Kapitel 3: Alte Bekannte

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Als es dunkel wurde lief Hermine langsam wieder zurück zum Schloss, die Feier war vorbei, die Große Halle war leer.
Professor McGonagall hatte ihre Rede auch ohne Hermine gemeistert. Sie lief verträumt durch die Halle, blickte nach oben zur Decke, die den Himmel widerspiegelte.

Tausende von Sternen zierten den schwarzen Himmel, hier und da blitzte eine Sternschnuppe über das Himmelszelt.
Es war friedlich und ruhig. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. All die Aufregung umsonst. Sie fragte sich innerlich was nur in sie gefahren war. Sie hatte nichts zu befürchten, es ging keine Gefahr aus.

Sie drehte sich um, um aus der Großen Halle zu gehen, als sie plötzlich erstarrte.
Im gold-rötlichen Schein der Fackeln stand eine dunkle Figur, sie erkannte seine Silhouette sofort. Hermine konnte sich nicht bewegen. Es war alles still, sie hörte nur das Knacken der Holzscheitel in den Kaminen und ihr wildschlagendes Herz. Bis zum Hals klopfte es, der Adrenalinrausch brachte ihren ganzen Körper zum Zittern, bis hoch in die Haarspitzen.
Sie bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut.

„Hermine", flüsterte eine dunkle sonore Stimme in ihrem Kopf. Hermine verdrehte ihre Augen nach hinten, ein Blitz durchfuhr ihren Körper. Diese Stimme.
Als der Stromschlag wieder abflachte und das Echo in ihrem Kopf erstarb, schaute sie zur Stelle, an der der Schatten stand, doch da war nichts mehr. Keine Spur von ihm. Sie hatte das Gefühl ihren Verstand zu verlieren, das konnte doch nicht möglich sein.
Sie schüttelte sich kurz und ging schnellen Schrittes zu ihrem Zimmer, welches ihr Professor McGonagall zugeteilt hatte. Sie schloss die Tür und schmiss sich auf das Bett. Das Zimmer war angenehm warm durch das Feuer im Kamin, welches den Raum in ein warmes Licht tauchte. Sie schlief schnell ein und wilde Träume ließen die junge Frau eine unruhige Nacht haben.

Sie wachte früh am nächsten Morgen auf, ging ins Bad und nahm eine lange heiße Dusche. Als sie raus kam war der Spiegel beschlagen, sie sah hinein und erkannte eine dunkle Gestalt im Spiegel, dunkle Augen, das Gesicht umrandet von schwarzen Haaren. Sie hatte genug vom Erschrecken, sie nahm ihren Mut zusammen, immerhin war sie im Haus Gryffindor gewesen. Sie blickte den dunklen Augen entgegen, sie stellte sich der Angst.

Langsam verwandelten sich die schwarzen strengen, in die rehbraunen, mandelförmigen Augen von Hermine. Die schwarzen Haare, wichen den dunkelbraunen Locken. Hermine atmete zufrieden aus und nickte sich selbst zu „So leicht lass ich mich nicht vertreiben, Severus Snape."
Hermine zog sich an und ging in die Große Halle, um dort zu frühstücken. Neville saß bereits an seinem Platz und begrüßte sie gut gelaunt, „Hey Guten Morgen Mine! Alles wieder in Ordnung? Du sahst gestern sehr blass aus."
„Guten Morgen Neville! Ja es geht mir schon wieder besser. Alles ok. Ich habe einen riesen Hunger! Das sieht fantastisch aus."
Hermine hatte in der Tat einen riesen Hunger, da sie das Essen gestern Abend ja verpasst hatte.
„Ja die Hauselfen übertreffen sich jeden Tag selbst. Sie werden mittlerweile übrigens für ihre Dienste bezahlt, bevor du dich aufregen willst. Alle Hauselfen sind freiwillig hier und werden angemessen bezahlt.", Neville lächelte zufrieden als er sich den Kürbissaft auffüllte.

Hermine war wirklich erleichtert. Sie nahm einen großen Schluck heißen Kaffee und spürte wie das schwarze Gold ihre Speiseröhre runterlief. Das hatte sie gebraucht. Sie aß ihr Frühstück und war satt und zufrieden. Sie lehnte sich nach dem Essen in ihren Stuhl und schloss für einen kurzen Moment ihre Augen, um die Geräusche in der Halle aufzunehmen, das Geschirrklirren, das Gerede der Menschen in der Halle, das Lachen, die kleinen 'Puff'-Geräusche als sich das Essen 'von alleine' wieder auffüllte.
Neville verabschiedete sich von Hermine, er musste zum Unterricht, er sagte ihr, dass Professor McGonagall sie in ihrem Büro erwarten würde und wünschte ihr einen schönen Tag.
Hermine stand auf und ging den altbekannten Weg zum Schulleiterbüro, am Eingang angekommen versuchte sie in alter Dumbledore Manier das Passwort
'Zitronenbrause' und der Wasserspeier legte die gewundene Treppe zum Büro frei. Dumbledore ist noch immer hier, dachte sich Hermine und schmunzelte.
Sie öffnete die Tür zum Büro und ein vertrauter Anblick bot sich ihr. Hier hat sich wahrlich nichts verändert.
Das Büro sah noch genauso aus wie vor all den Jahren, an der Wand neben Dumbledore hingen Gemälde von Fred, Tonks und Remus, die sie alle herzlich begrüßten.
Die Gesichter der Verstorbenen zu sehen machte sie traurig und glücklich zugleich.
Sie konnte nicht aufhalten, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten als sie lächelnd auf die drei Portraits zuging.
„Aber Hermine, bitte wein' doch nicht", versuchte sie Remus zu trösten. Tonks sah sie nur mitfühlend an, Fred hingegen konnte sich einen Scherz nicht verkneifen und Hermine lachte auf.
„Ich hab euch so vermisst, alle vermissen euch. George, Ron, Ginny, Molly, Arthur.... und vor allem Teddy", sie wandte sich an Remus und Tonks, Hermine rannen Tränen die Wange herunter, „Teddy ist so ein großartiges Kind, ich wünschte ihr könntet ihn erleben. Er hat so viel von euch. Es ist so unfair, dass ihr nicht bei ihm sein könnt. Ich wünschte es hätte andere getroffen und nicht euch...", Hermine brach ab, Remus und Tonks bei der Schlacht zu verlieren war für sie das Schlimmste, sie liebte die beiden und hatte immer gehofft, dass sie ein glückliches Ende finden würden nach den ganzen Komplikationen. Sie hatten es verdient, dachte sich Hermine.

„Hermine, wir können die Vergangenheit nicht ändern, es war unser Schicksal. Teddy weiß, dass wir ihn immer geliebt haben und werden. Er kommt oft vorbei und besucht uns", sagte Remus und versuchte Hermine aufzuheitern.
„Mine, es ist jetzt 7 Jahre her. Es ist in Ordnung, wir haben uns damit abgefunden." meinte Tonks.
„Ich aber nicht", flüsterte Hermine, wischte sich die Tränen weg und drehte sich zum Pult, an dem McGonagall das Gespräch mitbekommen hatte. Sie schaute Hermine gütig und mitfühlend an und deutete in Richtung Wand.
Dort hing das Gemälde von Professor Dumbledore, der sich sichtlich zu freuen schien die gute Miss Granger endlich wiederzusehen.

„Ah Hermine! Lass dich ansehen, 7 Jahre und keinen Tag gealtert. Du bist doch nicht etwa unter die Alchemisten gegangen oder?", scherzte er und lachte herzlich. Er konnte Hermine in den dunkelsten Zeiten aufheitern, schon damals.
„Danke Sir. Sie haben sich kein Stück verändert. Ich bin froh, dass ich Sie nach all der Zeit wiedersehe."
„Es sind ruhige Zeiten, wenig Gründe, um sich zu verändern. Und solange ich solch vorzügliche Gesellschaft habe wie die hier Anwesenden geht es mir blendend." Dumbledore blitzte über seiner Halbmondbrille zu Professor McGonagall und lächelte liebevoll. Selbst der Tod kann die Bindung der beiden nicht zerstören, dachte sich Hermine.

„Hermine, ich habe das Ministerium um diese Zusammenarbeit aus einem bestimmten Grund gebeten", fing Professor McGonagall an „ich habe ausdrücklich gefordert, dass sie dich schicken würden."
„Mich? Aber wieso das? Mir hat niemand im Ministerium gesagt was der Grund ist, sie sagten es würde um ein wichtiges Projekt gehen, so etwas wie ‚Aufklärung gegen die Dunklen Mächte'", erwiderte Hermine erstaunt.
McGonagall lächelte ruhig „Richtig, das habe ich dem Ministerium gesagt. Aber es ist weitaus ernster befürchte ich."

Hermine musste schlucken, ernster als eine Aufklärung gegen die dunklen Mächte? Was konnte sie damit meinen?
Hermine war beunruhigt, Harry hatte Voldemort doch besiegt, das hatten sie alle gesehen vor 7 Jahren auf dem Schlachtfeld vor Hogwarts. Voldemort hatte sich in Asche aufgelöst und Harry hatte gewonnen.
„Ist.... ist er wieder da?", fragte Hermine mit zitternder Stimme.
„Voldemort? Nein davon gehen wir nicht aus. Nichtsdestotrotz sind die Sichtungen und Erzählungen nicht weniger erschreckend."
„Aber, meinen Sie nicht der Fall wäre etwas für Auroren? Warum haben Sie Harry und Ron nicht gefragt?", fragte Hermine. Sie hatte keine Übung im Kämpfen, der beste Kämpfer, den sie kannte war Harry.
„Nun Hermine, manchmal benötigt es das Feingefühl einer weiblichen Intuition. Aber keine Sorge. Du wirst dieses ‚Projekt' nicht allein bestreiten. Du wirst einen sehr erfahrenen und intelligenten Partner an deiner Seite haben. Er befasst sich schon eine ganze Weile damit und reist an die Orte, an denen die Sichtungen gemacht wurden. Was er berichtet klingt nicht gut. Du wirst heute dein ersten Treffen mit ihm haben.", schon heute, dachte sich Hermine.
McGonagall verlor wirklich keine Zeit,
„-Achso... noch etwas. Bitte nimm ihm seine schlechte Laune nicht allzu übel. Bei der letzten Reise hat er sich verletzt. Die Wunde heilt trotz Magie und Tränken nur recht langsam."
Und damit war alles gesagt, die Portraits verabschiedeten sich fürs Erste von Hermine und wünschten ihr noch viel Glück, was Hermine nicht gerade aufmunterte.

Sie lief aus dem Büro, die Wendeltreppe herunter, den Flur entlang. Sie überlegte sich, nach diesem Gespräch erst einmal frische Luft zu schnappen und ging zum Astronomie-Turm.

Hier hatte Snape Dumbledore getötet, schoss es ihr sofort in den Sinn. Dumbledore opferte sein Leben, um Snapes Identität zu schützen. Sie hatte sich nie vorstellen können wie sich Snape dabei gefühlt haben musste.
Seinen langjährigen Verbündeten, Freund und Mentor umzubringen, für einen größeren Zweck. Wie schrecklich musste das gewesen sein. Und Harry! Der arme Harry der alles hatte mitansehen müssen, der Snape dieses eine Mal vertraute und so enttäuscht wurde.

Später standen die drei hier oben und hielten das gefälschte Medallion in der Hand. Sie hatten Fawkes ein letztes Mal von hier oben gesehen, als der Phönix Hogwarts für immer verlassen hatte.
Hier oben ist nur schlechtes passiert, dachte sie sich. Warum war dieser Ort überhaupt noch da? Hermines Augen füllten sich erneut mit Tränen. Mensch Granger, reiß dich zusammen, dachte sie.

Sie stieg wieder hinab vom Turm und ging nun zu dem Treffpunkt, an dem sie gleich ihre erste "Projekt-Sitzung" haben würde.
Es war kein anderer, als der Raum der Wünsche. Das konnte wieder nur eine Dumbledore-Idee sein, typisch. Hermine stellte sich vor den Raum und dachte an das Treffen, damit sich die Tür bildete.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt