Kapitel 68: Amortentia

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Hermine schrie auf und wachte auf der Couch in Severus Räumen auf. Er saß auf dem Sessel und war sofort bei ihr, als sie anfing zu schreien und sah sie prüfend an.
Hermine fing an zu weinen und ließ sich in seine Arme sinken.
Er setzte sich zu ihr auf die Couch und hielt sie fest. Er strich ihr über den Rücken und versuchte sie zu beruhigen.
Es tat ihm jedes Mal leid und weh, wenn er sie so sah und nichts machen konnte, außer zu warten, bis sie sich beruhigt hatte.

Eine ganze Weile saßen sie einfach so auf dem Sofa, Severus stellte leise Musik an und hoffte, es würde sie etwas beruhigen.
„Was hast du geträumt?", fragte er mit einer sanften Stimme. Er presste die Kiefer aufeinander, atmete leicht aus.
„Etwas Furchtbares...", sagte sie mit tränenerstickter Stimme.
Sie sah ihn an und in ihren Augen erkannte er, dass es tatsächlich etwas Furchtbares gewesen sein musste.
„Nimm mir den Traum... bitte. Ich will ihn nicht in meinem Kopf haben. Ich will diese Bilder nie wieder sehen müssen.", sagte sie verzweifelt.

Er holte eine Phiole, legte die Spitze seines Zauberstabs an ihre Schläfe, „du musst dich noch einmal darauf konzentrieren, dann kann ich die Gedanken entfernen.", sagte er mitfühlend.
Sie nickte, schloss die Augen und konzentrierte sich darauf. Wieder stiegen die Tränen in ihre Augen, sie merkte, dass etwas aus ihrem Kopf gezogen wurde.
Sie sah den Traum immer undeutlicher vor sich und schließlich konnte sie ihn gar nicht mehr sehen, das beklemmende Gefühl und die Angst ließen nach und sie fühlte sich befreit.

Severus ließ die Gedankenfäden in eine Phiole gleiten und sah besorgt auf das Glasbehältnis.
Hermine nahm seinen Blick wahr und sah ebenfalls auf die Phiole, „warum sind sie schwarz?", meinte sie unsicher, „Gedanken und Erinnerungen sind doch sonst silbrig, oder?"
„Eigentlich schon, ich weiß nicht, warum dieser Traum schwarz ist...", sagte er, wischte dann seine Sorgen beiseite und lächelte sie aufmunternd an.
„Ich werde ihn sorgsam verstauen."
Sie hielt ihn am Arm fest und meinte, „Severus... bitte versprich mir, dass du ihn dir nie ansehen wirst."
Er sah sie an, konnte er wirklich so schlimm sein? Er war einiges gewohnt, hatte viele schlimme Sachen gesehen. Er atmete laut aus und nickte langsam.
„Ich meine es ernst. Bitte tu dir das nicht an.", sagte sie und drückte seinen Arm.
„Ich verspreche es, ich werde mir den Traum nicht ansehen. Auch wenn ich gerne wissen würde, was dir solchen Schmerz bereitet hat.", sagte er und sah sie an.
Sie lächelte matt, „nein, das willst du nicht wissen."

Er stand auf, verstaute die Phiole in seinem Privatlabor, in einem kleinen Schrank in dem auch sein Denkarium stand und einige andere Erinnerungen. Er verschloss den Schrank magisch, ging zurück in sein Wohnzimmer und musterte Hermine von hinten.
Sie war in die Couch gesunken und starrte vor sich hin.
Mit einer Fingerbewegung war die Musik im Raum etwas lauter und Hermine blickte nach hinten. Severus ging zu ihr, streckte ihr eine Hand entgegen, „würdest du mir diesen Tanz schenken?", fragte er mit einem charmanten Lächeln.
Hermine lacht leicht auf, nahm seine Hand und stand auf. Er führte sie in die Mitte des Raumes, legte eine Hand an ihren Rücken, mit der anderen hielt er sanft ihre Hand, sie legte die andere an seine Brust.
Sie tanzten langsam im Rhythmus der Musik und sahen sich unentwegt in die Augen.

„Sie sind ein sehr guter Tänzer, Professor Snape.", sagte sie während sie ihn anlächelte und den Kopf schief legte.
„Haben Sie etwas anderes erwartet, Miss Granger?", fragte er mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem freundlichen Lächeln.
Hermine überlegte, für Severus' Geschmack etwas zu lange.
Er festigte seinen Griff und wirbelte sie elegant herum und ließ sie sich dann nach hinten beugen.
Sie lehnte sich nach hinten, sie hatte keine Angst, sie vertraute ihm, denn sie wusste, dass er sie nie fallen lassen würde.

Er legte seine Lippen sanft auf ihre und küsste sie liebevoll. Sie lächelte in den Kuss, sie hielten ihn, als sie sich aufrichteten. Als sie sich lösten, wiegte Severus sie weiter im Takt der Musik.
„Warum hast du mir nicht erzählt, dass du mit Molly gebrochen hast?", fragte er leise an ihrem Ohr. Sie hob den Kopf und sah ihn an, „Harry hat es mir erzählt, er war an der Tür.", meinte Severus und sah sie verständnisvoll an.
„Es ist nicht weiter wichtig, deswegen habe ich nichts erzählt.", sagte sie.
„Hermine... die Weasleys waren wie deine zweite Familie. Molly hat dich immer behandelt wie ihre eigene Tochter.", sagte er sanft.
„Dann sollte sie sich auch wie für eine Tochter für mich freuen.", sagte sie mit einem traurigen Lächeln.
„Sie macht sich Sorgen..."
„Sie braucht sie keine Sorgen machen, sie kennt mich. Und dich."
Nun lächelte er traurig, „deswegen macht sie sich Sorgen."
Hermine schüttelte den Kopf, sie akzeptierte es nicht.
„Ich werde mich von niemandem davon abbringen lassen.", sagte sie mit einem Lächeln und einer unerschütterlichen Überzeugung, „auch nicht von dir, falls du das etwa vorhattest.", fügte sie hinzu und zog die Augen zu Schlitzen, das Lächeln wich aber nicht von ihren Lippen.
„Ich habe gelernt, einer Löwin nicht zu widersprechen.", sagte er mit einem Lachen.
Hermine nickte bestätigend.

Sie tanzen weiter zur Musik, bis das Lied geendet hatte.
Severus sah sie an, „hast du Hunger?"
„Ja sehr!", meinte sie und ihr Magen knurrte im richtigen Moment. Severus ging zum Kamin und bestellte in der Küche Essen für Hermine und ihn.
Einen kurzen Moment später kam Roxy mit zwei großen Portionen Abendessen wieder und stellte sie auf den Tisch in Severus Wohnzimmer. Hermine lächelte sie an und dankte ihr, Severus ebenso.
Sie aßen schweigend aber gut gelaunt das Abendbrot.
Setzten sich danach wieder auf die Couch. Hermine kuschelte sich an Severus, er nahm sie in den Arm und strich ihr leicht über die Schultern.

Er döste vor sich hin mit ihr im Arm, sie dachte wieder an den Trank, daran, dass er so drastisch die Farbe geändert hatte. Sie wollte Lazarus davon erzählen und überlegte, dass sie kurz in ihre Räume gehen könnte, um ihm von dem Erfolg zu erzählen. Vielleicht könnte sie noch ein-zwei Bücher mitnehmen und Severus könnte ihr noch einmal etwas vorlesen.
Sie strich Kreise über seinen Bauch und flüstert, „Severus?"
Ein dunkles Brummen kam von ihm.
„Ich geh kurz in meine Räume und hole etwas, ja?", flüsterte sie weiter.
Er öffnete leicht die Augen und sah sie an, „soll ich mitkommen?"
„Nein, das brauchst du nicht. Geh ins Bett, ich komm gleich wieder."
Hermine erhob sich, Severus stand ebenfalls auf und hielt sie noch am Handgelenk fest, als sie gerade gehen wollte.
„Das Passwort ist 'Amortentia'", sagte er leicht schlaftrunken. Gab ihr einen Kuss auf die Stirn und ging in Richtung Schlafzimmer.

Hermine musste schmunzeln und ging dann aus seinem Raum, lief die Treppen rauf zu ihren Räumen.
Lazarus sah von einem Buch auf und lächelte Hermine freundlich an.
„Guten Abend.", meinte er höflich.
„Lazarus, ich habe tolle Neuigkeiten!", sagte sie und erzählte ihm von dem starken Trank gegen den Fluch den Albus durch Vorlosts Ring abbekommen hatte.
Sie erzählte von dem Farbumschwung als Hermines Blut in den Trank getropft war und Lazarus wurde hellhörig.
„Kennst du den Trank? Muss er wirklich so aussehen?", fragte Hermine neugierig.
„Ich habe ihn einmal vor vielen Jahren gebraut... aber er war nicht weiß...", meinte er. Hermine sah ihn verunsichert an.
„Aber kein Grund zur Sorge. Severus ist der Meister der Zaubertränke. Wenn jemand diesen Trank richtig herstellen kann, dann er. Vielleicht lag es auch an dir, dass der Trank weiß wurde, an deiner Macht...", sagte er, als er darüber nachdachte.
Daran hatte sie auch schon gedacht: ihre Macht war in ihr, in ihrem Blut. Es war nur logisch.
„Du fragst dich, ob andere deine Macht teilen, wenn sie dein Blut aufnehmen, oder?", fragte er und musterte sie.
Hermine sah ihm in die Augen und nickte, „Wenn... Professor Dumbledore diesen Trank zu sich nimmt... hat er dann die gleichen Kräfte? Das könnte uns wirklich helfen im Falle des Obscurus. Er war ein ohnehin sehr mächtiger Zauberer.", sie überlegte und stellte sich vor, wie mächtig Dumbledore mit ihren Kräften wäre.
„So gerne ich Gedankenexperimente auch mag, aber... das ist etwas sehr Gefährliches. Deine Kraft ist unglaublich stark. Wir wissen nicht, wie sie reagiert, wenn sie auf andere Zauberer trifft und sich mit ihnen verbindet, du solltest das nicht unterschätzen. Sie könnte andere Zauberer umbringen oder in den Wahnsinn treiben. Verstehst du? Du darfst damit nicht leichtfertig umgehen.", mahnte er sie.

Hermine wurde in ihrer Euphorie gestoppt, sie sah Lazarus an, dieser wirkte streng und bedacht.
Sie nickte, ging zu ihrem Bett und nahm das Buch was Lazarus ihr geschenkt hatte. Sie wollte gerade den Raum verlassen, als er sie noch einmal ansprach.
„Ich freu mich, dass ihr es geschafft habt den Trank zu brauen. Hast du ihm etwas davon erzählt?", fragte er.
„Nein... ich habe quasi sein Schuldgefühl ausgenutzt", sagte sie und sah etwas traurig zu Boden.
„Er wird dir nicht böse sein.", versuchte er sie aufzumuntern.
„Nein, er wird enttäuscht sein und das ist noch schlimmer.", sagte sie, drehte sich um und verließ den Raum.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt