mit jedem Moment kälter. Tränen sammelten sich in ihren Augen.
Er sah auf sein Handgelenk, sie folgte seinem Blick.
Er hatte ein Messer in der Hand, setzte es an die Stelle, an der die Narbe war, die sie beide verband.
„Nein", hauchte sie, hob die Hand, damit er aufhören würde.
Er sah sie an, dann wieder auf seinen Arm und drückte das Messer schnell und kräftig in sein Fleisch. Er knurrte bei dem Schmerz und schnitt sich das Stück Fleisch mit der Runen-Narbe aus seiner Haut.

Hermine konnte ihren Augen nicht trauen und keuchte auf. Er ließ das Messer fallen, hielt den Arm hoch und sah sie emotionslos an. Das Blut lief schnell aus der Wunde, die nah an der Pulsader war, verteilte sich schlingernd auf seinem Arm. Sie weinte stille Tränen und sah ihn verzweifelt an.
„Severus", sagte sie mit gebrochener Stimme. Er fing an zu lächeln, erst leicht, dann immer mehr. Das Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen, ein böses hämisches Grinsen, was ihr eine Gänsehaut bescherte.
Sie sah wieder auf den Arm. Das Blut schien eine Figur zu formen, plötzlich färbte es sich schwarz und sie erkannte, was sein Blut formte.
Es war das Dunkle Mal, was vor so langer Zeit von seinem Arm verschwunden war.

„Nein!", schrie sie ihn an, sie fing an zu zittern. Er richtete langsam seinen Zauberstab auf sie.
„Warum?", wollte sie wissen, sie schrie und weinte.
„Du bist gegangen", sagte er mit einer Stimme, die sie noch nie von ihm gehört hatte. Tief und dunkel, wie der Tod höchstpersönlich.
„Severus ich-"
„Obliviate", dröhnte es durch den Raum und das Echo umrundete sie wieder, ihre Augen weiteten sich.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt