Kapitel 189: Ein fantastischer Ort

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„Warum?", er war mehr als erstaunt.
„Weil ich nicht mit dir geredet hab. Ich dachte ich könnte das alleine schaffen... diese... Gedanken. Aber ich hab alles nur noch schlimmer gemacht, für uns beide... Ich hab dich oft abends gesehen. Wie du auf der Couch saßt und... traurig ins Feuer geblickt hast, dir fahrig durch das Gesicht gestrichen hast. Ich weiß wie du aussiehst, wenn es dir nicht gut geht. Ich hab deine Sorge gespürt, jeden Tag...", ihre Stimme zitterte, die Trauer kroch in ihr hoch, „ich wollte dir nicht wehtun... aber ich dachte ich würde dich noch mehr belasten, wenn ich dir meine Probleme erzähle... meine Dunkelheit auf dich übertrage...", große Tränen kullerten aus ihren Augen, fielen auf Severus Brust.

„Hast du Angst, dass mich die Dunkelheit wieder einfängt?", fragte er ruhig.
„Du kannst mit ihr sehr viel besser umgehen als ich... ich wollte dich einfach nicht traurig machen", meinte sie leise.
„Ich bin froh, dass du jetzt mit mir redest", er legte seinen Arm um sie und drückte sie an sich, Hermine krallte sich in seinen Oberkörper, „ich bin immer für dich da. Tag und Nacht, Sommer wie Winter, wenn du fällst fang ich dich, wenn du frierst wärm ich dich..."
„Ich weiß.... Ich weiß das alles... deswegen schäme ich mich ja so. Ich weiß, dass du immer zu mir stehst...", sie weinte wieder stärker, ließ ihn los und setze sich auf, hielt sich die Hände vor ihr Gesicht, strich sich hektisch die Tränen weg, die unaufhaltsam über ihr Gesicht liefen.

Severus stand auf, ging um das Bett herum und legte seine Hände auf ihre Knie, er strich vorsichtig über ihre Beine, sie schluchzte laut auf. Er hockte sich vor das Bett und sah sie an, er musste abwarten, bis sie sich wieder ein wenig beruhigte.
Nach einer Weile sah sie auf, sah verweint in sein besorgtes Gesicht. Sie schluckte, robbte sich zu ihm und ging ebenfalls auf die Knie, umarmte ihn und drückte sich nah an ihn. Er umschloss sie mit seinen Armen und strich ihr beruhigend über den Rücken. Sie legte ihre Nase an seine Halsbeuge und roch an ihm. Der Kräuterduft stieg in ihre Nase, sie lächelte leicht.

„Hermine", sagte er leise und dunkel an ihr Ohr.
Sie sah ihn an, musterte traurig sein Gesicht. Er löste sich leicht von ihr und legte seinen linken Arm an ihren linken.
Die Runen trafen aufeinander und eine große Atmosphäre legte sich über die beiden.
Sie war hell und schimmerte golden, Hermine sah sich um, sie sah Bilder in der Atmosphäre aufleuchten.
Es waren schöne friedliche Bilder, Momente, in denen sie die Zeit mit Severus genoss, in denen sie mit ihm lachte und in seinen Armen lag.
Momente, in denen sie einander küssten und liebten und sich anlächelten.
Den ersten Kuss, das erste Mal, der Antrag, die Hochzeit, die schönsten Momente, die sie zusammen erlebt hatten.
Sie sah den Moment, in dem ihre Augen sich endgültig in das Obsidian verwandelten und das Rehbraun hinter sich ließen. Sie sah ihr Gelübde am Schwarzen See, ihren Hochzeitstanz.
Hermine sah Severus an, sein Blick glitt ebenfalls über die Bilder der Atmosphäre, er lächelte glücklich, dann sah er zu ihr.

„Siehst du das? Du machst mich glücklich. Wir haben so viel erlebt.. gute und schlechte Sachen... wobei die guten ein Glück überwiegen. Wir werden auch das jetzt schaffen. Zusammen. In Ordnung?", sein Blick war energisch und aufrichtig.
„Zusammen.", wiederholte Hermine und lächelte.
So oft wie sie ihn gerettet hatte, so oft hatte er sie nun schon gerettet und aus der Dunkelheit gezogen, ihr neuen Mut gegeben und die Hoffnung aufrecht erhalten.
„Und jetzt machen wir Urlaub.", sagte er, „In Ordnung?"
„Urlaub", wiederholte Hermine und lachte. Sie strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht, lehnte sich zu ihm und küsste ihn liebevoll und dankbar.
Ein neues Bild tauchte in der Bilderflut der Atmosphäre auf, es war dieser genaue Moment. Diese liebevolle und wichtige Geste von Severus, die Hermines Gemüt um ein Vielfaches aufhellte.

Sie lachte, als sie das Bild sah, dann nahm sie ihn in den Arm und löste damit die Runen-Verbindung zwischen ihren Händen. Die Atmosphäre ebbte langsam ab, Hermine und Severus standen gemeinsam auf und legten sich wieder ins Bett. Sie kuschelten sich aneinander und schlossen glücklich die Augen, glitten in den verdienten Schlaf.

Am Morgen wachte Severus auf und fand das Bett neben sich leer auf, er sah verschlafen durch den Raum und nahm sofort den angenehmen Duft von Kaffee und Essen wahr. Er hörte leises Klimpern und Klirren aus der Küche, streckte sich kurz, dann stand er auf und ging den Geräuschen nach.
Hermine stand in einem luftigen, fast durchsichtigen weißen Kleid in der Küche und kochte Kaffee und Eier, backte Brötchen auf, eine Auswahl von Aufschnitt, er konnte Speck in einer Pfanne brutzeln sehen, daneben eine große Schale Obstsalat und viele Säfte. Es sah wie ein Buffet.
„Was machst du hier?", fragte er verschlafen, musste aber schmunzeln, als er sie sah. Sie drehte sich erschrocken um und sah ihn anklagend an.
„Du kommst zu früh!", protestierte sie, ging zu ihm und wollte ihn aus der Küche schieben.
„Also das habe ich noch nie gehört....", sagte er mit einer hochgezogenen Augenbraue und geschürzten Lippen, er leichtes Grinsen konnte er sich dabei ebenfalls nicht verkneifen.
Hermine sah ihn gespielt böse an, musste aber auch grinsen.
„Severus Snape...", sie legte ihre Hände an seine Brust, strich leicht darüber, schob ihn langsam aus der Küche, dann drehte sie sich wieder um und ging zum Herd zurück. Er sah ihr hinterher und legte den Kopf schief, schüttelte eben jenen und seufzte.

„Geh jetzt", sagte sie lachend und böse.
Severus zog die Augen zu Schlitzen und ging ins Wohnzimmer.
Bevor er sich hinsetzte zauberte er sich ein weites Leinenhemd an und eine locker-sitzende weiße Hose.
Er setzte sich auf die Couch, schlug die Beine übereinander und wartete.

Er hörte leichtes Vogelgezwitscher im Haus und sah sich um, immer mal wieder verirrten sich kleine bunte Vögel in den Raum und flogen aufgeregt zum Badezimmer zurück. Severus folgte ihrem Flug und staunte nicht schlecht, als er einen ganzen Schwarm der Vögel an dem kleinen See des Badezimmers sitzen sah.
Sie flogen immer mal wieder ins Wasser und schnellten wieder heraus, setzten sich auf die naheliegenden Steine und schüttelten sich, sodass ihr Gefieder das restliche Wasser abstieß. Die Sonne glitzerte auf der immer wieder aufgebrochenen Wasseroberfläche und warf Reflektionen auf Severus.
Er schüttelte ungläubig den Kopf, was für ein fantastischer Ort, dachte er sich, ging dann zurück und wurde von Hermine an einem großen und reichlich gedeckten Tisch erwartet.
Sie grinste ihn an und breitete die Arme.
„Fertig.", sie musterte ihn und seine Kleidung, „Du siehst toll aus! So ganz anders..."
„Besser als nackt?", fragt er mit einer hochgezogenen Augenbraue.
Hermine schmunzelte, „nein... aber lass die Klamotten an", schob sie noch hinterher und lachte. „Komm, lass und frühstücken."
Er ging zu ihr, küsste sie mit einem Lächeln auf den Lippen und setzte sich mit ihr an ihre Plätze.

Sie aßen fröhlich das leckere Frühstück, erzählten sich immer wieder Urlaubsgeschichten, wobei Hermine mehr zu erzählen hatte als Severus und sprachen über Wünsche und Reiseziele, die sie unbedingt zusammen erleben wollten.
„Wir haben noch viel zu tun", sagte sie und lehnte sich pappsatt in ihrem Stuhl nach hinten.
„Wir haben auch noch viel Zeit", gab er zurück und sah sie glücklich an.
Sie stand auf ging zu ihm und lehnte sich an seine Seite, er legte einen Arm um ihren Körper, sie legte ihre Arme um seinen Hals, ihren Kopf auf seinen.
„Gehen wir gleich an den Strand?", fragte sie mit einem Gähnen.
„Vielleicht solltest du nochmal ins Bett gehen", sagte er lachend und strich über ihren Rücken.
„Ich kann doch auch am Strand schlafen", sie lachte und drückte sich dann von ihm weg um eine Tasche mit Utensilien zu packen, die sie brauchen würden.

Als Hermine alles fertig gepackt hatte, gingen sie gemeinsam aus der Hütte zum Strand, der direkt vor der Tür war. Sie liefen eine Weile über den warmen weißen Sand und suchten nach einer für sie passenden Stelle. Interessiert betrachteten sie die Natur, Hermines Blick glitt über das klare hellblaue Wasser, in weiter Ferne konnte sie etwas aus dem Wasser springen und wieder eintauchen sehen, sie lächelte.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt