Kapitel 26: Angriffslustig

2.1K 116 5
                                    


Hermine stürmte aus dem Fuchsbau, hinaus in die kühle Nacht. Sie war so aufgebracht, dass sie einfach lief und lief. Hinein ins hohe Gras.
Heiße Tränen rannen über ihr Gesicht. Ihre Haut glühte, es war bitterkalt an diesem Abend und sternenklar.

Hermine lief bis zu einer Stelle, an der das Gras etwas weniger hoch war, sie stoppte, blickte nach oben und sah dicke Schneeflocken von oben rieseln.
Sie beobachtete den Flug der Schneeflocken, sah hinauf in das Gestöber und wurde ruhiger. Ein leichter Wind umschmeichelte sie, spielte mit ihren Haaren, die gesäumt von Schneeflocken waren.

Sie wusste nicht, wie lange sie so dastand, ihre Nase wurde schon rot und kalt. Ihre Füße eingefroren, die Hände zitterten.
Warum war er gekommen? Er wusste wohl nicht, dass sie ebenfalls eingeladen war, sonst wäre er nicht hier.
Sie hörte ein fernes Rufen, was relativ schnell näher kam, „Mine! Mine, wo bist du?", Harry suchte nach ihr.

Sie hatte keine Kraft mehr zu antworten, wusste nicht mal, ob sie antworten wollte. Hinter ihr hörte sie ein Rascheln, es war ihr egal, wer das war, ob es Harry war oder ein Tier. Sie stand einfach nur da, wirkte müde und abgeschlagen.
Sie schloss die Augen und überließ ihrer Kraft die Bildfläche. Bevor das Rascheln bei ihr war, glühte das Amber auf und Hermines Körper bildete, wie von selbst, einen starken Schutzwall um sie herum, den Nichts und Niemand betreten konnte, solange sie es nicht wollte.

„Mine! Da bist du ja, ich bins! Harry!", Harry ging langsam auf Hermine zu, legte eine Hand an die schützende Energiewand und die zog sich zurück, sie bemerkte, dass keine Gefahr drohte.
Harry ging nun schneller auf Hermine zu, zog sie zu sich, in den Arm. Sie war eiskalt und am zittern.
„SEVERUS, ICH HAB SIE GEFUNDEN", brüllte Harry nach hinten, ließ rote Funken aus dem Zauberstab in die Luft schießen und wartete auf den Tränkemeister.
Dieser kam schnell, leise und elegant aus dem hohen Gras gelaufen, wie ein Panther. Er sog die Luft scharf ein, denn Hermines Lippen waren schon leicht blau, sie zitterte wie Espenlaub und die Nase war erstaunlich rot.

Severus verfluchte sie innerlich, warum war sie einfach rausgerannt und das auch noch ohne Jacke. Er ging leicht genervt zu ihr, wollte sie gerade an der Schulter anfassen, als Hermine ruckartig zu ihm sah, das Glühen des Ambers intensivierte sich noch, Severus hielt inne.

„Wagen Sie es nicht, mich zu berühren", hörte er von der Kristallstimme.
Harry sah überrascht zwischen den beiden hin und her, „Severus, wir müssen sie reinbringen! Sie erfriert sonst noch.", drang Harry ihn. Severus war immer noch erstaunt über die Worte, die sie eben an ihn gerichtet hatte, er war auf Harrys Seite und ignorierte, was sie sagte, fasste sie an den Armen und wollte sie auf seine ziehen, als ihn plötzlich ein starker Energiestoß von den Beinen riss, er kam einige Meter hinter ihm auf dem Boden auf und keuchte stark.

Harry riss erneut die Augen auf, „ARTHUR, MOLLY, GINNY", er sprühte erneut rote Funken und nach einer kurzen Zeit kamen die drei zu ihnen. Ginny und Molly versuchten Hermine, mit nun wieder braunen Augen, reinzubringen, sie ging ohne Probleme mit den beiden Frauen mit.
Harry und Arthur rannten zu Severus, der immer noch am Boden lag und aufkeuchte. Er hatte augenscheinlich starke Schmerzen und konnte sich nicht bewegen.
„Harry, du musst gucken, was ihm fehlt!", meinte Arthur. Harry sprach einige Worte und der Zauber zeigte ihm an, was mit Severus war. Er war froh, dass er diese Zauber als Auror beherrschen musste.
„Okay.. es scheint, als hätte er einige Rippen gebrochen, wahrscheinlich von dem Aufprall. Aber nichts lebensgefährliches. Severus, ich werde deine Brüche für's Erste zusammenfügen, danach solltest du zu Madame Pomfrey, in Ordnung?", erklärte Harry. Arthur sah erstaunt zu Harry, dann zu Severus. Dieser nickte nur.
Harry murmelte „Episkey", ein leichtes Knacken war zu hören und ein lautes Knurren von Severus.
„Bei Merlins Bart, was ist denn passiert?", fragte Arthur die beiden Männer. Severus konnte unter Schmerzen und mit Hilfe der beiden aufstehen. Arthur wartete immer noch auf eine Antwort.
„Ich glaub das sollten wir drinnen klären, Arthur.", meinte Harry und gab ihm einen Blick der so viel sagen sollte wie 'lass-mich-kurz-mit-ihm-allein-reden', Arthur verstand sofort und meinte, er wollte schon mal die Couch frei machen, damit Severus sich hinlegen könne.

Harry sah Severus entgeistert an, als Arthur hinter dem hohen Gras verschwunden war. Er wollte eine Antwort von ihm.
„Sieh mich nicht so an Harry", knurrte Severus böse.
„Sie hat mich gewarnt, dass ich sie nicht anfassen sollte..." meinte er und lachte bitter auf.
„Severus, sie hat dich angegriffen, dich durch die Luft gewirbelt und durch den Aufprall dir drei Rippen gebrochen! WAS ist passiert?", wollte er wissen. Es tat ihm leid Severus so zu sehen, er musste wirklich starke Schmerzen haben.
Severus hob eine Augenbraue, Harry konnte zum Teil genauso penetrant sein, wie Albus wenn er etwas wissen wollte.
„Es ist nichts passiert.", presste er hervor, „Sie hat ihre Kräfte einfach nicht im Griff."

Sie gingen langsam zurück zum Fuchsbau. Ginny hatte mit Molly Hermine reingebracht, sie vor den Kamin gesetzt und sie aufgewärmt, danach hatte sie Teddy ins Bett gebracht.
Als Severus und Harry langsam am Haus ankamen, rannte Molly sofort zu ihm und wollte wissen, ob alles in Ordnung wäre mit Severus. Ihr Fürsorge war etwas zu gut gemeint, was ihn vor Schmerzen aufstöhnen ließ. Molly setzte ihn auf die Couch, damit saß er hinter Hermine, die immer noch am Feuer saß.
Sie brachte Severus einen heißen Tee, schaute dann zu Arthur und verdeutlichte mit einer Kopfbewegung, dass sie die beiden alleine lassen sollten.
Harry stand noch kurz im Türrahmen, er richtete das Wort an Severus, „bitte... lasst das Wohnzimmer ganz, ja?"
Severus sah ihn ermahnend an, nickte aber leicht und nahm einen Schluck vom heißen Tee.

Als Hermine wieder langsam auftaute, am heißen Kamin und ihre Nase ebenfalls wieder funktionsfähig war, nahm sie den angenehmen Kräuterduft hinter ihr wahr. Sie wusste, dass er hinter ihr saß, sagte aber nichts.
Severus wollte den Tee auf dem Tisch abstellen, als er plötzlich vor Schmerzen zusammenzuckte und laut aufstöhnte, diese Bewegung war nicht gut gewesen.
Er ließ die Teetasse fast fallen und schüttete sich auch noch den heißen Tee über die Oberschenkel, was ihn noch einmal aufknurren ließ. Heute ging wirklich alles daneben.

Hermine hatte die Schmerzlaute von ihm gehört und war aufgestanden, sie fühlte sich schuldig, weil es ja auch ihre Schuld war.
Sie stand vor ihm und blickte ihn verzweifelt an, er richtete den Blick von seinen Oberschenkeln auf sie, als er merkte, dass sie aufstand. Er schaute sie gespannt an, versuchte den Schmerz zu verdrängen. Sie sollte nicht sehen, wie sehr sie ihm wehgetan hatte.

Sie stand immer noch unschlüssig vor ihm, als ihr einfiel, dass er in seinem Umhang wahrscheinlich irgendwo Schmerzmittel hatte. Sie lief schnell zu seinem Umhang, was er mit einem „was wird das?", quittierte und sich die Seite hielt, selbst reden tat unheimlich weh.

„Nicht reden!", meinte sie böse und suchte weiter. Sie fand schließlich den gesuchten Trank und reichte ihm ihn.
„Keine Sorge, er ist nicht vergiftet.", meinte sie, als er sie nur skeptisch ansah. Er nahm ihn und leerte die Phiole. Es ging ihm sofort besser.
„Sie sollten damit wirklich zu Madame Pomfrey.", meinte sie besorgt.
Er verstand sie nicht, erst wollte sie nichts mit ihm zu tun haben, griff ihn sogar an. Dann kümmerte es sie, ob er Schmerzen hatte oder nicht, gab ihm eine Phiole gegen die Schmerzen und pochte darauf, dass er zu der Medihexe gehen würde und das Alles, nachdem sie sich fast 9 Monate nicht gesehen hatten. Er schüttelte den Kopf, massierte seine Nasenwurzel.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt