Kapitel 87: "Willkommen in der Ewigkeit"

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„Vielleicht bleibt manchen dieses Glück verwehrt...", sagte sie mit einem bitteren Lächeln. Severus nickte nur. Hermine fuhr mit der freien Hand, die auf seiner Brust lag, zu seiner Schulter hinauf.
Seine Muskulatur war hart und angespannt, sie tastete die andere Seite ab, auch diese war genauso hart und angespannt.
„Komm", sagte sie, als sie aufstand.
„Ich kann nicht, ich muss die Aufsätze korrigieren."
„Aber mach nicht zu lange.", sie gab ihm einen Kuss und ging zur Bücherwand, nahm sich ein Gedichtband aus seiner Bibliothek und setzte sich auf die Couch, die Beine wieder zur Brust gezogen.

Sie entzündete ein Feuer im Kamin, zauberte sich einen heißen Kakao und fing an zu lesen. Das Knacken der Scheitel und das Kratzen der Feder über das Pergament erfüllte den Raum und Hermine wurde wieder müde.
Das Buch sank immer tiefer und Hermines Kopf glitt langsam gegen das Leder der Couch, sie kuschelte sich etwas zusammen. Severus sah kurz auf und schmunzelte dann leicht, widmete sich dann wieder den Aufsätzen.

Hermine sah sich um, sie war im Raum der Wünsche, er sah so aus, wie an dem Tag, als sie das erste Treffen des Projekts hatten.
Sie ging langsam durch den Raum, alles stand und lag an seinem Platz.
Sie ging zum Fenster, welches geöffnet war, die seidigen Vorhänge vor dem Fenster bewegten sich leicht im seichten Wind, der in den Raum drang. Das Fenster wurde vom hellen Mondlicht beleuchtet, sie trat in den Lichtpegel und ihre Haut glitzerte, als das Licht sie berührte.
Sie sah über die Ländereien und lächelte, sie erinnerte sich an den Tag, die Situation im Raum. Sie hatte ihre Kraft hier entdeckt und es war das erste richtige Zusammentreffen mit Severus.
Sie hörte Schritte hinter sich und das Amber leuchtete in ihren Augen auf, sie erkannte die Schritte, nahm den Kräuterduft wahr und schmunzelte. Sie blieb stehen und wartete, bis er hinter ihr stand. Als sie die Wärme des Körpers fühlte, lehnte sie sich an ihn. Seine Arme schlangen sich um ihren Körper und er legte seinen Kopf an ihre Schulter.
„Severus...", sagte sie leise und lächelte selig.
Er bedeckte ihren Hals mit Küssen, fuhr zu ihrem Ohr und wieder hinunter.

Sie seufzte auf, drehte sich dann um, um ihm in die Augen zu schauen. Er lächelte sie an. Sie war einfach glücklich ihn zu sehen und küsste ihn ganz leicht auf die Lippen, er erwiderte den Kuss.
Er legte eine Hand an ihren Kopf, zog ihn leicht zur Seite und legte seine Lippen wieder an ihren Hals. Sie spürte die Hitze, als er den Mund öffnete.
Er strich leicht mit der Zunge über die Haut, sie schloss die Augen.

Plötzlich riss sie sie wieder auf, als sie einen stechenden Schmerz im Hals spürte. Severus Hände hatten sich wie Fallen um sie gelegt und hielten sie in Position, egal wie heftig sie sich wehrte.
Seine Zähne waren in ihrem Fleisch vergraben und sie spürte, wie die Kraft aus ihr schwand, als würde er sie ihr aussaugen. Sie krallte sich an seinen Umhang und sah perplex und fassungslos in sein Gesicht, als er sich wieder von ihr löste. Seine Lippen waren blutrot, er grinste sie an, sie erkannte Fangzähne, wie die eines Vampirs. Als sie wieder in seine Augen starrte, sah sie, dass sie anders waren.
Sie waren schwarz und mit einer leuchtenden lila Linie umrandet.

Langsam veränderte sich das Bild, Severus verwandelte sich. Die langen glatten schwarzen Haare, wichen dunklen Locken, die mit einer grauen Strähne versetzt waren.
Das Obsidian wurde von einem leuchtenden Gelb verdrängt, Severus' markante Züge wurden durch die engelhaften und grazilen Wangenknochen von Lazarus verdrängt.

„Semper Fidelis, Adamantia", sagte Lazarus und seine Stimme drang in ihren Kopf, durch ihren Körper, bis tief in die innersten Zellen ihres kraftlosen Leibs.
Sie spürte ein furchtbares Brennen von ihrem Hals ausstrahlen. Sie fasst langsam an die Stelle und als sie sich ihre Hand besah, war sie komplett rot, mit Blut verschmiert. Das Brennen intensivierte sich und sie dachte, sie würde von innen nach außen verbrennen. Sie wollte schreien und toben, aber sie hatte keine Stimme. Lazarus grinste.
„Ich weiß wie es ist. Du denkst, du verbrennst. Du wünschst dir nichts sehnlicher, als dass es aufhört. Du wünschst dir, am liebsten tot zu sein."
Hermines Augen füllten sich mit Tränen, die Schmerzen waren fast unerträglich. Ihre Augen glühten auf, Blitze schossen aus ihren Händen.
„Deine Kraft wird dir hier nicht mehr helfen.", sagte er immer noch lächelnd.
Sie fühlte, wie die Kraft gegen das Vampirgift ankämpfte und schließlich doch verlor. Es breitete sich rasend schnell aus und nach kurzer Zeit, war die Verwandlung abgeschlossen.

„Schneller als ich dachte...", sagte Lazarus erstaunt. Er nahm ihre Hand und zog sie mit sich, als er sie umdrehte, stand sie vor dem Spiegel in diesem Raum.
Lazarus lehnte sein Gesicht an ihres und sah sie mit einem Grinsen an.
Sie besah sich, sie war noch schöner, als vorher.
Ihre Haut, makelloser und perfekter als das Blatt einer Blüte. Ihre Haare waren dunkelbraun, schön gelockt. Als sie zu ihren Augen kam, erkannte sie, dass sie jetzt auch amberfarben waren, ohne dass ihre Kraft aktiv war.
Um das Amber legte sich, wie auch bei Lazarus, ein glühender lila Ring um die Iris.
„Willkommen in der Ewigkeit", flüsterte er, drehte sie zu sich und legte seine Lippen auf ihre.

Mit einem Ruck saß Hermine kerzengerade auf der Couch, das Buch flog von der Couch und landete mit einem lauten Rumms auf der Erde.
Severus sah auf, „alles in Ordnung?", fragte er vom Schreibtisch dunkel nach.

Hermine drehte sich erschrocken um, „Godric sei Dank bist du da...", stammelte sie, stand auf und ging schnell zu ihm.
Sie legte ihre Arme um ihn und drückte ihn fest an sich. Severus zog die Augenbrauen zusammen, legte die Feder beiseite und legte seine Hände an ihre Arme, um sie sanft zu lösen.
„Wo sollte ich sonst sein?", fragte er verwirrt.
Sie sah ihn panisch an.
„Hast du wieder etwas Schlimmes geträumt?", sein Stimme war traurig.
Sie legte ihre Hände vor ihr Gesicht und atmete laut aus.

Severus verschloss das Tintenfass und ließ die Aufsätze für heute ruhen. Es war schon relativ spät, gleich würde das Abendessen in der Großen Halle beginnen, aber sie würden, wie auch schon so oft in den letzten Wochen, in seinen Räumen essen.
Er nahm Hermine mit und setzte sie auf die Couch, bestellte bei Roxy Essen für sie beide und setzte sich zu ihr.
Er beobachtete sie, sie schien in ihren Gedanken zu hängen und starrte ins Feuer. Sie bemerkte nicht mal, dass Roxy wieder zurückkam mit dem Essen und es auf den Tisch vor sie stellte. Severus bedankte sich und Roxy verpuffte schnell.
Severus nahm sich etwas zu essen und stoppte, als er merkte, dass sie ihre Umwelt immer noch nicht wahrnahm.

„Hermine?", fragte er vorsichtig und fasste sie an der Schulter, sie zuckte zusammen und drehte sich zu ihm.
„Was ist denn los?", meinte er, als er das Zucken an seiner Hand spürte. Hermine stand auf und ging ins Schlafzimmer. Sie setzte sich aufs Bett und atmete laut aus. Sie verstand, dass er sich Sorgen machte, aber sie hatte Angst, dass er es irgendwie falsch verstehen würde, wenn sie ihm sagte, was sie geträumt hatte.
Er stand auf, ging zum Schlafzimmer und stellte sich in den Türrahmen. Hermine sah zu ihm, er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah mit einer hochgezogenen Augenbraue auf sie.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt