Hermine wachte nach einigen Stunden wieder auf, der Himmel hatte sich verdunkelt, die Sterne traten hervor, für diesen Moment fühlte sie Frieden in sich.
Sie vergaß die Welt um sie herum und hörte auf die Geräusche der Umgebung. Sie hörte Gras leise im sachten Wind rascheln, Grillen die beruhigend zirpten, sie sah sich um, die Lichtung wurde durch ein leichtes magisches Schimmern erhellt, hier und da sah sie Glühwürmchen aufsteigen.
Vielleicht war das der friedlichste Ort in Hogwarts.Sie setzte sich auf, obwohl es späte Nacht war und sie nur eine dünne Sweatshirt-Jacke und Jeans an hatte fror sie nicht, im Gegenteil, sie fühlte eine angenehme Wärme auf ihrer Haut und fragte sich, ob das etwas mit diesem Ort zu tun hatte.
Hermine seufzte und schloss die Augen, öffnete sie aber wieder schnell, als sie Severus' Augen vor sich sah, dieses tief Schwarze, die unendlichen Weiten, die Wärme und Zuneigung, die von Ihnen ausging.Sie seufzte wieder, sie konnte Lazarus Wunsch, seine Gefühle für sie zu vergessen, jetzt sehr viel besser nachvollziehen.
Sie musste ihn früher geliebt haben, sehr sogar, anders konnte sie sich das alles nicht erklären. Sie fühlte nur einen kleinen Teil dieser Liebe, aber trotzdem riss er ihr den Boden unter den Füßen weg. Es war als sähe sie den Wald vor lauter Bäumen nicht und diese Tatsache machte sie mürbe.
Sie stand auf, strich sich leicht über die Augen und machte sich traurig auf den Rückweg. Als sie die Lichtung verließ und wieder zwischen die Bäume trat, legte sich eine scharfe Kälte um ihren Körper und sie wäre am liebsten wieder umgedreht und zurückgegangen. Sie legte einen Wärmezauber über sich, dann lief sie den Pfad zurück, auf dem sie gekommen war.
Es war sehr dunkel im Wald, sie ließ das Feuer in ihre Augen treten um besser zu sehen, dabei erkannte sie, dass sie nicht mehr allein war im Wald.
Sie spürte andere Präsenzen um sich herum, konnte aber nicht genau ausmachen aus welcher Richtung sie kamen. Sie ging weiter.Als sie am Rand des Waldes ankam, ging die Sonne am Himmel auf.
Die ersten Strahlen trafen auf den mit Tau bedeckten Boden der Erde, glitzerten auf den Dachpfannen des Schlosses. Als sich das Schloss so majestätisch vor ihr aufbaute und in dem Licht erstrahlte, musste sie Lächeln. Ein Gefühl von Heimat und Vertrauen keimte in ihr auf. Egal was passieren würde oder passiert war, Hogwarts würde immer ein Zuhause für sie bleiben.Sie konnte im Augenwinkel eine Bewegung ausmachen und sah zur Seite.
Ein Mann mit dunklen lockigen Haaren und einer silbergrauen Strähne näherte sich dem Wald, das Silber seiner Haare reflektierte ebenso die Sonne, wie der Tau, der an der Oberfläche klebte.
Sie erkannte sofort, dass es Lazarus war. Sie überlegte kurz, ging dann langsam zu ihm.„Lazarus?", fragte Hermine vorsichtig, er drehte sich um und sah sie an, sein Blick wirkte müder als sonst, irgendwie verlebt, aber nicht weniger freundlich.
„Guten Morgen", meinte er mit einem Lächeln.
„Was machst du hier?", fragte Hermine neugierig.
Lazarus wollte gerade antworten, als eine alte Frau aus dem Wald trat und sie ansah. Sie war einige Zentimeter kleiner als Hermine, hatte eine gebeugte Haltung. Sie hatte lange weiße Haare, die zu einem geflochtenen Zopf zusammengebunden waren. Sie hatte einen aufmerksamen, wachsamen aber gütigen Blick, ihr Gesicht hatte einige Altersflecken und kleine feine Fältchen um die Augen, die fast schwarz waren, mit einem kleinen Schleier darüber. Ihre Lippen formten ein weiches Lächeln und waren ebenfalls von Falten umrandet.„Hallo Hermine", sagte sie mit einer rauen freundlichen Stimme.
„Sie kennen mich?", fragte Hermine überrascht.
„Ja, sehr gut sogar, aber offenbar hast du vergessen, wer ich bin.", sagte sie und Hermine dachte, sie würde eine merkwürdige Traurigkeit in ihrer Stimme hören.
„Das tut mir leid... ich habe wohl sehr viel vergessen...", sagte Hermine nachdenklich, mehr zu sich, als zu der alten Frau.Die Frau lächelte sie wissend an, „in meinem Alter vergisst man ständig Sachen... ich weiß, wie du dich fühlst.", sagte sie leicht lachend. „Aber irgendwann, fällt einem das Vergessene wieder ein."
Hermine lächelte sie schief an.
„Ich glaube nicht, dass mir das alles wieder einfällt... und selbst wenn, ich habe vermutlich das Wichtigste in meinem Leben verloren... und ich weiß es nicht mal.", sie drehte sich leicht zu Lazarus und sah ihn an, er sah sie musternd an, sein Blick wirkte ganz anders.„Es hilft, das Verlorene an Orten zu suchen, die man kennt... such da, wo Liebe ist.", sagte sie mit einer unbezweifelbaren Weisheit, ihre Augen blitzten auf.
Hermine lächelte sie an, auf eine merkwürdige Weise beruhigte die alte Frau sie, sie fühlte sich verstanden, auch ohne viele Worte.
Die Frau legte eine Hand auf ihren Arm und drückte ihn liebevoll. Eine unheimliche Wärme strahlte von ihr aus, obwohl sie ebenfalls nur eine dünne helle Strickjacke anhatte, die ihr fast bis zu den Füßen ging.
„Und jetzt geh rein und zieh dir bitte etwas an Kind.", sagte sie und klang dabei wie Hermines Großmutter.
„Lazarus, ich glaube wir können gehen.", sagte sie zu ihm gewandt.
Er lächelte sie an, seine Augen glitzerten. Er verabschiedete sich von Hermine und zusammen gingen die beiden in den Verbotenen Wald, Hermine sah ihnen verwirrt hinterher, was hatte Lazarus mit dieser alten Frau zu schaffen?
Ein Windhauch ergriff Hermine und sie fröstelte trotz Wärmezauber, sie ging schnell zum Schloss zurück und ging in ihren Raum. Sie stellte sich unter die heiße Dusche und fühlte die erkalteten Glieder wieder auftauen.Sie musste unentwegt an die Frau und ihre Worte denken. ‚Such da, wo Liebe ist', was sollte das heißen? Wo ist Liebe? Ich habe die Liebe vergessen... sie kam zu keinem Ergebnis, stellte die Dusche aus, trocknete sich im Bad ab und zog sich an.
Sie dachte an Severus und seine Worte, er war in ihrer Wohnung gewesen.
Meinte die Frau etwa das? Sollte ich in meinem alten Leben nachsehen? Es war einen Versuch wert, dachte Hermine.
Sie hatte nichts zu verlieren, nichts, was sie vermutlich schon verloren hatte.
Sie holte ihre Jacke, trat aus ihrem Raum auf den Gang und lief schnell nach unten. Als sie in die Eingangshalle kam, sah sie Tonks und Remus, die beiden kamen auf Hermine zu, aber sie lief einfach weiter.
„Hey Mine! Wo willst du hin?", fragte Tonks.
„Ich muss was suchen", sagte sie nach hinten rufend und lief schnell weiter, sie rannte fast durch den Innenhof über die Brücke zur Appariergrenze und war mit einem Knall verschwunden.Sie kam vor ihrer Wohnung an, die sie eigentlich erst vor einigen Tagen verlassen hatte. Sie schüttelte den Kopf, zu viele Gedanken in zu wenigen Stunden und Tagen. Sie hatte das Gefühl, die Emotionen eines ganzen Jahres in kürzester Zeit aufarbeiten zu müssen.
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Schlimmstenfalls wird alles Gut
Fanfiction7 Jahre nach Ende des Krieges- Hermine, Ron und Harry arbeiten im Ministerium. Ron und Harry sind gefragte Auroren, Hermine hat ein Studium in Zaubertränke und Arithmantik abgeschlossen. Ihr Leben verläuft ruhig bis zu dem Tag, an dem sie vom Minis...