Kapitel 192: „Reisen bildet die Seele."

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Zusammen schwammen sie über das erblühte bunte Feld und tauchten weiter ab.
Nach einer Weile, in der sie tauchten und allerlei mögliche fantastische Sachen sahen, unter anderem auch ein Riesenschwarm von bunten Doktorfischen, die wild und ungezähmt durch das Meer rauschten und nach Futter suchten.
In weiterer Ferne sahen sie einen riesigen Wal, Hermine sah ihn besser als Severus und glaubte, er wäre länger als Hermine und Severus zusammen.
Je länger sie sich in den Tiefen und der Weite der Wellen aufhielten, desto mehr Besucher und neugierige Blicke zogen sie an.

Selbst eine kleine Gruppe Delfine machten auf ihrer Route Halt und näherten sich den beiden unbekannten Wesen im Wasser.
Hermine war ebenso neugierig und aufgeregt und hielt den Meeressäugern ihre Hand entgegen, ähnlich wie einem Hund zum Schnuppern.
Ein Delfin stupste leicht mit seiner Nase gegen ihre Hand und ließ ein aufgeregtes kicher-ähnliches Geräusch aus seinem Maul entweichen, die anderen Delfine umrundeten Severus und Hermine und drängten sich ihren Händen entgegen.
Ihre nasse Haut fühlte sich weich, fest und ein wenig glitschig an, recht kühl.
Es war ein ganz merkwürdiges Gefühl, welches Hermine wahrscheinlich nie vergessen würde.

Severus konnte das alles gar nicht richtig wahrnehmen, er sah wie ein Feld von vergrabenen Seepflanzen erblühte, sie schwammen in einem wunderschönen Meer über den Grund und sahen Wale, Fischschwärme und streichelten Delfine.
Es hatte insgesamt wenig mit Magie zu tun und doch waren es für Severus die magischsten Momente, die er seit langem erlebt hatte.
Als die Delfine sich langsam entfernten und weiter schwammen, tauchte er langsam nach oben, Hermine folgte ihm.
Die Luftblase über seinem unteren Gesichtsfeld verschwand augenblicklich, als er die frische Luft über Wasser in seine Lungen pumpte. Er sah sich um, sie waren sehr weit vom Strand entfernt, aber er war nicht besorgt darüber. Hermine tauchte auf und nahm tiefe Atemzüge, lächelte ihn an.
„Ist alles in Ordnung?", fragte sie ihn und strich ihm ruhig über den Nacken. Er nickte, er war immer noch sprachlos.
„Lass uns zurück schwimmen", meinte Hermine freundlich und griff nach seiner Hand, zog ihn mit sich. Sie schwammen langsam zum Strand zurück und kamen völlig erschöpft aber glücklich auf dem warmen Sand an.

Sie ließen sich auf das Handtuch fallen, Severus wickelte Hermine in das Handtuch ein und rubbelte sie warm, sie war doch recht abgekühlt und wirkte sehr müde.
Er zog sie zu sich und nahm sie in die Arme, Hermine legte ihre Arme um seinen Oberkörper und kuschelte sich an ihn, ein Bein über seinem Unterkörper. Die Sonne stand schon recht tief am Himmel und tauchte alles in ein orangenes Licht, welches sich auch auf die beiden legte und sie umschloss.
Hermine sah ihren Mann an, das Licht glitzerte auf seiner noch leicht nassen Haut. Seine Haare tropften noch, Hermine schüttelte den Kopf, nahm sich ein Handtuch und trocknete die rabenschwarzen Haare.
„Nicht mal im Urlaub...", sagte sie und seufzte. Severus schmunzelte, nahm ihre Hand und küsste ihre Knöchel. Sie musterte wieder sein Gesicht und seinen Körper.
„Du siehst so schön aus in diesem Licht... es lässt dich irgendwie weich wirken...", sagte sie und überlegte.
„Weich?", er sah sie verwundert an.
„Ja so... viel weniger ernst. Sanft und liebevoll...", meinte sie lächelnd.
„Das liegt nicht am Licht, sondern an dir.", er lachte dunkel.
Sie war glücklich, legte ihren Kopf auf seine Brust und drückte ihn. Er strich ihr über die Schultern, zeichnete mit seinen Fingern über ihre Haut. Hermine verlor sich in den Berührungen, seinem Geruch und dem Heben und Senken seines Brustkorbs. Sie schloss die Augen, spürte die Sonne auf ihrem Gesicht, die Wärme, die über ihre Augen und ihre Nase tanzten und schlief langsam ein.

Als einige Zeit vergangen war und Hermine immer noch auf Severus schlief, hob er sie langsam hoch und stand mit ihr auf. Er zauberte die Sachen zusammen und die Tasche auf seinen Rücken und ging langsam mit ihr auf dem Arm zurück zur Hütte. Sie waren doch ein ganzes Stück weit vom Haus entfernt und so war es es kleiner Marsch über den warmen Sand, die Schatten, die die beiden warfen wurden langsam länger und Severus drehte sich zum Meer um die versinkende Sonne zu beobachten.
Er lächelte, als das golden aufleuchtende Licht auf Hermine traf und ihre Haut, warum auch immer, anfing zu glitzern, wie ein kleiner Diamant.
Er presste die Kiefer aufeinander und das Herz wurde ihm schwer vor Liebe und sein Schmunzeln sah fast schmerzlich aus, so viel empfand er für sie. Sie kuschelte sich an ihn und seufzte im Schlaf kurz auf.
Wie schön kann eine Frau nur sein, fragte er sich und lief mit ihr auf den Armen weiter zur Hütte.

Als sie endlich angekommen waren, war es dunkel und die Sterne leuchteten ihm den Weg. Er ging die wenigen Stufen zur Tür hinauf, die von den brennenden Fackeln vor der Hütte erhellt wurden und legte Hermine geradewegs in das weiche Bett. Er zog sie aus, zauberte ihr das seichte Kleid vom morgen wieder an und zog sich dann selbst seine Badeshorts aus, legte sich nackt ins Bett, strich sich über die Augen und ließ den Tag Revue passieren.
Er lächelte und schnaubte leicht auf, schüttelte den Kopf, drehte sich dann auf die Seite, legte einen Arm um Hermines Bauch, den Kopf in ihre Locken und schloss die Augen. Nicht lange und er glitt ebenfalls in einen tiefen erholsamen Schlaf.

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Die Tage des Urlaubs verliefen relativ gleich, einer der beiden machte für den anderen das Frühstück, sie gingen zum Strand, bewunderten das Wasser und die Tiere in ihm, wurden von allen möglichen Tieren besucht und liebten sich im Meer, am Strand, in dem kleinen See mit dem Wasserfall in ihrem Haus und im Bett.
Severus konnte ihr endlich all seine ‚erotischen Geheimnisse' zeigen und befriedigte Hermine auf mehr als einem Weg und mehr als einmal während ihrer Liebesstunden.

Als sie einen Tag fast nur im Bett verbrachten wollte Hermine in der Nacht zum Strand und den Himmel bewundern.
Die Sterne waren hier sehr viel heller und besser zu sehen, da kein Licht der Außenwelt ihren Schein trübte. Helle weiße mal große mal kleine Punkte am schwarzen Firmament. Sie konnten die Milchstraße ausmachen und sahen erstaunlich viele Sternschnuppen über den Himmel ziehen.
„Was glaubst du passiert wenn wir sterben?", fragte Hermine nachdem sie stundenlang in den Himmel gestarrt hatten.
„Wir verlassen diese Welt und ziehen weiter.", meinte er dunkel zum Himmel gewandt.
„Denkst du, dass du ein Geist in Hogwarts wirst?", wollte sie leise wissen.
„Ich glaube ich habe in meiner Zeit als Lehrer genug Schüler verschreckt", hörte sie ihn sagen, in seiner Stimme lag ein Schmunzeln.
„Mhm", meinte sie.
Der Gedanke daran, dass sie und Severus eines Tages getrennt waren stach ihr schon jetzt ins Herz.
Er griff nach ihrer Hand, „wo auch immer wir sind, hinterlassen wir Spuren. Auch wenn die Stürme dieser Welt manchmal gewaltig sind, die Zeit kann unsere Spuren nicht wegspülen. Wir bleiben für immer... in Herzen, in Gedanken.... In der Welt. Auf die eine oder andere Art."
Diese Worte beruhigten Hermine nicht wirklich, sie spürte Tränen in sich aufsteigen, sie bahnten sich unabdingbar den Weg an die warme Luft der Nacht.
„Du weinst eindeutig zu viel", meinte er und drückte ihre Hand.
„Ein Leben ist nicht genug...", meinte sie leise und strich sich die Tränen aus den Augen.
Severus sah wieder zum Himmel und seufzte wurde aber ebenfalls nachdenklich; was sollte er machen? Einmal würde nun mal alles Leben vorbei sein, dagegen konnte sich niemand wehren.

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Weitere Tage verstrichen, in denen sie die Zeit zu zweit genossen und ihre Batterien wieder auffüllten. Sie waren so lange auf dieser Insel, dass Hermine irgendwann Heimweh bekam und sie daran dachte, wieder nach Hogwarts gehen.
„Bist du dir sicher, dass du schon wieder so weit bist?", fragte Severus besorgt.
„Wenn es nach mir ginge, würde ich zwar für immer mit dir hier bleiben, aber die Option stand ja nie zur Wahl. Also... ja ich würde gerne wieder nachhause. Ich vermisse unsere Freunde...", ihr Blick verriet alles.
„Na schön. Wir packen unsere Sachen langsam und gehen, wenn wir so weit sind.", meinte er mit einem Lächeln. Hermine strahlte und umarmte ihn herzlich.

An ihrem letzten Abend saßen sie noch ein letztes Mal am Strand und bewunderten den wunderschönen Sonnenuntergang, wie sich der große Feuerball dem Meer zuwandte, in ihm zu versinken schien, von den sanften Wellen umarmt wurde und alles schlafen ging.
„Wir sollten alle Ferien an anderen Orten verbringen...", meinte Hermine leise. „Reisen bildet die Seele."
Er sah sie an, das gold-orange-rot der Sonne spiegelte sich in ihren schwarzen Augen, als er sie so musterte, stellte er fest, dass sie irgendwie anders aussah.
Gut anders, nicht mehr so, wie vor der Reise, was Sinn und Zweck des Urlaubs war.
„Alles, was du willst.", meinte er dunkel.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt