Kapitel 207: Sein letzter Wille

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„Lazarus", hauchte Hermine und musterte ihn von oben bis unten. Severus kam vom Schreibtisch zur Tür gestürmt und konnte seinen Augen kaum trauen.
„Alles Gute zum Geburtstag", meinte der Vampir mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, Hermine konnte seinen Blick nicht wirklich deuten und fiel ihm um den Hals.
Sie drückte ihn nah an sich, nahm seinen süßen Duft auf, den sie, wenn sie ehrlich war, wirklich sehr vermisst hatte.
Als er sich löste, sah er sie an, seine dunkelgelben Augen mit der lila Linie um die Iris drangen in ihr Obsidian ein.
Er wirkte irgendwie erschöpft und ausgelaugt. Unter das Gelb mischte sich noch eine andere Farbe, die sie nur aus einem anderen Zusammenhang von ihm kannte.
Ein leichtes Blau, ganz nah an der schwarzen Pupille, für Severus Augen überhaupt nicht sichtbar.

„Komm rein", hörte sie sich sagen, während sie weiter in seine Auge eindrang und nach etwas suchte.
„Lazarus", sagte Severus erfreut und nahm seinen alten Freund in den Arm.
„Setz dich, du hast wahrscheinlich eine Menge zu erzählen.", fügte er hinzu.
Lazarus war nicht wirklich gesprächig, so kannten ihn beide nicht.
Er setzte sich vorsichtig auf die Couch, sie hatte das Gefühl, er würde sich beherrschen, sie wusste nur nicht warum.
Er zog mit einer seidigen Handbewegung einen Umschlag aus seinem Tweet-Anzug und gab ihn Severus. Dieser betrachtete ihn und sah dann perplex zu Lazarus.
„Das ist Albus' Handschrift", sagte er leise, er öffnete ihn und las ihn laut vor.

Mein letzter Wille,
ich habe viele Jahre Hogwarts als Schulleiter geführt, nach meinem Tod hat ein Snape die Schule geleitet. Ich möchte diese Tradition beibehalten.
Ich benenne Professor Snape für meine Nachfolge, die Schule zu leiten und zu führen. Die Schüler auf den rechten Weg zu bringen. Mögen die dunklen Stunden durch ein Licht erhellt werden.
Hogwarts braucht dich, ihr kennt die Antwort.

gez. Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore"

„Wen meint er?", fragte Hermine und sah zwischen Lazarus und Severus hin und her, „wir sind beide Professor Snape."
„Ich war Schulleiter, das war meine schlimmste Zeit...", meinte Severus und schüttelte den Kopf.
„Severus, das ist Vergangenheit... das waren andere Umstände...", meinte sie und las sich den Brief durch.
„Nein... Albus sprach von einem Licht, welches die dunklen Stunden erhellt... du bist gemeint. Du bist das Licht. Wir kennen die Antwort.", er strich ihr durch die Locken.
„Ich kann nicht die Schulleitung übernehmen.", sagte sie panisch, „Ich kann nicht in seine Fußstapfen treten...", sie atmete schwer und schnell.
Lazarus stand auf, nahm ihren Kopf zwischen seine Hände und fing ihren Blick mit seinem ein.
Sie hörte seine Stimme in ihrem Kopf.
Adamantia, du bist es. Du bist die Lösung, die Antwort. Das Licht. Es ist sein letzter Wille.'
„Ich kann nicht.", hauchte sie, Severus wusste nicht, worauf sie antwortete.
Hermine tauchte weiter in seine Augen, verfing sich weiter in dem Blau, was früher nie da gewesen war.
Woher kommt das Blau, fragte sie sich. Dann sah sie eine Erinnerung.

Sie war auf einem mit schneebedeckten Gipfel, sie sah sich um, es war stürmisch und kalt, Lazarus hockte vor etwas, sie näherte sich ihm. Als sie nah genug war, sah sie Dumbledore auf dem Boden liegen. Er zitterte, seine Finger waren blau, seine Nase rot, es sah aus, als wären an ihr Vereisungen, seine stahlblauen Augen mit den Eiskristallen starrten in den Himmel, er nahm schwerfällig tiefe Atemzüge.
„Lazarus...", hauchte er rau, suchte die Hand des Vampirs, „...bitte geh. Lass mich sterben."
Hermine konnte einen Stich in ihrem Herzen spüren, sie wollte nicht, dass Albus alleine in einem Schneechaos irgendwo im Nirgendwo seine letzten Atemzüge nahm.
„Nein", sagte der Vampir und hielt seine Hand, „du wirst nicht sterben.", er atmete einmal durch, sprach ein Gebet auf Latein, sah zum Himmel.
„Vergib mir Herr", hauchte er in die kalte Luft, seine Augen leuchteten leicht auf, er öffnete den Mund, Hermine sah seine spitzen Fangzähne die kurz aufblitzten, dann beugte er sich nach unten, „halt bitte still. Es wird brennen... wie Feuer.", warnte er ihn, dann rammte Lazarus seine Zähne in Albus Hals.

Hermine schrak auf und fiel fast nach hinten, hätte Severus sie nicht festgehalten.
Sie sah ihn perplex an, zitterte am ganzen Körper.
Severus musterte sie besorgt, er setzte sie auf die Couch.
„Du solltest zu McGonagall gehen", sagte Lazarus zurückhaltend, dann legte er eine Hand an Severus Schulter, drückte sie kurz, ließ ein Lächeln auf seine Züge erscheinen und verließ wortlos den Raum.

Als Hermine sich wieder gefangen hatte drückte sie Severus Hand, der sie die ganze Zeit über beobachtete hatte, sie stand auf, küsste ihn mit einer aufgeflammten Leidenschaft, dann stürmte sie aus ihren Räumen und geradewegs zu McGonagall.
„Ich wusste, dass Sie es werden", sagte die alte Gryffindor und funkelte Hermine an.
„Wann?", fragte Hermine.
„Ich treffe einige Vorkehrungen, dann werde ich Sie informieren. Übrigens... alles Gute zum Geburtstag."

McGonagalls Vorkehrungen liefen schnell ab, am Ende der Woche verkündete sie, dass Hermine Jean Snape die neue Direktorin der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei sei.
Die Schüler und Lehrer freuten sich alle gleichermaßen und feierten ein großes Fest.

Einige Wochen nachdem Hermine den Posten der Schulleitung übernahm und sie sich ihr Büro, das Büro des Schulleiters eingerichtet hatte, klopfte es energisch an ihrer Tür.
„Herein", sagte Hermine streng.
„Sie wollten mich sehen Schulleiterin?"
„Professor, setzen Sie sich bitte.", sie zeigte auf einen Stuhl vor ihrem Schreibtisch und legte die Feder beiseite, als sich ihr Gegenüber hinsetzte.
„Also... worum geht es?"
Sie atmete einmal durch, dann stand sie auf und stellte sich an das Fenster, blickte über die Ländereien.
„Nun... es geht um Gefühle", fing sie an, „ich sehe Sie nur noch selten Professor und ich muss Ihnen sagen, dass Sie mir fehlen.", sagte Hermine traurig.
„Professor Snape, Sie sind verheiratet... ist das nicht ein wenig unpassend?"
„Verheiratet...", Hermine spie das Wort dem Fenster fast entgegen, „glauben Sie mir, das bedeutet gar nichts. Mein Mann schafft es nicht einmal sich einen passenden Kosenamen für mich auszudenken.", sie zog die Augenbrauen zusammen. Sie hörte Holz über Stein kratzen, dann Schritte, die nah hinter ihr stoppten.
„Was wollen Sie?", fragte ihr Gegenüber.
Sie drehte sich langsam um, „begehrt werden."
„Ich begehre Sie", sagte ihr Gegenüber dunkel.
„Oh Professor", hauchte Hermine, dann legte sie ihm einen Arm um den Hals und küsste ihn leidenschaftlich, er tat es ihr gleich.

Ein Klopfen riss beide aus ihrer Tätigkeit und sie blickten genervt zur Tür, die ohne ein ‚Herein' geöffnet wurde.
„Hermine ich... oh... spielt ihr wieder eure Spiele?", fragte Remus leicht genervt, als er das Büro betrat.
Severus schmunzelte Hermine an, dann Remus.
„Was willst du Remus?", fragte Hermine, als sie sich richtete, konnte sich ein leichtes Lachen aber auch nicht verkneifen.
„Ich lass euch mal alleine", sagte Severus, küsste kurz ihre Stirn und verließ dann das Büro.
Sie würden ihr Rollenspiel am Abend im Bett fortsetzen, das wusste er.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt