Kapitel 204: Remus

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Severus öffnete das Geschenk von Lily Potter während der Einweisung der Schüler und lächelte glücklich, als er eine kleine rot-gefärbte Lilie sah.
„Damit du mich nicht vergisst, Onkel Severus", stand darunter auf einer Karte in Kinderschrift. Hermine sah neugierig in die Schachtel und lächelte ihn glücklich an.
Albus-Severus Potter, der vor dieselbe Entscheidung vom Sprechenden Hut gestellt wurde wie sein Vater, entschied sich für Gryffindor, was die Gryffindors mehr als nur freute. Der Name Potter war mittlerweile als Legende in die Geschichte von Hogwarts eingegangen.

Sev, wie er liebevoll von seinen Gryffindor-Mitschülern genannt wurde, war in Zaubertränke begabter als sein Vater, was vermutlich daran lag, dass Severus (Snape) schon früh mit ihm übte und ihn zugucken ließ, wenn er ungefährliche Tränke braute.
Albus-Severus war recht interessiert in dem Fach, was sein Patenonkel unterrichtete und unterschied sich damit ebenfalls von seinem Vater.
In Arithmantik war er nicht ganz so begabt, was Hermine ihm aber nicht übel nahm. Sie motivierte ihn zum Lernen und auch wenn ihm das Fach nicht in den Schoß fiel, er brachte durch das vermehrte Lernen zufriedenstellende Leistungen und Hermine freute sich.

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Nach Teddys Studium in Verwandlung und Geschichte der Zauberei kam er als Professor für Verwandlung zurück nach Hogwarts, McGonagall wurde dadurch unterstützt, sie wollte etwas kürzer treten und sich ein wenig mehr mit ihrer neu entdeckten Liebe, dem Gärtnern, beschäftigen. Teddy hatte kein Problem fürs erste eine Halbtagsstelle anzutreten.
Remus und Tonks hätten nicht stolzer auf ihn sein können, vor allem Remus freute sich, dass sein Sohn in seine Fußstapfen trat, beruflich gesehen.
Er war heilfroh, dass Teddy von dem Fluch des Werwolfs verschont blieb. Die Verwandlungen die Remus durchleben musste machten ihm mit zunehmendem Alter immer mehr zu schaffen, er war danach tagelang ans Bett gebunden, weil er nicht mehr die Kraft hatte sich auf seinen Füßen zu halten.
Tonks machte sich mehr und mehr Sorgen um ihren Mann. Er sah nach jedem Vollmond, in dem er sich verwandelte schlechter aus, nahm ab, war ausgemergelt und kraftlos.

„Das kann so nicht weitergehen Remus", sagte Tonks an einem besonders schlimmen Abend.
„Schatz... das geht vorbei", hauchte er schwach mit schweißnasser Stirn und einem zitternden Körper.
„Ich werde nicht zusehen, wie du stirbst", brüllte sie ihm schon fast entgegen, er wollte sie festhalten, aber konnte nicht mal den Arm heben. Sie rannte durch das Schloss, durch die Gänge, lief nach unten in die Kerker und polterte laut gegen die Tür der Snapes.
Hermine öffnete schnell und überrascht die Tür.
„Tonks, was ist passiert?", fragte sie besorgt.
„Kommt bitte mit... es geht um Remus.", ihre Stimme zitterte, was zu der sonst so starken Frau nicht passte.
Severus und Hermine liefen ihr schnell hinterher und kamen keine fünf Minuten später in ihren Räumen an. Sie führte die beiden in ihr Schlafzimmer und deutete auf Remus.

Hermine erschrak leicht, so schlecht hatte sie ihn noch nie gesehen.
Sie kniete sich zu ihm, legte ihm eine Hand auf die Stirn.
„Du glühst", hauchte sie, er konnte nichts sagen.
Severus kniete sich neben sie, „wenn wir nicht sofort etwas unternehmen wird er diese Nacht nicht überleben", sagte Severus ernst zu Hermine.
Sie dachte fieberhaft nach, was sollten sie machen? Der Trank den Severus damals für Remus gebraut hatte würde viel zu lange dauern.
„Hat er noch einen Wolfsbanntrank hier?", fragte Hermine Tonks, die mit Tränen in den Augen an der Tür stand.
„Ja", sagte sie fahrig, „ich.. ich hol ihn.", sie kramte in einer Kiste die sie extra für Remus ‚wilde Seite' angelegt hatten, Notfalltränke, Stärkungs- und Aufpäppeltränke, Schmerz- und Schlaftränke.
„Hier", sie hielt Hermine den Trank mit einer zitternden Hand hin, Hermine nahm ihn und sah Severus an.

„Wir müssen es versuchen.", sagte sie entschlossen, er nickte.
Sie zog ihren Zauberstab, schnitt sich in ihr Handgelenk, entkorkte die Phiole und ließ einige Tropfen ihres Blutes hineinfallen. Es zischte leicht und erglühte kurz, Severus hielt Remus Kopf etwas nach oben, Hermine setzte die Phiole an, „auf dich Remus", dann kippte sie den Inhalt in seinen Mund und er schluckte ihn.

Seine Augen waren müde, leicht geöffnet, das Braun seiner Augen verwandelte sich zusehends in ein sattes Grün, Hermine wusste, was das Grün bedeutete und stand auf, zog Severus mit sich zurück und stellte sich vor ihn und Tonks.
Remus' Zittern ebbte langsam ab, sein Atem wurde tief und regelmäßig, es sah aus, als würde sein geschlauchter Körper wieder mit Muskeln und Energie aufgefüllt werden.
Die eingefallenen Wangen wurden aufgepolstert, die Schatten um die nun grünen Augen zogen sich zurück, die dünnen Arme und Beine wurden mit Muskeln gespeist.
Hätte Hermine schätzen müssen, hätte sie gesagt, er hatte in den Minuten, die vergingen gut und gerne 15 Kilo zugenommen.
Er sah gesund aus, sehr viel besser als vorhin. Tonks lächelte leicht, als sie sah, wie ihr Mann sich veränderte. Es war ihr fast egal, ob er jetzt aufspringen und sie angreifen würde. Sie war einfach nur froh, dass er nicht mehr so schwach war.

„Lassen wir ihn schlafen", sagte Severus zu den beiden Frauen und nickte ins Wohnzimmer.
Sie schlossen die Tür, Severus versiegelte sie magisch, nur für den Fall der Fälle.
Dann setzten sie sich auf die Couch, Tonks war so erschöpft, dass sie sofort einschlief.
Hermine zauberte für sich und Severus Wasser und trank ein Glas.
Severus setzte sich neben sie, nahm ihren Arm und strich über ihr Handgelenk.
„Die Rune ist noch da", sagte sie schmunzelnd.
„Ein Glück", er küsste die verheilte Haut und roch an ihr.
„Überall dieser Blumenduft", er lächelte glücklich.
„Eigentlich müsste ich überall nach Kräutern riechen...", sagte sie lachend und strich ihm durch die Haare.
„Nicht jeder kann so gut riechen", sagte er gespielt eingebildet. Hermine verdrehte stöhnend die Augen und legte ihren Kopf an seine Schulter.

„Meinst du es klappt?", fragte sie nach einer Weile.
„Jetzt ist es sowieso zu spät... wir können nur abwarten.", meinte er leise, legte eine Hand auf ihr Bein.
Es war weit nach Mitternacht, Hermine war ebenfalls eingeschlafen, halb auf ihm, als sich etwas im Schlafzimmer regte. Severus horchte aufmerksam auf und weckte Hermine sachte auf.
„Hermine...", er drückte leicht ihre Schulter, „Liebling wach auf... Remus ist wach glaube ich.", sagte er dunkel.
„Remus", Tonks schreckte auf, strich sich den Schlaf aus den Augen und sah zu Severus.
„Er ist aufgewacht", teilte er ihr mit, sie stand hektisch auf und wollte zur Tür gehen, als ein lautes Poltern den Raum erfüllte.
Tonks hielt in ihrer Bewegung inne, Hermine war vollends aufgewacht und sah zu Severus, der langsam aufstand.
„Tonks...komm bitte zurück.", warnte er sie.
„Remus?", sie hörte nicht auf Severus. Nichts. Kein Geräusch war zu hören.
„Remus", sagte sie lauter und legte eine Hand an die Tür.
Sie hörten plötzlich ein unfassbar lautes Wolfsgeheul, dann ein weiteres Poltern und mit einem heftigen Schlag wurde die Tür des Schlafzimmers eingeschlagen.

Große Pranken mit scharfen Krallen bohrten sich ins Holz der Tür. Tonks schrie leicht auf und stürzte nach hinten, Severus richtete seinen Zauberstab auf die Tür, Hermine ließ ihr Feuer aufglühen und schützte die anderen beiden mit einer Atmosphäre.
Das Holz knackte weiter und mit einem erneuten Hieb wurde ein großes Stück aus der Tür geschlagen. Die drei im Wohnzimmer hielten den Atem an.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt