Kapitel 65: Von Astronomie und Astrologie

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Severus saß auf der Couch und widmete sich einem Buch, Hermine setzte sich auf den Sessel neben der Couch und musterte ihn.
„Was liest du?", fragte sie neugierig.
„Das Buch, welches du mir geschenkt hast. Es ist sehr interessant. Es beschreibt Tränke, von denen ich noch nie etwas gehört habe.", sagte er während seine Augen weiter über die Seiten flogen.
Hermine lächelte, sie freut sich, auch wenn es eigentlich Lazarus' Verdienst war, aber sie freut sich, dass Severus das Buch gefiel.

Sie stand auf und lief an seinem Bücherregal vorbei, sie bestaunte die beachtliche Sammlung seiner Bücher, welche viele Zaubertrankbücher beinhaltete. Hier und da blitzten Bücher eines anderen Themas auf, sie erkannte Lyrikwerke, ein altes Exemplar von 'Geschichte der Zauberei', einige schwarz-magische Bücher, die mit einer Art Zauber geschützt waren. Sie ging weiter, ließ die Augen über die Regale huschen, als sie an zwei Büchern hängen blieb. Sie waren augenscheinlich sehr viel jünger als die anderen und es schien, als wären sie vor kurzem erst in das Regal gestellt worden.
Sie nahm sie heraus und las sich die Titel durch, 'Die Lehre der Gestirne- Planeten, Sternbilder und ihre Bedeutungen' und 'Astronomie in der Astrologie- Was die Sterne über uns verraten', sie blickte verwirrt auf die Bücher.

Sie hätte nicht gedacht, dass Severus diese Art von Muggelbücher las. Astronomie interessierte sie sehr, sie besah sich gerne die Sterne und Planeten, lernte über die Sternbilder, die Geschichte dazu. Lernte gerne über die berühmten Astronomen, die Vorreiter ihrer Zeit.
Astrologie war eine andere Sache, man musste daran glauben.
Man musste daran glauben, dass die Sterne und Konstellationen von Planeten starken Einfluss auf die Persönlichkeit eines Menschen hatten und das Schicksal durch eben jene Konstellationen bereits geschrieben war.
Sie mochte diese Vorstellung nicht besonders, sie wollte ihr eigenes Schicksal schreiben.

Professor Sinistra sagte bei ihren Astronomie-Stunden immer, dass die Sterne mächtige Verbündete sein, die sie auf ihrem Weg begleiten.
Sie würden immer für sie da sein und wenn sie nur genau hinschauen würden, ihnen eine Antwort auf jede erdenkliche Frage bieten könnten.
Wenn es nur so einfach wäre, dachte sie, während sie sich mit den Büchern wieder auf den Sessel setzte und die Knie an ihre Brust zog.

Severus hatte aufgesehen als Hermine am Bücherregal stand und etwas aus dem Regal gezogen hatte. Er beobachtete sie, sie wirkte gedankenverloren, als sie zum Sessel ging. Sie nahm das Buch über Astrologie und blätterte zu den Seiten die Informationen über das Sternzeichen Steinbock beinhalteten.

Hermine las das Kapitel, sie musste teilweise schmunzeln, denn sie hatte das Gefühl, dass die Beschreibung des Steinbocks recht gut auf Severus zutraf, auch wenn sie wusste, dass es grobe Verallgemeinerungen waren.
Sie blätterte weiter zu dem Kapitel der Jungfrau, ihrem Sternzeichen. Auch hier war sie erstaunt, wie viel doch tatsächlich auf sie zu traf und es machte ihr auf eine merkwürdige Weise Angst.
Sie war immer der Meinung, dass der Charakter eines Menschen sich durch Ereignisse entwickelte, durch äußere Einflüsse, bestimmte Züge wären im Ansatz vorhanden gewesen, aber im Großen und Ganzen würde jeder Mensch sich selbst bestimmen, ändern und entwickeln können, unabhängig von Milliarden alten Energien am Himmelszelt. Sie schnaubte auf, sie war darüber gleichermaßen erstaunt, fasziniert und erbost.

Severus konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen, ihr gefiel offenbar nicht, was dort im Buch stand. Sie blickte zu ihm auf und sah ihn unsicher an.
„Und? Passen wir zusammen oder solltest du dir jemand anderen suchen?", fragte er lachend.
„Glaubst du daran?", fragte sie und hielt das Buch hoch, sie war immer noch durcheinander.
Er schmunzelte, „ich glaube an das, was ich sehe, ich unterrichte Zaubertränke und nicht Wahrsagen."
„Warum hast du dann so ein Buch?", fragte sie.
„Ich war neugierig.", er zuckte mit den Schultern. Sie schnaubte wieder und legte das Buch auf den Tisch.
„Was macht dich so wütend?", fragte er und sah sie leicht belustigt an.
Sie zog die Augenbrauen zusammen, „man kann nicht einfach Menschen in Sternzeichen aufteilen und ihnen sagen, wie sie sich zu benehmen haben, das sind doch alles nur Hirngespinste, genau wie Wahrsagen. 'Ihr müsste euer inneres Auge benutzen, um in die Zukunft zu schauen..'", zitierte sie Trelawney in einer Tonlage, die Trelawneys recht ähnlich war und hob die Hände dramatisch nach oben.

Severus musste lachen und legte sein Buch ebenfalls auf den Tisch. Hermine sah ihn perplex an, sie wusste nicht, warum er so amüsiert darüber war.
Als Severus sich beruhigt hatte, sah er Hermine an, „passen wir denn wenigstens zusammen?", fragte er gespielt ernst.
Hermine verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.
Sie atmete laut aus und nahm das Buch, schlug die Seite auf, die etwas über die Beziehung von Steinböcken und Jungfrauen preisgab und sagte: 'Kaum jemand vermag der Jungfrau so sehr das Gefühl von Gradlinigkeit und Verlässlichkeit zu vermitteln wie der Steinbock. [...] Der Steinbock schätzt die Loyalität und Aufrichtigkeit in dieser Verbindung. Beide Sternzeichen verfolgen dieselben Ziele, geben dem Anderen jeweils die Sicherheit, die tiefsten und geheimsten Wünsche zu verwirklichen und sich fallen zu lassen. [...] Eine Beziehung zwischen diesen beiden Sternzeichen hat das Potenzial zu einer Seelenverwandtschaft. '

Als sie geendet hatte, sah sie ihn an. Er wirkte merkwürdig glücklich, sein Gesicht war entspannt, seine Augen trugen einen geheimen Glanz in sich. Hermine legte das Buch wieder auf den Tisch und dachte nach. Sie hatte ihm selbst gesagt, dass sie das Gefühl hatte, ihre Seelen hätten zueinander gefunden und sich verbunden, aber nicht unbedingt wegen ihrer Sternzeichen.
„Das sind doch gute Aussichten", sagte er lachend.
Hermine sah ihn an, irgendetwas hielt ihre Freude und ihre Gelassenheit zurück. Sie konnte sich nicht erklären, was ihr dieses beklemmende Gefühl gab. Sie stand auf, setzte sich zu ihm auf die Couch und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.

Severus bemerkte, dass sie zurückhaltend war, er nahm ihre Hand, als sie sich an ihn lehnte und hielt sie einfach in seinen. Er strich leicht über die weiche Haut, die Knöchel, strich mit seinen Fingerspitzen über ihre Handinnenfläche.
Hermine seufzte, da war etwas in ihr, was einfach nicht verschwinden wollte. Eine Ahnung, dass etwas diese Verbindung in irgendeiner Art stören würde.
Sie versuchte das Gefühl zu verdrängen, in die hinterste, dunkelste Ecke ihres Verstandes, sie konzentrierte sich auf das Streicheln seiner Finger, ließ das Amber hervorkommen und versuchte zu spüren, was er fühlte. Von ihm strahlte eine starke Ruhe aus, gemischt mit Glück, sie fühlte große Zuneigung und uneingeschränktes Vertrauen.
Als sie in seine Augen sah, wechselte das Amber in das Obsidian und er lächelte. Er legte einen Arm um sie und zog sie zu sich. Sie schlang ihre Arme um ihn und drückte ihn ebenfalls an sich.
Er strich ihr gedankenverloren über den Rücken.
„An was denkst du gerade?", fragte Hermine, sie wollte ihren Gedanken keinen Raum bieten.
„An Albus...", fing er langsam an, Hermine wartete und hörte zu, „in dem Buch wird ein Trank beschrieben, der den schwarzmagischen Fluch in seiner Hand hätte brechen können. Der Trank, den ich für ihn gebraut hatte damals, konnte ihn nur für eine gewisse Zeit zurückdrängen. Er wäre nach einigen Monaten daran gestorben, hätte ich ihn nicht vorher...", er brachte den Satz nicht zuende.
Hermine nahm die Information auf, in ihrem Kopf brach ein kleines Chaos aus. Sie hatte nicht daran gedacht, dass Dumbledore ja immer noch den Fluch in seiner Hand haben würde, selbst wenn sie ihn vor dem Unverzeihlichen retten würden oder könnten. Sie musste diesen Trank herstellen. Ihr kam auch eine Idee, wie sie das ohne Probleme anstellen könnte.
„Möchtest du diesen Trank herstellen?", fragte sie und unterdrückte die Aufregung in sich.
„Warum?", fragte Severus und sah sie verwirrt an, „Albus ist tot. Er bringt ihn nicht von den Toten zurück."
„Vielleicht hilft es dir, langsam mit der Sache abzuschließen. Hätte er dich nicht darum gebeten, ihn zu töten, wäre er trotzdem gestorben. Mit diesem Trank nicht, sagst du. Wenn du ihn jetzt zubereiten kannst, nimmt er dir vielleicht einen Teil der Schuldgefühle..... außerdem wäre so ein Trank vielleicht auch gar nicht mal so schlecht, falls wir noch einmal auf den Obscurus treffen.", rational betrachtet, waren es gute Argumente.
Sie hoffte, er würde den Hintergedanken nicht erkennen und nichts daraus schließen.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt