Kapitel 124: Die letzte Schneeflocke des Winters

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Nachdem Fawkes wieder verschwunden war, setzte sich Severus auf das Bett und sah besorgt auf Hermine. Er nahm ihre Hand und hielt sie sanft in seinen.
Er spürte ihren starken Puls und leichte Bewegungen der Finger, als er aufsah, öffnete sie langsam die Augen und sah ihn an. Ein seichtes Lächeln legte sich auf ihre Züge.
Er strich ihr über die Wange und lächelte mitleidig.

Sie versuchte sich kraftlos aufzusetzen, was ihr nicht gelang, Severus half ihr und lehnte sie an die Bettwand.
Hermine fasste sich an den Kopf, vor ihrem inneren Auge zuckten wilde Blitze umher, sie sah Flüche auf sich zukommen, sie sah sich die Flüche abwehren, dann ein Hinterhalt, sie spürte Ketten um ihre Haut, panisch sah sie auf die Arme, doch da war nichts.
„Es ist alles gut.", versuchte Severus sie zu beruhigen.
„Noctaris", flüsterte sie und ein Schauer legte sich in ihre Augen.
„Ich weiß...", meinte Severus leise.
„Er verlässt in diesem Moment das Gelände, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.", fügte Dumbledore ein.
Lazarus Blick glitt zwischen Hermine und Severus hin und her, er konnte nicht ausmachen, wer mehr Schmerzen von beiden hatte.
Er hatte noch nie so eine Wut und Unbeherrschtheit bei Severus erlebt. Er musste seine ganze Kraft aufwenden, um ihn davon abzuhalten auf diesen Jungen loszugehen.

„Hermine, willst du diese Erinnerung behalten?", fragte Albus sie vorsichtig.
„Ich habe sehr viel schlimmere Erinnerungen, Sir. Meine Wunden sind verheilt. Es geht schon.", sagte sie und lächelte ihn kämpferisch an.
Albus lächelte leicht, die junge Frau faszinierte ihn jeden Tag mehr.

Lazarus schien ebenfalls beruhigt was Hermine anging, jedoch blieb seine Sorge bei Severus.
Unbemerkt schlich er sich in seine Gedanken und sah immer wieder das Bild von Hermine, wie sie in Ketten hing, die Arme zerfressen von der Hitze.
Albus', Lazarus versuchte ihn gedanklich zu erreichen, Dumbledores Augen blitzten auf, als er zu Lazarus sah.
Ich glaube Severus hat damit mehr zu kämpfen, als sie..'
‚Ich spüre es...', antwortete er dem Vampir.
„Severus mein Junge, begleitest du mich kurz?", fragte Albus ihn.
Severus nickte, er gab keine Widerworte, er und Dumbledore verließen das Wohnzimmer, gingen zu seinem Privatlabor, Dumbledore nahm eine Phiole von seinem Schreibtisch und sah Severus an.

Lazarus setzte sich derweil zu Hermine ans Bett.
„Was ist los?", fragte sie, ihr Blick folgte den anderen beiden, die das Zimmer verlassen hatten.
„Du gehst damit besser um als er. Ich glaube Dumbledore will ihn überreden, die Erinnerung aus seinem Geist zu entfernen.", sagte Lazarus und musterte Hermine.
„Sah es so schlimm aus?", fragte sie ihn traurig.
„Ich glaube... es waren auch seine Worte.", meinte er.
„Schlammblut..", sagte sie, das hatte er schon bei ihrem ersten Zusammentreffen zu ihr gesagt.
„Und, dass du, ich zitiere, verdammt gut im Bett sein musst, damit Severus dich verteidigt. Er wäre fast auf ihn drauf gesprungen, ich konnte ihn gerade noch davon abhalten.", er senkte den Blick.
So etwas sagte man weder zu noch über eine Dame. Es brachte Lazarus in Verlegenheit, als er ihr diese Worte sagte.
Hätte sein Körper es zugelassen, wäre ihm die Röte ins Gesicht gestiegen. So saß er einfach nur da und schob die Lippen nach vorne, sah peinlich berührt auf die Bettlaken unter ihm.

„Severus ist so stolz... warum interessieren ihn diese Worte so sehr?", fragte Hermine, sie fühlte sich zwar gedemütigt, aber vor allem auch durch das Spucken.
„Er legt großen Wert auf Respekt... es interessiert ihn nicht, wenn ihn jemand nicht mag. Er erwartet nur, dass man ihn respektiert. Das überträgt sich um ein Vielfaches auf Menschen, für die er etwas empfindet...", sagte Lazarus und lächelte schief. „Er sorgt sich so sehr um dich Hermine, es tut fast weh, es zu spüren."
„Danke, dass du da warst.", sagte sie und legte eine Hand auf die kalte Hand des Vampirs.

Er sah schmerzerfüllt auf seine Hand, sie sah seinen Blick, „Lazarus?"
Er hob seinen Kopf und sah ihr ebenso schmerzerfüllt ins Gesicht, er versenkte seinen Blick in ihren, wollte einfach in ihren Augen abtauchen, untergehen, nie mehr auftauchen. Er hatte das Gefühl, ihm würde die Luft abgeschnürt werden.
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er plötzlich eine warme Hand an seiner Wange spürte, sein Blick klärte sich auf.

Es passierte etwas, von dem er nicht einmal mehr wusste, dass es passieren konnte. Es löste sich eine große Tränen aus seinem Auge und lief ihm einsam über die Haut. Sie kam nicht weit, die Kälte seines Körpers verwandelte sie in einen Eiskristall und als die gefrorene Träne von seinem Gesicht fiel, hatte Hermine das Gefühl, als sie den Flug beobachtete, eine einzelne Schneeflocke, die letzte Schneeflocke des Winters hatte sich in den Raum verirrt.

Sie löste langsam ihre Hand und sah ihn an, sie konnte etwas spüren, war sich aber nicht sicher, ob sie es richtig einschätzen konnte.
„Ich kann so nicht weiter machen", sagte er leise und stand schnell auf.
„Lazarus... wo willst du hin?", fragte Hermine panisch.
„Ich muss weg", meinte er aufgebracht.
„Bitte", sie versuchte auf die Beine zu kommen, der Kopf schwirrte noch etwas, sie rappelte sich auf und lief unbeholfen durch den Raum, Lazarus war sehr viel schneller.
„Bleib hier", rief sie ihm nach, als er schon im Wohnzimmer war, zeitgleich kamen Severus und Albus aus dem Labor.
„Was ist hier los?", fragte Dumbledore und sah zwischen ihr und Lazarus umher.
„Lazarus! BITTE!", sie schrie, keiner der beiden verstand, warum sie so aufgewühlt war.
Sie verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Knie, Severus war sofort bei ihr und nahm sie in die Arme, versuchte sie zu beruhigen.

„Einer muss ihm nachgehen, ich glaube er will es zu Ende bringen...", weinte sie, als sie in kraftlos in Severus Armen lag.
Severus sah panisch zu Albus, der sofort verschwunden war.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt