„Kann ich offen sprechen?", fragte Hermine ihn.
„Natürlich.", er war gespannt, was Hermine wissen wollte.
„Harry und Ginny waren gestern bei Severus und mir, wir kamen auf dich zu sprechen, Harry mag dich sehr", sie lächelte ihn an, „wir haben uns gefragt... also.. ob du auch Blut von Menschen trinkst...", sagte sie und sah ihn unsicher an.Er lachte leicht, „ich würde keinen Mord hier in Hogwarts begehen, falls das deine Sorge ist."
„Nein ich..-", sie kam nicht weiter zu erklären, da unterbrach er sie.
„Ich weiß was du meinst. Ich habe früher Menschenblut getrunken... als junger Vampir hast du einen unstillbaren Durst nach Menschenblut, was Sinn macht, denn der Zweck der „Krankheit" ist sich zu verbreiten und zu überleben.
Blut wird nicht umsonst der Saft des Lebens genannt. Aber je mehr Blut ich trank, je mehr Menschen durch meine Raserei ihr Ende fanden, umso schlechter fühlte ich mich.
Es war nicht nur das schlechte Gewissen. Da war etwas, was mich selbst böse gemacht hat... Vielleicht lag es daran, dass ich meist die Menschen als meine Opfer wählte, die Schlechtes getan haben. Die sich von Gott abgewandt haben.
Ich hatte das Gefühl, das Schlechte in mir, würde noch schlechter, böser und größer werden... als würde ich die Boshaftigkeit der Menschen in mich aufnehmen, das ging viele Jahre so. Meine Freunde von damals haben sich von mir entfernt, ich blieb jung und sie wurden alt und starben.
Tausend Jahre habe ich das mitgemacht, ich hab mich mit Menschen angefreundet und ihren Verfall erlebt, neben den unfassbaren Dingen, die in all den Jahrhunderten in der Welt passierten....", meinte er nachdenklich.„Du siehst das Vampir-Sein als Krankheit an?", fragte Hermine verwirrt.
„Du etwa nicht? Als was würdest du es bezeichnen?"
„Vampire faszinierten immer schon die Menschen und Zauberer... ich stelle es mir irgendwie sehr... aufregend vor.", meinte sie und schmunzelte bei der Vorstellung.
„Der Mythos des Verbotenen, der Vampir der in einer lauen Sommernacht durch die offenen Fenster kommt, sich mit der schönen Frau vereint und ihr danach das ewige Leben schenkt... das gibt es nur in Filmen und Erzählungen.
Das Leben als Vampir ist vor allem eins: einsam. Die Ewigkeit allein zu durchleben... das ist eine Strafe, kein Geschenk.", meinte er verbittert.„Hast du niemanden in deinem Leben gehabt, den du an deiner Seite haben wolltest?", fragte sie leise.
„Ich wollte niemandem diesen Fluch zumuten. Ich habe geliebt... mit den Jahrhunderten immer weniger. Ich konnte es nicht mehr ertragen, die Menschen sterben zu sehen, die mir etwas bedeutet haben."
„Aber warum hast du niemanden verwandelt?", fragte sie verwirrt.
Er sah sie an, tief in die Augen, „wenn du wüsstest, wie es ist ein verfluchtes Leben zu führen, geächtet zu werden, gemieden zu werden... würdest du das einem anderen Menschen wirklich antun können, nur um nicht allein zu sein?"Hermine konnte in seinen Augen Trauer, Scham und Wut sehen. Er wandte sich ab und ging weiter, Hermine sah ihm verwirrt nach. Sie zog die Augenbrauen zusammen und lief ihm hinterher.
„Ich wollte dich nicht beleidigen oder verletzen...", sagte sie leise, als sie ihn eingeholt hatte.
„Schon gut", sagte er und lächelte matt.
„Wenn ich in deiner Position wäre, würde ich vermutlich auch so denken. Und vielleicht würdest du so denken wie ich, wenn du in meiner Position wärst.", meinte er nachdenklich.
„Ich bin ganz froh, dass ich mir diese Gedanken nicht machen muss..", meinte sie mit einem entschuldigenden Lächeln.
„Ich hoffe du kommst nie in so eine Situation.", sagte er.
„Solange du mich nicht beißt", meinte sie und lachte.
Er lachte bitter auf und sah zur Sonne.Hermine hörte einen Vogelschrei und sah auf, Fawkes flog grazil durch den Himmel, die Sonne wurde von seinem Gefieder gespiegelt und aufgenommen.
Es glitzerte und schimmerte, als wären seine Federn von einer Diamantenstaubschicht umhüllt.
„Albus plant etwas", sagte Lazarus und grinste, als er Fawkes Flug beobachtete. Hermine sah sich um, einige Schüler, die durch die Ländereien streiften, sahen ebenfalls nach oben und ihr Blick war recht verwirrt und unwissend.
Sie kannten Fawkes nicht, seit Dumbledores „Tod", war kein Phönix mehr in Hogwarts gewesen und vermutlich hatte keiner der hier lebenden Schüler, je einen Phönix gesehen.So schnell wie Fawkes aufgetaucht war, so schnell war er auch wieder verschwunden.
„Was meinst du?", fragte Hermine.
„Er will irgendetwas machen... Severus ist sehr zerstreut. Lass uns zurück gehen."
Lazarus und Hermine schlugen den Weg zum Schloss ein und liefen durch den Innenhof, ihre Wege trennten sich in der Eingangshalle, Lazarus ging nach oben zu Hermines Räumen und Hermine ging nach unten in die Kerker zu Severus' Räumen.Als sie in seine Räume trat, saß er an seinem Schreibtisch und korrigierte Aufsätze von Schülern. Die Feder mit der roten Tinte flog pausenlos über das Pergament. Severus schien gefühlt alles anzustreichen. Hermine schüttelte den Kopf.
Sie ging leise zum Schreibtisch und stellte sich neben Severus, tatsächlich war der Text nicht mehr blau sondern rot.
„Ich begreife es nicht. Alle Informationen stehen in den Büchern, wenn sie einfach nur ein wenig zuhören würden, was ich ihnen sage, hätten sie zumindest schon mal die Hälfte richtig.", sagte er genervt.
„Welches Jahr?"
„Viertes Slytherin.", er hob eine Augenbraue und presste die Kiefer aufeinander. Er konnte das Grinsen auf ihrem Gesicht förmlich spüren und sagte, „das Grinsen kannst du dir sparen."
Hermine lachte auf, legte eine Hand auf seine Schulter und strich über seinen Rücken.
„Du erwartest offenbar zu viel."
„Ich erwarte 100% und davon werde ich mich auch nicht abbringen lassen."
„So viel, wie du dich ärgerst, müsstest du wirklich schon graue Haare haben.", sagte sie lachend und strich ihm nun über den Kopf.Severus legte die Feder ab, drehte sich zu ihr und sah sie an. Seine Lippen waren geschürzt, sein Blick hatte etwas Neugieriges, aber auch eine leichte Spur von Wut lag in ihm. Er schlug die Beine übereinander und faltete die Hände in seinem Schoß.
Hermine legte den Kopf schief und sah ihn verwundert an. Er hob eine Augenbraue hoch.
„Was soll mir das sagen Severus?", fragte sie lachend. Er schnaubte, nahm ihre Hand und zog sie zu sich, er stellte beide Beine auf die Erde und setzte sie auf seinen Schoß. Sie lehnte sich an ihn, legte einen Arm um seinen Hals, die andere Hand lag auf seiner Brust. Sie schwiegen, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.Nach einer Weile meinte Hermine leise, „ich hab vorhin mit Lazarus gesprochen..."
Severus brummte als wollte er sagen 'und was hat er gesagt?'
„Er hat früher wirklich Menschenblut getrunken...."
„Und das erschüttert dich jetzt so sehr?", fragte er dunkel.
„Nein... er sagte, der Durst war am Anfang so stark, dass er es nicht unterdrücken konnte, aber... jetzt würde er keinen Menschen mehr beißen."
„Und das ist auch nicht gut?", Severus war verwirrt.
„Doch... also... schon aber... auch nicht. Er wird niemanden verwandeln. Er wird immer allein sein.", sagte sie traurig.
„Hat er auch gesagt, warum nicht?"
„Er meinte das Leben eines Vampirs ist ein Fluch. Er würde es niemandem wünschen oder antun können...", sagte sie immer noch traurig.„Jedes Leben kann ein Fluch sein... wenn man den richtigen Menschen an seiner Seite gefunden hat, kann aber auch jedes Leben ein Segen sein. Vampire bilden da keine Ausnahme.", sagte Severus nach einiger Zeit. Hermine sah zu ihm auf, er sah glücklich zu ihr.
DU LIEST GERADE
Schlimmstenfalls wird alles Gut
Fanfiction7 Jahre nach Ende des Krieges- Hermine, Ron und Harry arbeiten im Ministerium. Ron und Harry sind gefragte Auroren, Hermine hat ein Studium in Zaubertränke und Arithmantik abgeschlossen. Ihr Leben verläuft ruhig bis zu dem Tag, an dem sie vom Minis...