Kapitel 33: Privilegien

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Er ballte seine Hände zu Fäusten, hinter ihm auf der Couch, saß eine atemberaubende junge Frau, die ihm gerade das schönste Geschenk, seit vielen Jahren gemacht hatte und er stand mit leeren Händen vor ihr.
Sie hatte so viel zu geben und er nichts.
Das beschrieb die Gesamtsituation perfekt.

Er schluckte und drehte sich wieder um. Sie saß geduldig auf der Couch, ihr Blick ruhte auf ihm, sie lächelte warm. Ihre Augen schienen ihn zu umarmen, er ging wieder zu ihr zurück. Setzte sich auf die Couch und sah auf die Schachtel, auf seine Züge stahl sich ein kleines Lächeln.
„Danke", hauchte er leise, „für alles.", ihr Blick traf seinen, als er zu ihr aufsah.
Sie freute sich, dass er ihr Geschenk annahm.
„Gefällt es Ihnen?", wollte sie neugierig wissen.
„Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen, geschweige denn geschenkt bekommen.", sagte er ehrlich, „aber ich habe gar nichts für Sie.", kam es leise von ihm.
„Das ist nicht schlimm. Mein Wunsch wurde erfüllt.", sagte sie glücklich, er sah sie fragend an.
„Sie sind hier. Das ist alles, was ich wollte. Und wenn ich Glück habe, bleiben Sie noch etwas hier und wir können gemeinsam Essen?", den letzten Satz hatte sie halb als Frage formuliert.
„Den Wunsch erfülle ich Ihnen gerne.", sagte er in seinem samtigen Bariton und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange, „Frohe Weihnachten Miss Granger."
„Frohe Weihnachten, Professor Snape", sie zog ihn in eine warme Umarmung und gab ihn schnell danach wieder frei.

Kurz danach erschien Roxy mit dem Abendessen, es duftete herrlich, sie hatte viel für die beiden mitgebracht und Hermines ganzer Tisch war übersät von Köstlichkeiten. Sie aßen schweigend das Abendbrot und waren glücklich und zufrieden, als sie sich wieder auf die Couch setzten.
„Danke für die schöne Gesellschaft, Miss Granger. Ich hatte schon lange keinen so schönen Abend mehr, von Weihnachten fange ich gar nicht erst an."
„Was ist für Sie so schrecklich an Weihnachten?"
„Es ist das Fest der Liebe... als Todesser hat man keine Liebe in sich."
„Aber Sie sind kein Todesser mehr."
„Ich war es aber für eine lange Zeit meines Lebens."
„Sie haben den Todesser in sich überlebt, Sie sind hier.. das Böse nicht mehr. Sie sind kein Todesser."
„...ich kann nicht vergessen oder verdrängen, was ich früher war.", er sah sie eindringlich an, sein Blick war voll von Trauer und Verzweiflung und Scham.
„Sie müssen es nicht vergessen. Es war ein Teil von Ihrem Leben. Aber Sie müssen versuchen, nach vorne zu blicken. Ich sehe keine böse Fledermaus vor mir... ich sehe einen interessanten Mann, mit vielen dunklen Ecken in sich, einen unverschämt gutaussehenden und netten Mann, der sich Sorgen macht und liebevoll ist, einen Mann, der sich leider das Leben selbst schwer macht, indem er immer noch am Vergangenen festhält, der nur schwer, über seinen langen Schatten springen kann, einen Mann, der unheimlich gut küssen kann und voller Leidenschaft ist...", beim letzten Satz sah ihn verlegen an. Still und heimlich wog er das Für und Wider ab, überdachte ihre Worte. Sie hatte recht.

„Ich weiß nicht, wie Ihnen das gelingt, Miss Granger... Sie schaffen es jedes Mal, hinter die Mauer zu gelangen, die ich mühsam aufbaue.", sagte er leise mit angestrengtem Blick.
„Sie brauchen keine Mauer bei mir, ich werde Ihnen keinen Schaden zufügen."
Er hob eine Augenbraue, sie rollte die Augen, „keinen seelischen Schaden. Das mit den Rippen hat höchstens an Ihrem Ego gekratzt.", sagte sie.
„Ich weiß nicht, was schlimmer kratzt, die Version, dass es ein tollwütiger Wildschweineber war, der mich zu Boden gerissen hat, oder eine unnatürlich mächtige Hexe...", gespielt überlegte er und legte den Zeigefinger auf seine Lippen.
„Ja, also da kann ich Ihnen nicht bei helfen, das müssen Sie mit sich selbst ausmachen.", sagte sie und setzte einen Blick auf, als wäre sie eine Therapeutin.
Er lachte leicht auf, rutschte zu ihr und nahm sie in die Arme.

Sie schloss die Augen und verlor sich in seinen starken Armen. Die Wärme, der Duft, sein Herzschlag. Sie fühlte sich unwahrscheinlich gut und wollte nie wieder aus dieser Umarmung.
Severus ging es ähnlich, ließ sie aber dann doch schweren Herzens los und sah sie an, „Sie müssen noch meinen geschundenen Körper versorgen.", sagte er betont theatralisch.

Sie lachte, stand auf und nahm die Salbe vom Tisch. Er stand ebenfalls auf und befreite sich von seinen Kleidungsstücken. Er hatte sofort alles ausgezogen und wartete darauf, dass Hermine anfangen würde.
Diese besah sich in aller Ruhe seinen Körper. Sie stellte wieder einmal fest, wie gut gebaut er war. Er war durch und durch männlich und das sprach sie einfach an.

„Ehrlich gesagt...", fing sie an, er sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an, „ehrlich gesagt, gefallen Sie mir so noch besser.", sie sah ihm mutig ins Gesicht, nachdem sie ihren Blick von seinem Oberkörper lösen konnte, musste aber schmunzeln.
„Leider kann ich so nicht durch Hogwarts laufen. Ansonsten, könnten sich wohl alle weiblichen Personen, sowohl Schüler als auch Lehrkörper, nicht mehr ausreichend auf den Unterricht konzentrieren.", sagte er gespielt besorgt.
„Fürs Erste ist dieser Anblick ein Privileg, was Ihnen bestimmt ist, Miss Granger.", meinte er nun dunkel, mit dieser verführerischen Stimme, die Hermine jedes Mal eine Gänsehaut über den Körper legte.

„Das 'fürs erste' habe ich überhört", sagte sie mit einer leichten Eifersucht in der Stimme. Er hob eine Augenbraue und lächelte süffisant.
„Ich hoffe, Sie ziehen sich nicht immer vor ehemaligen Schülerinnen aus.", sagte sie mahnend.
Sie tunkte die Finger in die Salbe und fing an, seine Hämatome zu bestreichen.
„Vielleicht sollte ich das in Betracht ziehen", raunte er ihr zu, was er sofort bereute denn sie drückte unsanft in die Prellungen, was ihn dazu brachte die Luft scharf einzusagen und sich leicht zu krümmen.
Er knurrte etwas auf, „Eifersucht steht Ihnen nicht, Miss Granger", sagte er etwas gepresst.

Schadenfroh sah sie zu ihm, strich aber umso sanfter, über die eben gepeinigte Stelle, sie ging noch einen Schritt auf ihn zu und stand nah vor ihm. Sie gab ihm einen entschuldigenden, sanften Kuss auf sein rechtes Schlüsselbein. Er hatte das Gefühl, ihre Lippen würden ihn verbrennen, Gänsehaut überrollte seinen ganzen Körper, was Hermine durchaus wahrnahm, denn sie stand, nach wie vor, vor ihm und cremte ihn ein.

Sie schaute zu ihm auf, als sie einen Schritt zurück ging und sah ein verzweifeltes Lächeln, „Hab ich so feste gedrückt?", wollte sie erschrocken wissen.
Er schüttelte den Kopf, „das ist es nicht."
Sie sah ihn interessiert an und hörte ihm zu, wartete, auf das, was kommen würde.
„Schon gut, vergessen Sie es.", meinte er leise.
Hermine hob nun ihrerseits eine Augenbraue, „also das müssen Sie wirklich mal üben, das kann ich mir ja nicht mehr länger mit ansehen", sagte Severus und hob nun seine Augenbraue um ihr zu demonstrieren, wie man das richtig machte.
Sie verdrehte die Augen, „was soll ich vergessen?"
„Am Besten mich", sagte er leise und dunkel, „aber die Möglichkeit fällt wohl weg", schob er nach, als er ihren bitterbösen Blick sah.
„Können wir nicht einmal Zeit miteinander verbringen, ohne, dass Sie sagen, ich solle Sie vergessen oder Sie es nicht wert sind? Bitte.", sie war genervt, traurig, missmutig.
„...Sie haben recht. Es tut mir leid.", gab er entschuldigend zurück.

Sie hatte recht, er fing jedes Mal davon an, es ging einfach nicht in seinen Kopf. Aber er würde sich ab sofort zurückhalten und den Dingen seinen Lauf lassen, versuchte er sich zumindest einzureden.
Hermine cremte vorsichtig weiter und sah, heimlich, immer mal wieder, kurz zu ihm, um sich zu vergewissern, dass sie ihm nicht wieder wehtat.
„Also... vor welchen ehemaligen Schülerinnen würden Sie sich denn gerne ausziehen?", fragte sie interessiert.
„Miss Granger... Sie wissen doch. Ein Gentleman schweigt und genießt.", sagte er mit einem verführerischen Lächeln.
„Gentleman soso..", sie blickte extra nicht zu ihm, sie spürte wie er lächelte und wollte sich nicht davon beeinflussen lassen. Sie konnte nicht leugnen, dass sein Lächeln eine starke Wirkung auf sie hatte.

„Wollen Sie das etwa bestreiten?", fragte er dunkel und betont sinnlich. Er strich leicht mit den Händen über ihre Finger und Unterarme, was ihr eine Gänsehaut bescherte. Langsam schwand der Verstand.
„Ein Casanova ist nicht unbedingt das selbe, wie ein Gentleman.", sagte sie mit schwacher Stimme.
Sie wollte sich seinem Blick entziehen und ging um ihn rum, um seinen Rücken einzucremen. Er schloss Augen, er genoss die Berührung ihrer zarten Finger sehr.

Hermine besah sich seinen Rücken etwas und stellte fest, dass er viele feine kleine und auch größere Narben auf dem Rücken hatte.
Sie sah besorgt aus, „darf ich fragen, woher all die Narben kommen, Professor?", fragte sie behutsam.
„Aus dunklen Zeiten. Von Kämpfen und Bestrafungen, Angriffen, von Entwicklungen schwarzmagischer Tränke... von einer Riesenschlange.", sagte er leise und dunkel, viel weniger freundlich als eben.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt