Kapitel 128: Neue Kräfte, neue Ängste

1.1K 83 10
                                    


Zeitgleich trat Severus in seine Räume und erkannte zuerst nichts, weil es ziemlich dunkel war.
Dann hörte er ein Keuchen und ging schnellen Schrittes durch seinen Raum zum gegenüberliegenden Fenster.

„Was ist los?", fragte er panisch, als er Hermine an der Schulter fasste.
Mit kreidebleichem Gesicht sah sie ihn an, sie hielt sich die Hand vor den Mund und lief schnell ins Badezimmer.
Er hörte, wie sie die Tür ins Schloss schmiss und sich übergab. Er tigerte nervös in seinem Wohnzimmer auf und ab, wartete, bis sie wieder aus dem Bad kam.

Langsam mit wackeligen Beinen kam sie zurück ins Wohnzimmer, Severus lief sofort zu ihr und stützte sie. Er schob sie zurück ins Schlafzimmer und setzte sie auf das Bett.
Er kniete sich vor sie und sah sie an.
„Was ist passiert?", fragte er nochmal.
Ihre Lippen zitterten, sie wollte etwas sagen, aber sie konnte nicht. Sie schüttelte den Kopf.
„Hermine hast du Schmerzen?", fragte er besorgt.
Sie schüttelte wieder nur den Kopf.
„War jemand hier während ich weg war?"
Sie schüttelte nur den Kopf.
„In Ordnung.. leg dich einfach hin und ruh dich aus, ja?", er war ratlos und presste die Kiefer aufeinander.

Als er aufstand, nahm sie seine Hand und hielt sie fest. Selbst ihre Hand zitterte.
„Hermine bitte, was ist denn los?", seine Stimme nahm einen flehenden Ton an. Sie zog ihn zu sich und bedeutete ihm, sich einfach hinzulegen.
Severus seufzte laut auf, er stieg über Hermine und legte sich ins Bett, kaum, dass er lag krallte sich Hermine an ihn und umschloss ihn mit ihren Armen.

Sie drückte ihn so fest, dass er schlecht Luft bekam, was sie offenbar bemerkte, denn sie lockerte etwas ihren Griff.
Er legte seine Arme um sie und strich ihr beruhigend über den Rücken und ihren Arm. Hermines Gesicht lag auf seiner Brust und sie atmete den Kräuterduft ein.

Nach einer Weile, als sie sich etwas beruhigt hatte, atmete sie laut durch. Severus sah sie an und wartete.
„Ich habe darüber nachgedacht, was Dumbledore gesagt hat...", fing Hermine an.
„Die ganze Zeit? Standst du die ganze Zeit am Fenster und hast darüber nachgedacht?", fragte er. Sie nickte.
„Mir ist etwas aufgefallen, was mir Angst gemacht hat. Furchtbare Angst....", ihre Stimme zitterte.
„Du kannst mir alles sagen Hermine, das weißt du.", sagte er dunkel.
„Wenn.... wenn ich dieses Mondfeuer seit der Schlacht von Hogwarts in mir trage... wenn... es mich so sehr beeinflusst hat... schon damals.. was ist..", sie schluckte hart, „was ist... wenn.. also.. die Kraft hat mich zu dir geführt. Was ist, wenn sie auch die Quelle meiner Gefühle ist?", fragte sie traurig und panisch.
Severus verstand nicht ganz.
„Was meinst du?"
„Was ist, wenn ich mich 'nur' durch das Mondfeuer in dich verliebt habe? Was ist, wenn das Feuer irgendwann erlischt? Sind die Gefühle dann noch da? Hätte ich mich jemals in dich verliebt, ohne die Kraft? Hätte ich dich ohne sie gefunden?", mit jedem Satz wurde sie lauter, krallte sich mehr in seine Robe, er spürte schon fast ihre Fingernägel in seinem Fleisch, spürte die Angst in ihrer Stimme, in ihrem Körper, in dem gesamten Raum.

„Warum siehst du das alles so negativ?", fragte er ruhig.
Seine Ruhe strahlte auf sie aus und seine dunklen Worte legten sich in ihren Gehörgang, legten sich um ihre Gedanken, die wie Feuer brannten und das Glühen und Glimmen in ihrem Kopf, nahm ab.
„Was?", fragte sie verständnislos aber sehr viel ruhiger.
„Du hast eine Kraft bekommen ja, du hast damit viel Gutes getan, vielleicht sind deine Gefühle dadurch sehr viel stärker geworden.... aber hast du dich gefragt warum? Warum hast du diese Kraft bekommen? Glaubst du, es ist alles Zufall? Nein... du glaubst nicht an Zufälle. Du glaubst, alles hat seine Bestimmung, alles und jeder kann eigenständig sein Schicksal ändern.
Du hast eine neue Kraft bekommen, aber du hast dich selbstständig für all das entschieden, was du gemacht hast.
Also gestatte mir noch einmal die Frage: warum ist das für dich so negativ?", er lächelte sie an.

Sie sah in seinen Augen nichts als die Wahrheit. Sie überlegte. Das Mondfeuer war mächtig, aber die Gefühle, die sie für ihn hatte, konnte unmöglich nur diese Kraft sein.
Hätte sie sich ohne diesen Krieg und die ständige Angst vor Voldemort vielleicht nicht auch so in ihn verliebt? Hätte er sich, ohne diesen Krieg und die ständige Angst ertappt zu werden nicht auch so auf sie eingelassen?

Sie wusste es nicht.

Ihre Gedanken verstrickten sich immer weiter und es schien, sie wären nur noch ein einziges Chaosbündel, komplett verknotet und sie war nicht in der Lage, diesen Knoten zu lösen.

„Ich bin mir sehr sicher, dass wir uns trotzdem gefunden hätten Hermine. Vielleicht haben uns die Sterne aus einem guten Grund zusammengeführt, haben uns einfach nur den Weg geebnet.", sagte er und zog sie zu sich, zog sie auf sich.
Sie legte ihre Hände auf seine Brust und sah ihm ins Gesicht. 
„Ich liebe dich. Das wird sich nicht ändern.... Ob mit oder ohne Mondfeuer.", sagte er dunkel, strich ihr mit dem Handrücken über die Wange.
So wie sie ihm, all die Zeit die Angst und Bedenken nahm, so nahm er nun ihre. Er holte sie nun aus ihrer Dunkelheit und ließ sie das Licht sehen.
Sie legte beruhigt ihren Kopf auf seine Brust und drückte sich fest an ihn, atmete gelöst auf.

„Mondfeuer...", sagte er bedächtig und strich ihr über den Rücken, „bist du deswegen so...-"
Sie sah böse auf ihn, „wage es jetzt ja nicht ‚heiß' zu sagen. Ich warne dich.", meinte sie und das Feuer schob sich in ihre Augen.
Er presste die Lippen aufeinander und musste ein Lachen unterdrücken, schob sie ein Stück zu sich hoch und vergrub sein Gesicht in ihren Locken.

Sie schliefen so aufeinander liegend ein, Hermine war nun etwas beruhigter, wusste sie jetzt, was das für eine Kraft war, die sie in sich trug.
Sie hoffte einfach, dass Severus recht hatte und schob die schlechten Gedanken beiseite.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt