Kapitel 187: Urlaub

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„Geht es Ihnen gut?", fragte Gemma Nell besorgt und musterte sie.
„Natürlich", Hermines Gesicht war eine Maske von Traurigkeit.
„Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber Sie sehen nicht so aus...", Gemma sah sie traurig an, es tat ihr leid, dass ihre Professorin unter irgendetwas so litt.
„Vielleicht brauchen Sie eine Weile Urlaub... mal weg vom Schloss, von uns Schülern", sie lächelte traurig.

Hermine sah auf, sie spürte, dass Gemma sich ernsthafte Sorgen macht, sie seufzte, wenn es ihr schon so schlecht ging, dass sogar ihre Schüler ihren Wandel bemerkten, sollte sie vielleicht wirklich Hogwarts für eine Zeit verlassen.
„Das ist eigentlich keine schlechte Idee", sagte Hermine und sah freundlich zu ihrer Schülerin und lächelte müde.
Gemma freute sich, sie nickte und verließ den Klassenraum.
Hermine packte ihre Sachen zusammen und verließ ebenfalls den Raum, sie ging in die Kerker, sie konnte so nicht weitermachen. Zu sehr belastete es sie, zu sehr betrübte es ihr Gemüt.

Als sie ihre Räume betrat, sah Severus von seinem Schreibtisch auf, ließ die Feder fallen und ging zu ihr.
Wie jeden Tag nahm er sie liebevoll in den Arm und drückte sie an sich.
Er machte sich selbst unheimliche Vorwürfe und das Schlimmste für ihn war, dass sich Hermine noch größere Vorwürfe machte als Severus. Auch ihn schlauchte die Situation, machte ihn mürbe und traurig.
Seine Frau so hoffnungslos zu sehen, es wirkte sich körperlich auf sie aus.
Die einst strahlende junge Frau, war nur ein Abbild der Schönheit von früher.

„Severus?", fragte Hermine ihn schwach, als er sie umarmte, sie strich ihm leicht über den Rücken.
Er löste sich und sah sie an, musterte sie.
„Können wir vielleicht mal Urlaub machen? Ich glaube, ich muss mal aus diesen Mauern raus...", sie sah sich traurig um.
„Ja natürlich", sagte er freudestrahlend, er hielt ihre Wange, strich ihr die matten Strähnen hinter ihr Ohr. „Wohin du willst!"
„Vielleicht ans Meer", sagte sie mit einem fragenden Lächeln.
„Ich pack meine Badehosen", sagte Severus lachend, Hermine lachte ebenfalls leicht, „ich wusste gar nicht, dass du welche hast..."
Das erste echte Lachen seit Monaten.
Severus war mehr als glücklich und umarmte sie wieder, er spürte eine aufkeimende Kraft in ihr und schöpfte neue Hoffnung.

„Albus, die Professoren Snape machen Urlaub, Dauer unbekannt.", sagte er laut in den Raum.
Ein kleines Puff zog Hermines und Severus' Aufmerksamkeit auf sich.
„Roxy wurde von Professor Dumbledore geschickt um die Koffer in die Eingangshalle zu bringen", sagte die kleine Elfe und sah zwischen Hermine und Severus hin und her.
Beide fingen an zu lachen und gingen glücklich ins Schlafzimmer um ihren Koffer, für den ersten gemeinsamen Urlaub zu packen.

Am nächsten Morgen brachte Roxy die Koffer in die Eingangshalle, Hermine und Severus verabschiedeten sich von ihren Freunden und Kollegen, die sie alle bestätigten dem Schloss den Rücken zu kehren, zumindest für eine Weile.
Ginny und Tonks wussten warum Hermine so schlecht aussah und immerzu traurig war und es machte sie selbst ebenfalls sehr traurig, denn sie hatten ihr Glück schon, sie hatten Kinder und konnten Hermines Wunsch sehr gut nachvollziehen.

Sie gingen zur Appariergrenze von Hogwarts, die Koffer waren magisch verkleinert und fanden Platz in Hermines Tasche.
Sie sah ihn an, nahm seine Hand und grinste aufgeregt, ihre Haut war schon wieder etwas rosiger und gesünder und Severus war guter Dinge.
Er apparierte mit ihr zu einem Portschlüssel um ans Meer zu gelangen.
Der Portschlüssel war sehr viel unbequemer und verursachte bei beiden einen flauen Magen, als sie wieder zum Stehen kamen.
„Hätte ich gewusst, dass es so warm ist, hätte ich dünnere Sachen mitgenommen", sagte Hermine und sah sich interessiert um.

Es war hell, die Sonne stand hoch am Himmel und wärmte die Erde unter ihr.
„Wo sind wir?", fragte sie, sie kannte diesen Ort nicht.
„Wir sind auf den Seychellen", sagte Severus und legte einen Arm um ihre Schultern.
Hermines Augen weiteten sich, „ich wollte immer schon mal auf die Seychellen", sagte sie und strahlte ihn an.
„Ich weiß, deswegen sind wir hier.", meinte er liebevoll.
Hermine sah ihn an, sie atmete tief ein und aus, ihr Blick war eine Mischung aus Dankbarkeit, Liebe und Trauer.
„Danke", sagte sie und legte ihre Arme um seinen Hals.
„Ich würde alles für dich tun Hermine", sagte er leise an ihr Ohr.
Hermine überrollte eine Gänsehaut und eine kleine Träne löste sich aus ihrem Auge. Sie drehte sich von ihm weg und strich sie sich von der Wange. Severus beobachtete sie.
„Komm... lass uns das Haus suchen", sagte er, hielt ihr seine Hand hin und wartete. Dankbar nahm sie die Hand und gemeinsam gingen sie langsam über die Insel.

Sie mussten durch einen kleinen Dschungel mit vielen Palmenzweigen und grünen Pflanzen, hoch und dicht waren sie, die Hitze der Sonne sammelte sich in dem Dschungel und bald waren Hermine und Severus ziemlich durchgeschwitzt.
Als sie aus dem Grün traten, konnten beide ihren Augen kaum trauen.
Vor ihnen tat sich ein Bild auf, wie aus einer anderen Welt.
Hellblaues klares Wasser, ein strahlend weißer flach abfallender Strand, mit so feinen Sandkörnern, dass es eher Staub war, als Körner.
Sie sahen Fische in dem seichten wunderschönen Wasser schwimmen, ein leichter Windhauch kühlte die sonst sehr heiße Luft ein wenig ab.
Hermine sah sich um und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Das ist... das Paradies...", sagte sie und sah zu Severus.
„Da muss ich dir zustimmen", meinte er leise, er war ebenso beeindruckt wie sie.

Hermine sah sich kurz um, sie waren alleine, dann nahm sie ihren Zauberstab und wechselte ihre Kleidung, mit einem Schwung, mit ihrem Bikini. Sie ging langsam zum Wasser und hielt einen Zeh hinein.
„Selbst das Wasser ist warm", sagte sie lachend und lief schnell hinein.
Sie stürzte sich in die gleichmäßigen ruhigen Fluten und schwamm herum. Severus sah ihr zu, der Ortswechsel hatte ihr schon jetzt mehr als nur gut getan.
„Wo bleibst du?", rief sie ihm zu, sie schwamm immer weiter in das hellblaue Wasser. Er sah sich ebenfalls kurz um, auch jetzt war niemand zu sehen. Er entkleidete sich magisch und zauberte sich eine Badehose an. Hermines Tasche mit den Koffern, versteckte er magisch und sicherte sie.
Er ging zum Wasser und fühlte ebenfalls mit einem Zeh, wie warm oder kalt es war.
Warm?, fragte er sich innerlich, das ist wie in einer Badewanne, er musste selbst über seine Gedanken schmunzeln und ging schnell in das Meer.
Er folgte Hermine und schwamm schnell zu ihr. Sie beobachtete gerade einen Schwarm von kleinen Fischen, als sich seine Arme um sie legten und er seine Wange an ihre legte.

„Es ist wunderschön hier", sagte sie, strich über seine Arme und lehnte sich an ihn.
„Ich bin froh, dass ich mit dir hier bin", sagte er dunkel und küsste ihre Wange. Sie schloss die Augen und genoss seine Nähe.
„Severus?"
„Mhm?"
„Es tut mir leid, dass ich so unerträglich war in den letzten Monaten...", sagte sie leise, „es ist so schrecklich für mich... wir versuchen es jeden Tag... seit zwei Jahren... vielleicht soll es einfach nicht sein. Ich habe nur so eine Angst, dass du irgendwie sauer auf mich bist, weil ich es schon bin... ich hasse mich selbst dafür.", ihre Stimme war rau und tränenerstickt. Dicke Tränen kullerten über ihre Wangen und fielen in das salzige Nass unter ihr.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt