Kapitel 126: Die Frage der Schuld

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Severus setzte sich auf die Couch und musterte Hermine, sie schlief friedlich und tief. Er strich über ihre Haare, über den Nacken und den Rücken. Er seufzte, nahm sie auf seine Arme und trug sie ins Schlafzimmer. Sie murmelte etwas im Schlaf und kräuselte sich zusammen, als sie in seinem Bett lag, die Knie nah an die Brust gezogen.
„Es tut mir leid, dass du das erleben musstest... wegen mir...", flüsterte er nahm ihre Hand und drückte sie sanft.

Hermine näherte sich wieder langsam dem Wachzustand, sie konnte ihn flüstern hören, spürte ihre Hand in seinen Händen. Macht er sich Vorwürfe? Er hatte damit doch gar nichts zu tun.
„Severus", nuschelte sie sich wach.
„Ja?", meinte er erstaunt.
„Es ist nicht deine Schuld.", nuschelte sie weiter. Sie wurde einfach nicht vollkommen wach und es nervte sie. Sie strampelte leicht mit den Beinen und versuchte sich damit aufzuwecken.
Er seufzte, er dachte sie würde schlafen.
„Es ist nicht deine Schuld!", wiederholte sie etwas lauter, aber immer noch mit verwaschener Sprache.
„Du solltest schlafen", er wollte nicht, dass sie sich aufregte.
„Ich würde dich immer verteidigen, egal vor wem...", sagte sie etwas deutlicher. Er sah auf sie, dachte nach. Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen und setzte sich auf. Der Kopf war schwer, die Augen noch schwerer. Severus schüttelte den Kopf.
„Bitte schlaf doch einfach", sagte er und hielt sie fest, gab ihr Halt.
„Ich kann erst schlafen, wenn du begreifst, dass dich keine Schuld trifft. Versprich mir, dass du dir keine Vorwürfe machst. Sonst muss ich dir deine Erinnerung daran nehmen...", ihre Drohung war durch das Nuscheln nur halb so gefährlich und Severus musste leicht schmunzeln.

Sie legte ihre bleischweren Arme an ihn, es benötigte viel Kraft und Hermine stöhnte erschöpft auf.
„Severus...", flüsterte sie wieder, „bitte!"
„Ich verspreche dir, dass ich mir keine Vorwürfe mache...", gab er gezwungener Maßen zurück.
Sie lehnte sich zu ihm und wollte ihn küssen, verpasst aber immer seine Lippen, Severus hielt ihren Kopf und legte seine Lippen auf ihre. Sie lächelte glücklich und ließ sich dann wieder ins Bett fallen, in dem Moment, als ihr Kopf das Kissen berührte, war sie wieder eingeschlafen.

Severus schüttelte wieder den Kopf, stand auf, ging in sein Privatlabor, nahm eine weitere Phiole und versperrte die Gedanken in das durchsichtige Behältnis, verstaute es sicher beim Denkarium und fühlte sich sogleich sehr viel befreiter.
Er ging gelöst wieder zurück ins Schlafzimmer, zauberte sich beiden die Kleidung aus und die Pyjama an und legte sich neben Hermine ins Bett. Er nahm ihre Hand und küsste ihren Handrücken. Dann ließ er den Arm wieder sinken und schloss die Augen.

Als Hermine das nächste Mal erwachte, war es früh morgens, die ersten Sonnenstrahlen fielen in das Schlafzimmer, die kleinen silbernen Schlangen reckten sich der Wärme entgegen und glitzerten im Licht.
Sie zischelten leise, als sie sich in der Sonne badeten und Hermine musste lächeln. Sie sah zur Seite und blickte in das entspannte Gesicht von Severus, sein Augen waren noch geschlossen.
Er schlief tief und fest. Hermine sah ihren Arm herunter, er hielt ihre Hand in seiner. Sie drehte sich leicht zu ihm und musterte ihn. Sie erinnerte sich an das Gespräch von gestern. Er hatte ihr versprochen, sich keine Vorwürfe zu machen. Es war nicht seine Schuld, aber sie wusste, dass er das dachte.

Ihre Augen flogen über seine Züge, er wirkte sehr viel entspannter als gestern. Es beruhigte sie, sie legte eine Hand sanft an seine Wange und strich darüber. Dann setzte sie sich auf. Drehte sich zu den Schlangen an den Bettpfosten und strich auch ihnen leicht über den Kopf.
Es sah fast aus, als würden sie Hermine anlächeln und zischelten fröhlich an ihren Fingern entlang. Sie stand auf, ging leise zum Badezimmer und verschloss noch leiser die Tür.
Sie sah in den Spiegel, sie wirkte ausgeruht. Ihre Augen waren wachsam, keinerlei Schatten unter ihnen zu sehen. Sie sah an ihren Handgelenken, aber auch dort waren keine Spuren der vergangenen Nacht mehr zu sehen. Sie schnaubte leise auf, Phönixtränen...
Sie wusch sich, putzte sich die Zähne und band ihre Haare zu einem Zopf zusammen. Sie zog sich an und ging leise wieder zurück ins Schlafzimmer, Severus schlief immer noch.

Hermine ging zum Bett, stellte sich an seine Seite und sah auf ihn. Sie beugte sich langsam herunter, legte ihre Lippen sacht auf seine, er wachte langsam auf und erwiderte den Kuss, schlang seine Arme um sie und zog sie zurück ins Bett, legte sich mit einem leichten Schwung halb auf sie. Hermine lächelte ihn liebevoll an. Strich ihm durchs Gesicht.
„Guten Morgen", meinte er dunkel und drückte wieder die Lippen auf ihre.
„Guten Morgen", nuschelte sie leicht zwischen zwei Küssen.
Er strich ihr sanft an der Seite entlang, sie legte eine Hand auf seine Brust und ein Bein um seine Hüfte.
Er knurrte leicht, als er sie erneut küsste, sie vergrub ihre Hände in seinen Haaren und zog ihn näher zu sich.
„Wir sollten aufhören uns am Morgen so zu küssen...", meinte er seufzend.
„Warum?", fragte sie ihn verführerisch.
„Weil es mir so sehr viel schwerer fällt, mich auf den Unterricht zu konzentrieren, wenn ich immer im Hinterkopf habe, wie du hier in meinem Bett liegst...", sagte er rau.
„Ich kann mich auch auf die Couch legen... oder auf deinen Schreibtisch.", sagte sie und zog eine Augenbraue nach oben, sah ihn immer noch verführerisch an.

Er knurrte wieder, sah dann verzweifelt zu ihr und löste sich, er setzte sich an die Bettkannte und atmete tief ein und aus, ging dann ins Bad und nahm eine kalte Dusche.

So startete jeder Morgen der beiden, für eine Woche, bis zu dem Tag, an dem Dumbledore die morgendliche Routine, störte.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt