Kapitel 191: Elektrizität

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„Ich wollte immer mal ein Gewitter am Meer erleben.", sagte sie aufgeregt.
„Lass uns wenigstens aus dem Wasser gehen", er nahm ihre Hand und zog sie mit zum Strand.
Er nahm ein Handtuch aus der Tasche, wickelte sie darin ein und nahm sich dann ein zweites kleineres, wickelte es sich um seine Hüfte.
Sie setzten sich auf das Handtuch am Boden und starrten interessiert in die Ferne.

Das Meer war mit einem Mal sehr aufgebracht und hohe Wellen türmten sich am Horizont, verwandelten das hellblaue ruhige Wasser in tiefblaue Strudel.
Plötzlich spürten sie kalte Tropfen auf ihrer Haut und sahen nach oben, die Wolken wurden weiter zu ihnen geschoben und entleerten sich langsam aber sicher über ihnen.
Severus zauberte einen Regenschutz über sie und die Tropfen prasselten an einer unsichtbaren Wand ab. Sie lehnte sich an ihn und beobachtete weiter das Gewitterschauspiel, was nun immer näher zu ihnen kam.
Die Blitzen schlugen immer aufgeregter in das Wasser ein und Severus spürte die Elektrizität im Boden.

„Hermine... wir sollten lieber ins Haus gehen.", meinte Severus besorgt, er wusste, dass die Natur unberechenbar war.
Hermine schloss kurz die Augen, dann stoben große Blitze aus ihr, formten eine Kugel, die sie von allen Seiten umschloss. Sie erzeugte eine Art faradayschen Käfig, an dem die nun einschlagenden Blitze in den Sand um sie herum abgeleitet wurden.
Severus staunte nicht schlecht, als die gewaltigen Gewitterblitze über die Blitzkugel von Hermine tanzten und mit einem Zischen im Sand verschwanden.
Er sah zu Hermine, ihre Augen waren nicht länger obsidian, sondern blitz-weiß, aber anders als bei den Malen zuvor, als sie in diesem Zustand verweilte, war sie ruhig, sie lächelte leicht und sah in den Himmel.

Was Severus nicht wusste war, dass sie die Blitze und das, was in den Wolken vor sich ging sehen konnte.
Es war wie Zauberei, aufgeladene Teilchen, die aneinanderstießen und sich irgendwann plötzlich zu allen Seiten hin entluden, einige Energiebündel stoben durch die Wolken, luden die anderen Teilchen weiter auf, andere schlugen in ihren Käfig ein oder in das aufgeregte Meer vor ihnen.
Die gesamte Umwelt war elektrisch aufgeladen, sie spürte es in ihren Haaren, auf ihrer Haut.
Sie spürte Severus Erstaunen und sah ihn an.

Mit dieser Elektrizität an seiner Haut sah er noch schöner aus, sie war unsichtbar für andere Augen, aber Hermine sah es.
Kleine, millimetergroße lila-blau-weiße elektrisch aufgeladene Teilchen huschten über seine Haut, sie erhellten seine tiefschwarzen Augen, ließen sie mysteriös erscheinen. Sie legte langsam eine Hand an seine Wange und ließ noch mehr Blitze über sein Gesicht tanzen.
Er lächelte sie an. Er sah aus wie ein Gott aus einer alten, längst vergessenen Mythologie. Schwarze Haare, schwarze Augen, das Gesicht von Blitzen erhellt und umrandet, die weiter in seiner Haare zogen.
Sie hatte den Wunsch ihn immer so zu sehen, so....mächtig, dachte sie.
Vielleicht müsste sie ihm auch etwas von ihrem Blut abgeben, Dumbledore hatte seine ganz eigenen Merkmale, es interessierte sie, welche Kräfte Severus wohl durch ihr Blut hätte.
Sie sah ihn nachdenklich an, das Gewitter hatte sich so plötzlich gelegt, wie es gekommen war und Severus musterte ihr Gesicht.

„Es ist weg", sagte er langsam. Hermines Blick klärte sich auf, sie sah sich um und ließ den faradayschen Käfig abebben. Ihre Augen wurden wieder obsidian, sie nahm die Hand von seiner Wange und lächelte.
Er sah sich um, nahm seinen Zauberstab und murmelte leise Worte.
Langsam kamen röhrenförmige Gebilde aus dem Sand und schwebten zu ihm, er nahm sie vorsichtig und legte sie zwischen sich und Hermine auf das Handtuch. Hermine sah ihm aufmerksam zu.
„Was ist das?", fragte sie, als sie sich vorsichtig die Röhren besah.
„Fulgurite", meinte er, „das entsteht, wenn Blitze in Sand oder Kiesel einschlagen... Sandglas sozusagen."
Hermine sah sich bedächtig die kleinen Röhrengebilde an und hielt sie im Licht der Sonne.
„Es glitzert...", ihre Augen glänzten wie die eines kleinen Kindes, wenn es etwas ihm Unbekanntes sah.
Severus schmunzelte und nickte, „faszinierend, was die Natur alles erschaffen kann.", er musterte Hermine und eine große Welle der Liebe überrollte ihn.
Er legte zwei Finger an ihr Kinn, zwang sie mit sanfter Gewalt ihn anzusehen. Ein leichtes Lächeln flog flüchtig über seine Lippen, dann verschloss er sie mit ihren.
Er küsste sie mit so einer Liebe und Zärtlichkeit, dass Hermines Magen einen großen Sprung machte, sie war so aufgeregt und voller Gefühl, wie bei ihrem aller ersten Kuss vor den ganzen Jahren im Raum der Wünsche.

Sie schloss ihre Augen und verfiel mal wieder der Kusstechnik ihres Ehemannes, er ist so ein verdammt guter Küsser, nuschelten ihre Gedanken. Als er sich langsam löste, seufzte sie und hing seinen Lippen hinterher.
„Sie können wie immer nicht genug kriegen Professor Snape", sagte er dunkel mit einem Schmunzeln in seiner Stimme.
„Von Ihnen kriege ich wirklich nie genug Professor Snape", seufzte sie.
„Gut", hauchte er dunkel an ihre Lippen, fasste ihren Hinterkopf und küsste ihren Hals.
„Severus?", fragte sie leise als sie seine Schultern berührte.
„Mhm?", er küsste sie weiter.
„Gehen wir nochmal schwimmen?", sie grinste ihn an, als er perplex aufsah.

„Ich wollte dich gerade verführen...", er zog eine Augenbraue nach oben, „und du willst schwimmen...", gespielt beleidigt ließ er von ihr ab.
Sie stand auf, zauberte sich ihren Bikini wieder an und ging ins Wasser, er tat dasselbe und folgte ihr.
Der Sturm hatte sich gelegt, die Sonne war wieder am Himmel und erhellte das Wasser. Als Hermine in das Wasser lief, spürte sie die Elektrizität in ihm.
Es fühlte sich so belebt und prickelnd an, dass Hermine schnell immer weiter lief. Severus folgte ihr neugierig, er glaubte, dass sie etwas suchen würde und wartete gespannt ab.
Sie drehte sich um und hielt inne, bis er bei ihr war, dann zauberte sie eine Luftblase um ihren Nasen-Mundbereich und tauchte unter. Severus folgte ihr ebenfalls mit einer Blase um die Luftwege.

Sie tauchte einen kleinen Abhang hinab, der von oben gar nicht zu sehen war. Sie tauchten eine ganze Weile um zum Meeresboden zu gelangen.
So klein ist der Abgang wohl doch nicht, dachte Severus beim tauchen und sah zu Hermine.
Sie sah ihn an und lächelte, sie hatte gefunden, wonach sie gesucht hatte.

Hermine drehte sich wieder nach vorne, hob langsam die Hand und berührte eine unsichtbare atmosphärische Abgrenzung, die er gar nicht wahrgenommen hatte.
Sie glühte kurz auf, aber es passierte nichts. Hermine legte den Kopf schief, ließ langsam einige Blitze aus den Händen fahren, die sich sofort auf die Atmosphäre legten und sie wieder zum glühen brachten.
Dann geschah etwas Unglaubliches.

Ein plötzlicher elektrischer Strom ging durch das Feld und als wäre ein Schalter umgeklappt, glühte diese Sphäre hell auf. Unter ihr sahen sie Unterwasserpflanzen, versteckt und vergraben unter einer Schicht von Schlamm und Schlick, als die Energie durch die Pflanzen stob blühten Hunderte der Unterwasserpflanzen auf und erleuchteten das dunkle Umfeld um sie herum.
Hermines und Severus' Augen weiteten sich, mit Erstaunen und Begeisterung sahen sie zu, wie das Feld in verschiedenen Farben erglühte und anfing zu glitzern.
Severus näherte sich langsam der Atmosphäre um sich die Pflanzen genauer anzusehen, dann sah er zu Hermine, ihre Augen leuchteten Amber, auf ihrem Gesicht lag ein glückliches Lächeln und ein faszinierter Blick.

Er nahm ihre Hand und drückte sie, Hermine sah ihn an, dann nickte sie zu dem Feld, stieß sich ein wenig vom Boden ab und schwamm über die Sphäre, zog ihn mit sich.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt