Kapitel 79: Verbundenheit

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Ein paar Minuten später, ging die Tür des Badezimmers wieder auf und Hermine schwang kurz ihren Zauberstab, legte damit ein Seidentuch um Severus Augen, der erst protestieren wollte, es aber ließ, als er ihre Hand an seinem Gesicht spürte.
„Komm, ich führe dich.", sagte sie leise an sein Ohr. Er stand auf, sie nahm seine Hände und führte ihn zum Badezimmer.

Er konnte leise Musik hören, nahm verschiedene blumige Düfte wahr. Er roch Wachs und hörte Wasser schäumen.
Als sie im Bad waren, schloss Hermine die Tür, stellte sich hinter ihn und öffnete die Augenbinde.
Das Bad war wunderschön dekoriert, ein Meer von Kerzen auf der Badewanne und schwebend im Raum, die Wanne war mit leicht silberschimmerndem Wasser gefüllt, eine dicke Schicht Schaum bedeckte die Wasseroberfläche. Hier und da lagen Rosenblüten auf dem Schaum und im Wasser. Es roch nach Blumen aber auch nach Früchten, nach Ebenholz und Zedern, leichte Kräuter verfeinerten den Duft und rundeten ihn ab. Er wusste nicht, was er sagen sollte.

Langsam ging Hermine um ihn herum und stellte sich vor ihn. Sie knöpfte das grüne Hemd auf und streifte es von seinem Körper, tat es ebenso mit der Hose. Danach zog sie sich selbst aus, sie zog direkt alles aus und stieg langsam in die Wanne.
Das Wasser hatte die perfekte Temperatur. Sie lehnte sich in eine Ecke der Wanne und wartete, dass er zu ihr kommen würde. Severus rührte sich nicht.
„Kommst du?", fragte sie schmunzelnd. Schweigend zog er die Boxershort aus und stieg ebenfalls in die Wanne, die Wärme des Wassers umschloss ihn und umschmeichelte seine Haut. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen.
Hermine lächelte zufrieden und schloss ebenfalls die Augen.

Nach einigen Minuten öffnete Severus seine Augen wieder, er war komplett entspannt, geistig wie auch körperlich und sah Hermine an.
Wie sie an die Wanne gelehnt da lag, die Haare zusammengesteckt, die unteren Locken leicht nass. Das friedliche Lächeln auf ihrem Gesicht.
Die kleinen Sommersprossen, die ihr Gesicht zierten und die sonst so makellose, porzellan-farbene Haut mit Farbe erfüllten.
Aus irgendeinem Grund merkte sie, dass er sie musterte und sah ihn an. Hermine setzte sich auf und krabbelte zu ihm, sie legte sich auf seine Brust und stützte ihr Kinn auf ihren Armen, die sie auch auf seine Brust gelegt hatte. Er legte seine Hände auf ihren Rücken und streichelte über ihre zarte Haut. Sie sah ihn an und ihr Blick hatte wieder etwas Trauriges.

„Was liegt dir auf dem Herzen?", fragte er interessiert, strich ihr dabei eine Strähne hinters Ohr. Sie sagte nichts, senkte nur den Blick.
„Miss Granger... muss ich meine Vorräte des Veritas Serum wieder für Sie dezimieren?", er hob eine Augenbraue.
Sie lächelte leicht und sagte dann leise, „ich muss daran denken, was du heute Mittag gesagt hast. Dass es vielleicht alles wirklich nur Zufall war... ich könnte es nicht ertragen, wenn sich etwas ändert zwischen uns. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du mich vergessen würdest und ich kann es nicht ertragen, zu wissen, dass es purer Zufall war und es mit einer kleinen Veränderung in der Vergangenheit vielleicht nicht dazu kommen würde. Weißt du was ich meine?
Was ist, wenn ich in meiner Reise in die Vergangenheit zum Obscurus irgendetwas verändere und du dich daran nicht mehr erinnern kannst? Dass ich etwas so sehr verändere, dass es dieses Wir nicht gibt. Ich würde in die Gegenwart zurückkehren und du wärst nicht da. Wärst nicht bei mir.", endete sie und Tränen vermischten sich mit dem Wasser in der Wanne.

Severus setzte sich etwas mit ihr auf, er sah mit zusammengezogenen Augenbrauen zu ihr.
„Du glaubst, dass ich dich vergessen könnte?", fragte er ungläubig.
„Severus, ich habe Menschen und Zauberern ihr Gedächtnis genommen, jede Erinnerung, die ihnen irgendwie wichtig war... jeder Mensch kann vergessen. Und wenn es keine erlebten Moment gibt, gibt es auch keine Erinnerung, an die man sich festhalten kann.", sagte sie und Tränen kullerten über ihre Wange.
„Redest du von einem bestimmten Vorfall?", fragte er besorgt.
Sie schluchzte auf, „nachdem wir das 6. Jahr beendet haben und nicht mehr zurückgekehrt sind, hab ich meinen Eltern jede Erinnerung an mich genommen. Ich hatte Angst, die Todesser würden sie finden und ihnen etwas antun. Ich könnte vor ihnen stehen, sie würden mich nicht erkennen. Sie könnten sich nicht an ihre Tochter erinnern..."
Severus zog sie zu sich, er konnte ihre Angst, vergessen zu werden, sehr viel besser nachvollziehen. Er schluckte hart. Er konnte sich nur vorstellen wie Hermine sich gefühlt haben musste. Er dachte daran, seiner Mutter die Erinnerung an ihn genommen haben zu müssen und schüttelte den Gedanken schnell wieder ab. Auch wenn seine Eltern sich oft stritten und sein Vater ihn wirklich schlecht behandelte, seine Mutter liebte ihn über alles und er liebte sie.
Er hatte ihr Talent für Zaubertränke geerbt und sie versuchte ihm viel zu zeigen, vor allem wenn sein Vater arbeiten war.
„Ich werde dich nicht vergessen", sagte er leise an ihr Ohr.
„Ich glaube nicht, dass es in deiner Macht liegt, das zu entscheiden.", gab sie traurig zurück.
Er zog wieder die Augenbrauen zusammen und stand mit ihr auf. Er wickelte sie in ein Handtuch, band sich dann eines um die Hüften und sah sie an.

„Ich werde dich nicht vergessen", sagte er bestimmt. Er nahm seinen Zauberstab, konzentrierte sich auf etwas, hielt den Zauberstab an die äußerste Stelle seines inneren Handgelenks und ließ ein kleines Zeichen in seine Haut brennen, er presste die Kiefer aufeinander, nach wenigen Sekunden war der Schmerz vorbei und er sah zufrieden auf die Stelle.
„Severus was machst du?!", fragte sie erschrocken.
„Dafür sorgen, dass ich dich nicht vergesse.", sagte er mit einem Schmunzeln.
Sie besah sich die Stelle, es sah aus wie eine lang verheilte Narbe in einer bestimmten Form.
„Eine kleine Narbe, das fällt niemandem auf.", sagte er.
„Was ist das für eine Form?", fragte sie.
„Das Symbol für das Sternzeichen Jungfrau in Form einer alten Rune..", erklärte er ihr und sah sie an.
„Mein... Sternzeichen..."
Severus nickte. Hermine sah ihn entschlossen an und hielt ihm ihr Handgelenk hin.
„Wenn du meins trägst, will ich deins tragen!", sagte sie und ihre Augen glühten Obsidian auf.
„Bist du dir sicher? Eine magische Narbe lässt sich auch durch Magie nicht entfernen...", sagte er und sah sie eindringlich an.
„Ich bin mir sehr sicher Severus Snape."

Er nahm ihren linken Arm, drehte die Innenseite nach oben, legte den Zauberstab an die weiße Haut und sah sie noch einmal an. Sie nickte und drückte seine Hand.
Er konzentrierte sich und ließ sein Sternzeichen in ihre Haut brennen, nach einem kurzen Schmerz war er fertig, das Zeichen verheilte schnell und eine Narbe in Form des Sternzeichen Steinbocks zierte Hermines Handgelenk. Sie strich darüber und lächelte.
„Danke", sagte sie und strahlte ihn an.
„Verbunden", sagte er dunkel.
„Verbunden", erwiderte sie und nickte.
Sie schlang ihre Arme um ihn und flüsterte leise an sein Ohr, „geh schon mal ins Schlafzimmer."
Er nickte langsam, zauberte sich eine Boxershort an, legte das Handtuch ins Waschbecken und ging aus dem Bad zum Schlafzimmer.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt