Kapitel 106: Es gibt nicht immer eine Lösung

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Zeitgleich liefen Hermine und Tonks mit dem Patronuswerwolf an der Grenze zum Verbotenen Wald entlang.
Es tat Hermine gut einfach mal nichts zu sagen und Tonks akzeptierte die Stille. Hermine ließ ihre Augen über die Ländereien gleiten, hier und da erblühten bereits einige Blumen auf den weiten Wiesen.

Der Patronus lief ruhig neben Tonks und stupste seinen Kopf immer wieder gegen ihre Hand. Tonks lächelte und strich ihm leicht über den Kopf. Hermine nahm diese Handbewegung wahr und sah zwischen ihr und der Lichtgestalt hin und her.
Ein seichtes Lächeln legte sich auf ihre Züge. Sie gingen weiter bis zum See, Hermine blieb stehen und Tonks zauberte eine kleine Erhebung aus der Erde, damit sie sich setzen konnten.
Der Patronus lief zurück zur Grenze und hielt Ausschau.

Hermine atmete laut aus, Tonks legte einen Arm um sie und lehnte ihren Kopf an Hermines.
„Ist alles gut?", fragte Tonks sie langsam, als sie ihren Kopf wieder hob.
„Eigentlich schon...", meinte Hermine und lächelte sie matt an.
„Und uneigentlich?", wollte Tonks wissen.
Hermine schwieg und sah auf den See hinaus. 
„Weißt du... es ist alles gut... also... du und Remus seid verheiratet und habt einen Sohn, Harry und Ginny bekommen ein Kind, Dumbledore ist wieder da, Severus geht es gut, Fred und George stellen die Schule auf den Kopf... als wir gerade an der Peitschenden Weide standen, musste ich an Sirius denken. Er fehlt in dem Bild hier irgendwie. Seit Lazarus hier ist, muss ich immer mehr an ihn denken. Ich frage mich... ob man seinen Tod auch verhindern könnte...", meinte sie leise und nachdenklich. Tonks hatte gewartet und zugehört.

„Mine... du kannst doch nicht jeden retten... irgendwann sterben wir alle.", sagte Tonks.
„Sirius war Harrys einziger lebender Verwandter aus der magischen Welt. Er hat 12 Jahre in Askaban verbracht für eine Tat, die er nie begangen hat.
Sirius hätte es verdient ein schönes langes Leben zu führen. Harry und Ginny glücklich zu sehen, Remus und dich glücklich zu sehen.", meinte Hermine.
„Dann lass uns die Situation durchgehen.", meinte Tonks entschlossen.
„Mh? Was meinst du?"
„Wir rollen Sirius' Tod auf. Wenn es einen Weg gibt ihn zu retten, ohne, dass wir alles verändern helfe ich dir, wenn du willst."

Hermine dachte nach, „es war im Ministerium. Harry hatte vorher diese Vision von Voldemort, dass er Sirius in seiner Gewalt hatte, er wollte die Prophezeiung... wir sind mit den Thestralen nach London geflogen, dann standen wir in der Halle mit den Kugeln, aber Sirius war nicht da.
Ich hatte gehofft, dass es nur ein Trugbild war... aber wir sind damit in Voldemorts Falle getappt. Harry nahm die Prophezeiung, dann kamen die Todesser... Lucius Malfoy", Hermine verzog angeekelt das Gesicht, „und seine ‚Freunde'... alles ging ganz schnell, dann rannten wir durch eine Tür und sind in den Raum mit dem Torbogen gelandet. Nachdem die Todesser uns auseinander gezerrt hatten, stand nur noch Harry am Bogen, Malfoy kam zu ihm... er versprach Harry uns würde nichts passieren, wenn er ihm die Kugel geben würde. Als Malfoy die Kugel hielt kam Sirius..."
„und hat Malfoy einen schönen rechten Haken verpasst", vervollständigte Tonks den Satz.
Hermine lachte, „ja... was für ein Bild. Die Kugel zerbrach und dann seid ihr gekommen..."

„Sirius und Harry haben zusammen gegen Malfoy und einen Todesser gekämpft... Sirius hatte ein paar ziemlich gute Zauber drauf, hat Malfoy gegen die Wand geschleudert...", meinte Hermine, „Bellatrix hat ihn getötet. Dann hat der Schleier ihn zu sich genommen... ich werde Harrys Schrei nie vergessen.... Er wäre lieber selbst gestorben, als zu sehen wie Sirius sein Leben gab."

Tonks atmete aus, die Erinnerung war auch für sie sehr traurig.
Sie wusste, wie sehr sich Remus und Sirius mochten, sie waren beste Freunde, Remus hatte damals seinen Job riskiert um Sirius näher an Harry zu bringen.
„Wie willst du Sirius retten?"
„Ich könnte ihn vielleicht vorher abfangen...", Hermine überlegte fieberhaft, „dann würde er vielleicht gar nicht ins Ministerium reisen..."
„Und dann kriegt Malfoy die Prophezeiung und dann was? Vielleicht ändert das den ganzen Verlauf Hermine, Voldemort weiß dann zuerst um was es geht... wenn Sirius nicht da wäre, wer würde Harry helfen, ich glaube mich zu erinnern, dass Sirius einen Fluch abgewehrt hatte, der sonst Harry getroffen hätte... Bellatrix hat ihn aus Egoismus getötet, aus Wahnsinn, jeder Mord, den sie tat, war etwas Persönliches.
Sie hat Sirius gehasst und alle aus der Familie Black und Verwandtschaft, die sich gegen Voldemort stellten. Sie wollte die ‚Verräter' eigenhändig bestrafen und zur Strecke bringen...", sagte Tonks bitter.
„Aber es muss doch eine Lösung geben.", meinte Hermine aufgebracht und verzweifelt.

Sie sprang auf und lief unruhig hin und her.
„Es gibt nicht immer eine Lösung... Sirius' Tod hat Harry endgültig aus seiner Starre aufgeschreckt. Er hat ihm klar gemacht, wie ernst es Voldemort ist. Er hat Harry einen Grund gegeben für die gute Sache zu kämpfen.", meinte Tonks traurig lächelnd.
Hermine schüttelte den Kopf, sie konnte und wollte das nicht akzeptieren.
Sie hatte das Gefühl noch verrückt zu werden. So viele Möglichkeiten, so viele Chancen, aber Tonks hatte recht.
So viele Wege alles zu verändern und niemand wusste, ob damit nicht alles schlimmer wurde. Sie hätte sich die Haare raufen können. In ihren Überlegungen und dem Reinsteigern, bemerkte sie gar nicht, wie sich die Kraft wieder in ihre Augen schob und alles um sie herum von ihrer Energie beeinflusst wurde.

Die kleinen Kieselsteine am Ufer des Sees wurde von der Kraft, die nun aus Hermine ausströmte, in die Luft gehoben, das Wasser vor ihr plätscherte unnatürlich, das Gras der Wiese wiegte sich im Strom der Energie.

Tonks sah sie mit geweiteten Augen an, sie sah sich um und war sprachlos. Was für eine ungeheure Macht Hermine ausstrahlte, sie atmete schwer, ihre Muskeln schienen sich anzuspannen.
Der Patronus kam zu Tonks zurückgelaufen, stellte sich vor sie, als würde er sie schützen wollen. Tonks schien etwas überfordert mit der Situation zu sein, sie versuchte ihre Freundin zu beruhigen, sie ging einen Schritt auf sie zu, auch wenn sie sich der Gefahr bewusst war, dass sie Hermine jederzeit angreifen könnte.

Sie legte sanft eine Hand auf ihren Unterarm und drehte sie langsam zu sich um, Hermines Augen glühten, sie schien Tonks vor sich nicht richtig wahrzunehmen.
Tonks überlegte, sie versuchte Hermine mit ihren eigenen Waffen zu schlagen und spiegelte ihre Augen. Nun waren Tonks Augen ebenso glühend und amberfarben wie die von Hermine.
Das schien sie langsam aus ihrer Trance zu holen und sie zog die Augenbrauen zusammen und sah ihr Gegenüber fragend an.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt