Kapitel 195: Ein Morgen Ende März

1K 64 21
                                    


Sie war am Ende des 6. Monats, als sie verträumt an dem Ahornbaum gelehnt saß, an dem Severus ihr den Antrag gemacht hatte und über Namen nachdachte.
„Wie soll dein Kind heißen, Severus?", fragte sie ihn in einer unnatürlich geschmeidigen und wohlklingenden Stimme, die eine Art Mischung des schwarzen Honigs und der Kristallstimme war.
Severus bekam jedes Mal eine Gänsehaut, wenn sie anfing zu reden, er hätte sie küssen können.
Ihre wunderschöne weibliche Art gaben ihm die heißesten Fantasien, aber der Gedanke daran, dass in ihr ein kleiner Mensch war, zügelten diese Fantasien dann doch wieder. Er seufzte dann nur und fing an glücklich und leicht dämlich zu grinsen.

„Bitte keinen Doppelnamen von heroischen Personen in unserem Leben... Albus-Severus reicht da vollkommen.", sagte er und lachte.
„Vielleicht James-Sirius?", sie sah zu ihm.
Er zog die Lippen zu einem Strich.
„Nur ein Scherz, Harry sagte, er würde ihn, falls er noch einen Sohn bekommen sollte, gerne so nennen", sagte sie schmunzelnd, strich über seinen Unterarm.
„Wie wäre es mit.... Magnus?", fragte Hermine ihn, sie sprach ihn gedanklich aus und stellte fest, dass Magnus ein wirklich schöner Name war.
„Magnus Snape", er dachte nach. „Klingt nicht schlecht... aber vielleicht sollten wir warten, bis er wirklich auf der Welt ist..", er strich über ihren Bauch und grinste wieder.
Sie hielt seine Hand fest und Severus konnte kleine Bewegungen und Tritte an seiner Hand spüren. Seine Augen glänzten und auf seinem Gesicht lag freudige Erregung.

An einem frischen Morgen Ende März, es war ein Samstag und Severus hatte frei, Hermine war schon seit einigen Wochen im Mutterschaftsurlaub, stand sie früh auf, bestellte bei Roxy einen heißen beruhigenden Tee und trank ihn vor dem großen Fenster in ihrem Wohnzimmer, sie stand hinter dem großen Ebenholzschreibtisch und sah glücklich über die Ländereien.
Sie strich über ihren Bauch, der mittlerweile recht ansehnlich war, es würde nur noch ungefähr zwei Monate dauern, bis ihr erstes Kind das Licht der Welt erblicken würde.
Sie schüttelte ungläubig den Kopf bei diesen Gedanken und lächelte in ihre Tasse. Sie sah kurz ins Schlafzimmer, Severus lag seelenruhig im Bett und schlief friedlich.
Sie liebte diesen Mann so sehr, sie war nie glücklicher ihn zu haben und eine Familie mit ihm zu gründen.

Sie trank wieder einen Schluck und keuchte plötzlich auf, schluckte unter größten Schmerzen den Tee, ließ die Tasse fallen und krümmte sich.
Severus wurde von dem Klirren geweckt und saß kerzengerade im Bett, sein Blick ging geradewegs zu Hermine, die am Fenster des Wohnzimmers stand und sich an der Fensterbank abstützte.
„Was ist?", fragte er laut, als er zur ihr lief.
„Mein Bauch", presste sie schmerzerfüllt hervor, sie hielt sich krampfhaft eine Hand an ihren Unterleib und stieß einen langgezogenen Schrei aus.
„Sind das Wehen?", fragte er panisch.
„Nein!", sagte sie laut. Severus sah nach unten, als etwas an ihrem Bein herunterlief. Eine Spur von Blut, er schluckte. Rief Albus gedanklich, der sofort erschien und zu dritt in Morgenkleidung, apparierten sie schnell ins St.Mungos.

Dort angekommen wirbelten sofort einige Medihexen um sie herum, nahmen Hermine in Empfang und setzten Severus auf einen Stuhl in der Eingangshalle, Albus kümmerte sich um ihn und zauberte ihm eine Schicht Kleidung über die Haut, die einige Blicke auf sich zog.
Severus war unfähig sich zu bewegen oder etwas zu sagen, Albus sah ihn besorgt an, legte ihm eine Hand auf die Schulter und versuchte ihm seine Anspannung zu nehmen.
Nach einer Weile strich sich Severus fahrig durch das Gesicht.

„Ich werde noch wahnsinnig hier. Was ist denn jetzt?!", fragte er gereizt und sprang auf.
„Severus..", meinte Albus und folgte ihm.
„Was ist mit meiner Frau? Kann ich zu ihr?", fragte er recht unfreundlich die Hexe an der Rezeption.
„Sir, bitte setzen Sie sich wieder hin. Ich kann Ihre Aufregung nachvollziehen, aber die Medihexen kümmern sich um sie. Sie können nur warten.", sagte sie mitfühlend. „Soll ich Ihnen ein Glas Wasser holen?", fragte sie vorsichtig.
Er schüttelte schwach den Kopf und wandte sich von der Rezeption ab, ging angespannt wieder zurück. Albus atmete tief ein und aus, er setzte sich zu Severus und gemeinsam warteten die beiden Männer.
Es vergingen weitere Stunden des Wartens und der Ungewissheit bis eine ältere, erschöpft wirkende Medihexe durch die Tür der Notaufnahme kam und auf Severus und Albus zu.

„Professor Snape?", fragte sie mit rauer Stimme, Severus sprang auf.
„Wie geht es meiner Frau?", er sprach schnell und angespannt.
„Kommen Sie bitte mit", sagte sie vorsichtig. Albus nickte ihm zu, er setzte sich wieder hin und wartete.
Severus folgte der Medihexe, sie liefen durch einen langen Flur, Notfälle in jedem Zimmer. Nach einer kurzen Biegung stoppte die Hexe und deutete in ein Zimmer auf der Linken.
Die Tür stand ein wenig offen und Severus konnte Hermine im Bett liegen sehen. Sie war recht blass und sah müde aus.
Die Hexe nickte ihm stumm zu, er betrat langsam das Zimmer.

„Hermine?", fragte er leise und vorsichtig. Sie sah aus einem Fenster, reagierte nicht.
Er ging einen Schritt näher, setzte sich halb auf die Bettkante und strich über ihre Hand, sie war eiskalt.
„Hermine", wiederholte er langsam, „was ist los?"
Sie schluckte, sah weiterhin aus dem Fenster.
„Ich hatte eine unerwartete Blutung....", ihre Stimme wirkte kalt und mechanisch, „sie haben versucht ihn früher zu holen... aber seine Lungen waren mit Blut gefüllt und er hat keine Luft bekommen.
Er ist erstickt.
An Blut... an meinem Blut.", sagte sie, ihre Augen füllten sich mit Tränen, das Gesicht war eine emotionslose Maske. Severus sah perplex auf Hermine, er hatte das Gefühl, dass er nichts verstand.
„Er ist tot Severus.", sagte sie mit einem Schmerz in der Stimme, der fühlbar war, sie sah ihn an. Dicke Tränen flossen aus ihren Augen.

Dieser Satz riss Severus aus seiner Starre, er schluckte hart, kämpfte die Tränen zurück und nahm sie in den Arm, er drückte sie so sehr an sich, wollte die Trauer und den Schmerz aus beiden rausdrücken.
Hermine weinte heftig an seiner Brust und legte ihre Arme um seinen Rücken. Severus schloss die Augen und weinte ebenfalls leise Tränen, die in ihre Haare fielen. Er sah mit verweinten Augen zum Fenster und sah Tropfen an der Fensterscheibe herunterlaufen, erst kleine, dann immer größere, weiter und weiter prasselte der Regen an das Fenster des St. Mungos.
Es schien, der Himmel würde ihren Verlust beklagen.

Hermine krallte sich in seinen Stoff und weinte immer weiter. Severus wiegte sie leicht, strich ihr beruhigend über den Rücken.
Sie schlief schlussendlich in seinen Armen ein, es war ein sehr anstrengender Tag und die Müdigkeit überkam sie. Severus hoffte, dass es ein traumloser ruhiger Schlaf wäre, er hoffte, sie würde nicht von Magnus träumen, so wie er es wohl jede Nacht tun würde.

Magnus Snape, dachte er und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
Er atmete tief ein und aus, nahm ihre Hand und küsste sie. Er ließ sie schlafen, ging aus dem Zimmer, er brauchte kurz frische Luft.
Als Severus aus der Tür trat, stand Albus angespannt auf, Severus hatte ihn ganz vergessen.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt