Schlimmstenfalls wird alles Gut

Kapitel 84: Glück und Leid so nah beieinander

„Hermine....", sagte er leise und mit geschlossenen Augen. „Bitte."
Sie lächelte verschmitzt, ließ die Hände von seinen Knöpfen sinken und legte sie einfach nur an seinen Rücken.
„Danke", hauchte er leise.
Es klopfte an seiner Tür, Hermine hob den Kopf und musste lachen, Severus hob eine Augenbraue und hatte den typischen 'ich-hab-es-ja-gesagt'- Blick.

Er stand mit Hermine im Arm auf, setzte sie auf die Couch und ging dann zur Tür. Er öffnete sie mit einem leichten Lächeln, von dem er selbst nicht wusste, warum es sein Gesicht zierte.
Er blickte in die freundlichen Gesichter von Harry und Ginny, Ginnys Bauch wuchs jetzt von Tag zu Tag und sie strahlte wie ein Stern am nächtlichen Himmel.
Harry strahlte ebenfalls, er sah etwas müde aus, aber glücklich.
Severus ließ die beiden eintreten und beide umarmten ihn nacheinander, gingen dann zu Hermine und umarmten diese auch.

„Du siehst müde aus, Mine", meinte Ginny und sah sie besorgt an.
„Sie hat sich ein wenig verausgabt... die Reise in die Vergangenheit hat sie mehr Kraft gekostet, als sie wusste...", sagte Severus, als er sich auf den Sessel setzte.
„Es geht mir gut", meinte Hermine energisch, sah zu Severus, dann zu Ginny, „wirklich... ich bin nur etwas geschlaucht."
Harry sah sie ebenfalls besorgt an.
„Harry du brauchst mich überhaupt nicht so angucken, du hast auch nie gehört, wenn man dich gewarnt hat.", sagte Hermine.
„Da muss ich ihr recht geben", sagte Severus und „Da hat sie recht", meinte Ginny, zeitgleich.
Harry verdrehte die Augen und lehnte sich dann in die Couch.

„Wo ist Teddy?", wollte Hermine wissen.
Ginny sah etwas betroffen zu Harry, dann zu Hermine, „Mum will ihn nicht mehr nach Hogwarts gehen lassen..."
„Was? Er darf nicht mehr seine Eltern besuchen?", fragte Hermine aufgebracht.
„Sie will nicht, dass....", Ginny brach ab.
„Sie will nicht, dass Teddy zu mir kommt", beendete Severus den angefangenen Satz.
Ginny und Harry nickten.
„Das ist doch wohl lächerlich.", protestierte Hermine.
„Ja das ist es", sagte Harry. Er nahm Ginnys Hand, „wir möchten trotzdem noch, dass du der Pate von unserem Kind wirst Severus", sagte er und sah zu ihm.
Severus sah abschätzend zwischen Ginny und Harry hin und her, „denkt ihr, das ist eine gute Idee?"
„Wir haben uns dafür entschieden und dabei bleiben wir auch", sagte Ginny und lächelte.
„Dann werde ich wohl als Familienbrecher der Weasleys in eure Aufzeichnungen eingehen", sagte er leicht sarkastisch.
Hermine lacht auf.
Plötzlich zuckte Ginnys Bauch und sie sah schmerzverzerrt auf ihn. Strich dann beruhigend darüber.

„Er wird immer aktiver...", sagte sie und lächelte stolz.
„Es wird ein Junge?", fragte Hermine.
„Ich glaube es wird ein Mädchen", meinte Harry und lächelte siegessicher.
Ginny nahm Hermines Hand und legte sie auf die Kugel.
Das Amber trat hervor und Hermine konnte den Herzschlag hören, sie spürte die Bewegung in ihren Bauch, die Magie, die das Ungeborene ausstrahlte, Hermine lächelte.
„Fantastisch, oder?", fragte Ginny mit einem Glanz in den Augen.
„Es ist toll", stimmte Hermine freudig zu.
„Habt ihr euch schon Namen überlegt?", fragte Severus gedankenversunken.
„Wir haben schon ein Paar im Kopf, aber wir legen uns noch nicht fest.", sagte Ginny.

Nach einer Weile, in der alle auf Ginnys Bauch sahen und bei den Bewegungen schmunzelten, ergriff Harry das Wort, „Ist Lazarus in deinen Räumen, Mine?"
„Ja, müsste er eigentlich sein. Außer er ist im Wald und jagt.", meinte sie.
„Er jagt?", fragte Ginny.
„Er ist ein Vampir und... ernährt sich von Blut..", sagte Hermine.
„Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht... er macht so einen beherrschten Eindruck.", sagte Ginny überrascht.
„Er hatte auch viel Zeit, um zu üben und seinen Durst zu kontrollieren.", meinte Severus erklärend.
„Würde er einen Menschen beißen?", fragte Harry neugierig.
„Vermutlich jetzt nicht mehr. Außer vielleicht jemand möchte gebissen werden und die Ewigkeit mit ihm verbringen.", meinte Severus leise.
Harry nickte bedächtig, er stand auf, Ginny stand ebenfalls auf. Sie verabschiedeten sich von Hermine und Severus, Harry wollte noch zu Lazarus und mit ihm reden. Hermine dachte, dass Lazarus Harry vielleicht auch an Sirius erinnerte und es freute sie, dass Harry einen anderen Vertrauten hatte außer Severus, Ron oder Arthur, jemanden, der ihn nicht von klein-auf kannte.

Als Hermine und Severus wieder ins Schlafzimmer gingen und sich umzogen, war Hermine ziemlich nachdenklich.
Sie dachte über Severus Worte nach. Sie legte sich still ins Bett und sah nach oben zu den Sternen.
„Meinst du wirklich, er würde jemanden verwandeln?", fragte Hermine in die Stille, Severus war schon fast eingeschlafen, wurde aber durch die Frage wieder aufgeschreckt. Sie bemerkte gar nicht, dass er sich verschlafen über das Gesicht strich.
„Wen meinst du?", fragte er müde.
„Lazarus. Meinst du, er würde jemanden beißen?", fragte sie nochmal. Er ließ sich weder in die Kissen sinken und seufzte. 
„Ich weiß es nicht... wenn ihn jemand darum bitten würde.. vielleicht?"
Sie schwieg, sie konnte sich nicht vorstellen, dass Lazarus in der Lage wäre einen Menschen zu verletzen. Severus sah sie an.
„Könntest du es?", fragte er, „Könntest du einen Menschen beißen?"
„Nein..", sagte sie nachdenklich.
„Selbst wenn er dich darum bittet und du ihn liebst und er dich? Könntest du mit ansehen, wie er älter wird und verfällt, während du dein Dasein fristest? Könntest du auf ewig allein sein? Ich finde es erstaunlich, dass er noch niemanden verwandelt hat. Ich könnte das wohl nicht ertragen.", sagte er dunkel.

Hermine dachte wieder nach, sie konnte sich auch nicht vorstellen, den Menschen sterben zu lassen, den sie liebte.
„Mh... wenn man es so sieht... ich hoffe, er ist trotzdem glücklich.", sagte sie leise.
Severus war nun wirklich eingeschlafen und murrte im Schlaf.
Sie drehte sich zu ihm und sah in sein entspanntes, schlafendes Gesicht.
Ich hoffe, er ist glücklich. Ich hoffe, er findet jemanden, mit dem er sein langes Leben verbringen kann, dachte sie.
Sie kuschelte sich an Severus und schlief ein.