Kapitel 162: „Das ist nicht das, was du willst."

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„Hermine? Dich hätte ich hier nicht erwartet, aber Guten Morgen.", sagte der Schulleiter und musste das Wissen, was er hatte, stark in seinen Augen zurückhalten.
Hermine errötete, räusperte sich nervös und stand hektisch auf, fiel dabei fast über den Stuhl und stotterte, „äh...ähm... ja... ich muss los.", und hastete aus dem Raum.

Als sie den Raum verlassen hatte stöhnte Severus auf, „musste das sein?"
„Sie sollte nicht so viel auf einmal erfühlen Severus, hast du nicht das Chaos in ihr gespürt?
Sie weiß, dass etwas in ihr ist, dass es eine Verbindung zwischen euch gibt. Aber sie sollte es Stück für Stück erfahren.
Was glaubst du, wie sie reagiert, wenn sie jetzt in dem Zustand erfährt, dass ihr miteinander...", er vollendete den Satz nicht, aber Severus konnte sich denken, was er meinte.

Dumbledore strich sich bedächtig über den Bart, er stand am Fenster und blickte in die Ferne.
„Sie weiß, wer sie ist... sie hat es nur vergessen, für eine Weile.", sagte er mit sanfter Stimme.
„Hoffentlich nicht all zu lange.", sagte Severus leise und schloss traurig die Augen.
„Keine Sorge Severus... du bist nicht ausgelöscht... nur versteckt... in der Dunkelheit.", sagte Albus und drehte sich um, seine Augen glühten.
Severus dachte über Dumbledores Worte nach... nicht ausgelöscht... nur versteckt in der Dunkelheit... er hatte eine Idee, aber zuerst musste er wieder gesund werden.

Poppy betrat den Raum und sah ihn an, sie kontrollierte, ob seine Brüche wieder etwas geheilt waren und gab ihm dann eine Salbe für die Hämatome die er, wie beim letzten Mal auch, am gesamten Oberkörper hatte.
Er schmunzelte, als er daran dachte, dass Hermine ihn beim letzten Mal mit der Salbe eingerieben hatte, er hatte viel Zeit in ihren Räumen verbracht und immer war da diese gewisse Spannung zwischen ihnen.
„Wenn du willst, dass dich jemand eincremt...", bot Albus ihm an.
Severus sah ihn perplex an, er erschauerte bei dem Gedanken und schüttelte sich.
„Danke... aber nein...", sagte er und zwang sich dabei nicht all zu angeekelt zu klingen. Dumbledore schmunzelte, er wusste ja trotzdem was Severus dachte und verschwand dann.

„Bin ich damit entlassen?", fragte er Poppy die wortlos zwischen ihm und Dumbledore hin und her gesehen hatte.
„Ich kann dich ja eh nicht länger hier festhalten... also ja... aber du solltest dich schonen.", mahnte sie ihn. Er nickte mit geschürzten Lippen, stand dann auf und stöhnte, er hatte fast vergessen, wie schmerzhaft ein Rippenbruch war.
Er presste die Kiefer aufeinander und versuchte den Schmerz zu verdrängen, ging dann langsam aus dem Krankenflügel.

———
Hermine war schnell aus dem Krankenflügel verschwunden, es war ihr peinlich, dass Dumbledore sie bei Professor Snape ‚erwischt' hatte, sie dachte einen freudigen Glanz in seinen Augen gesehen zu haben, sie schüttelte den Kopf und lief schnell zu ihren Räumen.
Sie öffnete die Tür, schlug sie ein wenig zu laut ins Schloss und erschrak, als Lazarus auf dem Sessel saß und in ein Buch vertieft war. Er seufzte.
„Daran wirst du dich wohl nie gewöhnen...", sagte er, als er leicht schmunzelnd vom Buch aufblickte.
„Was machst du hier?", wollte sie wissen.
„Ich hab früher in deinen Räumen gewohnt, wenn du nicht da warst... entschuldige... alte Gewohnheit.", meinte er und lächelte sie an, sie konnte ihm nicht böse sein bei diesem Lächeln.
Er sieht aus wie ein Engel, dachte sie.
„Ich sollte dir sagen, dass ich deine Gedanken hören kann...", sagte er und lächelte noch ein wenig mehr.
Hermines Augen weiteten sich, glaubte ihm aber nicht so ganz.
„Was habe ich denn gedacht?", wollte sie prüfend wissen.
„Dass ich aussehe, wie ein Engel.", sagte er und grinste sie an.

Hermine zog die Lippen zu einem Strich zusammen und starrte zu Boden.
„Kein Grund zur Sorge... du hast schon sehr viel Schlimmeres gedacht...", er schenkte ihr ein schiefes Lächeln.
„Ich hab offenbar vergessen, wie böse ich war...", sagte sie und schüttelte den Kopf.

„Du warst kein böser Mensch. Du warst der gütigste, loyalste und mutigste Mensch, der mir je begegnet ist", er legte das Buch beiseite und stand auf, ging langsam zu ihr, „Hermine... du hast so unfassbare Dinge vollbracht... du hast die Menschen um dich herum verändert, zum Positiven, du hast ein eingefrorenes Herz zum Schmelzen und Schlagen gebracht... du wurdest von den Sternen gesegnet... du warst das Licht in der Dunkelheit und das bist du heute auch noch...", er stand nah vor ihr.

Er konnte ihren Herzschlag spüren, sehen, wie sich die Lungen schneller mit Luft füllten und sich ihr Brustkorb hob und senkte, wie sich die kleinen Äderchen in ihrem Gesicht mit Blut füllten und sie errötete.
Er schmunzelte leicht, strich ihr ganz vorsichtig eine Strähne hinter ihr Ohr. Seine Finger strichen über ihren Hals, dort, wo die Narben waren, die Remus ihr unabsichtlich zugefügt hatte, die Haut war makel- und narbenlos. Er lächelte glücklich.
„Dein Hals sieht ohne die Narben sehr viel schöner aus", sagte er.

Hermine wurde von verschiedenen Emotionen überrollt und eine Gänsehaut folgte der nächsten. Seine Worte waren wie Balsam, ebenso wie seine Berührung.
Diese kalten Finger, die sanft über ihre Haut strichen.
Der Geruch, der von ihm ausströmte und ihre Sinne betörte. Sie hob die Hand und legte sie an sein Gesicht, er zuckte ganz leicht zusammen, er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihn berührte.
„Ich würde so gerne wissen, was zwischen uns passiert ist...", flüsterte sie.
„Manchmal ist Unwissenheit ein Segen", sagte er genauso leise.
Sie sah auf seine schönen vollen Lippen, sie lagen ruhig aufeinander, sie strich mit dem Daumen darüber.
„Hermine", flüsterte er, „das ist nicht das, was du willst...", seine Stimme war schwach, „Das ist eine Illusion..."
„Warum glauben alle besser zu wissen, was ich will?", fragte sie und ging noch einen Schritt näher zu ihm.
Sie stand nur wenige Zentimeter von ihm entfernt, konnte die Kälte spüren, die er ausstrahlte.
Er schloss die Augen und atmete tief aus. Er brachte seine ganze Beherrschung auf und legte seine Hände an ihre Schultern und schob sie von sich weg.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt