Kapitel 9: Danke sagen

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„Ich hatte nie die Chance mich bei Ihnen zu bedanken, zumindest nicht bei vollem Bewusstsein.", sagte er leise. Er hatte Hermine sehr wohl gehört und vernahm ihren blumigen Duft, als sie näherkam.

Er hatte sich nie wirklich bei ihr bedankt, sie war geflüchtet und er wollte ihr die Ruhe lassen, die sie brauchte.
„Ich verdanke Ihnen mein Leben Miss Granger, ohne Sie wäre ich wohl nicht hier.", kam es immer noch leise, aber gefasst und dankbar von dem großen, ganz in schwarz gekleideten Mann.
Hermine hatte ihn noch nie so erlebt, wie er jetzt vor ihr stand. Er wirkte fast gebrochen, aber wer war das nach Allem nicht?

Er hatte zu viel erlebt, zu viel was zu viele Wunden hinterlassen hatte. Sie hatte nur seine äußerlichen Wunden damals geheilt, die Inneren würden für immer unverschlossen sein, dachte sie still und sah ihn an. Sie war traurig, kam näher und legte eine Hand auf seine Schulter, ganz leicht und zart, wie die Berührung eines Schmetterlings. Er zuckte merklich zusammen, aber sie ließ die Hand liegen.

„Es gibt nichts wofür Sie sich bedanken müssen, Sir. Ich bin froh, dass ich Sie rechtzeitig gefunden hab. Ich...", sie brach ab, er würde sie für verrückt erklären, wenn sie ihm sagte, wie sie ihn gefunden hatte. Er drehte sich langsam zu ihr um, nahm ihre Hand und hielt sie fest.
Seine Augen waren fast schwarz als er sie ansah.
„Ich muss mich für Alles bedanken und das auch noch 7 Jahre zu spät-"
„Nein, das ist meine Schuld. Ich, es war alles zu viel damals. Ich musste einfach nur weg von hier, weg von-"
„Mir?", fragte Severus und Hermine konnte seinen Blick nicht wirklich deuten.
„Nein, Sir. Weg von den Toten, von Tonks und Remus, von Fred, von allen, die ihr Leben ließen...", sagte Hermine bestimmt.
Sie wollte ihm nicht sagen, dass in ihr unbekannte Gefühle damals aufgekommen waren, sie schob es auf den Stress und die geendete Gefahr.

Severus ließ ihre Hand los, er nickte. Hätte er gekonnt, wäre er damals auch schnell von hier verschwunden, aber McGonagall und Harry ließen ihn seit seiner Rettung und dem wochenlangen Koma unter der Schutzblase nicht mehr außer Augen, er hatte gar keine Möglichkeit unbemerkt aus dem Schloss zu kommen, er, der sonst am helligten Tag vor aller Augen unbemerkt entschwunden war.

Ab und zu dachte er daran, ob es nicht besser gewesen wäre, hätte ihn Hermine nicht gefunden und er hätte seinem fürchterlichen Leben endlich entfliehen können.
Dann erinnerte er sich an die rehbraunen Augen, die so voller Angst auf ihn geschaut hatten und die sich ausbreitende Erleichterung in eben jenen Augen, die dort am See über ihn wachten, nachdem er den Trank genommen hatte.
Für einen kurzen Moment fühlte sich Severus wirklich befreit und gut. Er war ihr trotzdem mehr als dankbar und würde es nie gut machen können. Das wusste er und sie vermutlich auch, dachte er.

„Wunderschön", meinte Hermine und deutete auf das Fenster. Die Sonne ging hinter den Bergen unter und das Rot wurde von einem kräftigen Gold unterbrochen als die Sonne den Horizont traf.
Für einen kurzen Moment lag alles, in dem Raum, in einem goldenen Licht. Severus wurde für einen Augenblick wehmütig, er musste durch diese Farbkombination immer an Fawkes und Albus denken.
Hermine sah ihren ehemaligen Professor an, Gold steht ihm gut dachte sie und lachte leicht auf. Er sah sie fragend an „das goldene Licht steht Ihnen gut, obwohl es die Farben von Gryffindor sind..." sagte sie etwas zögernd, aber freundlich.
„Vielleicht hat der Hut mich damals auch ins falsche Haus gesteckt.", sagte Severus in samtener Stimme, musste innerlich aber auch über die Ironie des Schicksals lachen.
„Da bin ich von überzeugt. Wobei Ihnen schwarz, grün und silber genauso stehen.", gab Hermine leise zurück und blickte geradewegs in die schwarzen Tiefen seiner Augen.
Ihre Worte waren fast geflüstert, aber er hatte sie gut verstanden. Ein leichtes Lächeln umspielte die sonst so ernsten Züge seines Gesichts. Irgendetwas zwischen ihnen war anders geworden.

Die Sonne war komplett hinter den Bergen verschwunden und es war dunkel im Raum, nur der Atem der zwei war zu hören. Keiner von beiden bewegte sich, keiner wusste, wie viel Zeit verstrichen war, als sich langsam der Mond ins Fenster schob.

Kaum hatte der erste Strahl Hermine getroffen blitzte in ihren Augen etwas auf, Severus starrte gebannt in die rehbraunen Augen, die sich langsam zu amber färbten und eine Bewegung wie flüssiges Gold durch sie ging.

Sie leuchteten ihm entgegen und es schien eine Wärme von ihnen auszugehen, die sein Innerstes zu wärmen vermochten.
Dabei steht ihr das Gold doch so viel besser als mir, dachte er sich. Severus, reiß dich zusammen. Ihr habt hier eine Aufgabe, ermahnte er sich und straffte sowohl seine Haltung als auch seine Gedanken.
„Miss Granger, lassen Sie uns anfangen, wir haben schon viel zu viel Zeit verloren."
Er ging an ihr vorbei in den Raum, in dem sie am Tag davor angefangen hatten zu arbeiten.

Hermine war leicht erschrocken von dem plötzlichen Gefühlswechsel und schüttelte leicht den Kopf, das Amber wich bis auf einen kleinen Teil dem Rehbraun und sie folgte ihm.

Sie setzte sich ihm gegenüber und wartete darauf, was er zu sagen hatte.
„Ich hoffe, Sie haben gestern noch die Zettel gelesen, nachdem Sie mich hier einfach haben stehen lassen.", schnarrte er in seiner typischen Art.
Hermine verdrehte innerlich die Augen, „ja, Sir. Ich wollte mich übrigens nochmal dafür entschuldigen, dass ich gestern so... aufgebracht war. Und vermutlich auch für heute Morgen. Ich wollte Sie nicht verärgern oder provozieren.", sagte sie, ihre Worte von gestern hatte sie wirklich bereut.
Severus sah sie an, das von heute Morgen hatte er schon wieder vergessen, obwohl er sehr wütend war.
„Ich hoffe, dass es das erste und letzte Mal gewesen ist, dass Sie mich so anfahren, Miss Granger. Wir sind hier beide nicht aus Spaß, das können Sie mir glauben.", brachte er ihr entgegen. Sie nahm es hin, sah es als Friedensangebot und damit starteten sie ihre Arbeit.

Severus ging nochmal alles durch, was Hermine schon gestern Abend in ihrem Zimmer gelesen hatte, hier und da warf sie wichtige Informationen ein, die sie aus anderen Büchern hatte.
Sie arbeiteten gut zusammen, konzentrierten sich ungemein auf das Thema und versuchten zusammen einen Plan aufzustellen, um das Obscurial aufzuspüren und unschädlich zu machen.

„Ein normaler Zauber wird bei solch einer Energie nicht reichen fürchte ich, wir müssen diese schwarzmagische Kraft mit einer ebenbürtigen schwarzen Macht einsperren. Wir brauchen ein Gefäß welches stark genug ist, damit der Obscurus nie mehr das Licht der Welt sieht und seine Verwüstung gestoppt wird.", meinte Severus.
Hermine atmete tief ein und aus, das hatte sie bisher nicht bedacht. Für sie war erstmal wichtig, dass sie ihn fanden. Was sie wie mit ihm anstellen würden, das war ihr noch gar nicht in den Sinn gekommen.

Sie ließ die Schultern hängen und stützte ihren Kopf auf ihre Hände. Warum hatte McGonagall ihnen eine solch unbändige Aufgabe gegeben? Wahrscheinlich, weil ihr zwei die klügsten Köpfe neben Dumbledore seid  meldete sich ihre innere Stimme zu Wort. Auf Severus würde das wohl zutreffen, aber sie hatte ihr Wissen durch Bücher und Studien, nicht durch Erfahrung.
Severus hatte Hermines Frustration bemerkt und es tat ihm leid, dass diese junge Frau, die schon so viel hatte machen und erfüllen müssen, wieder vor einer unlösbaren Aufgabe stand.
„Miss Granger, ich weiß, dass das eine schwere Sache ist. Aber wir werden eine Lösung finden. Ich werde nicht zulassen, dass diese Welt für die sowohl Sie als auch Harry und Ronald und so viele andere, so viel geben mussten, durch so eine Sache zerstört wird und womöglich noch weitere Todesopfer fordert.", sagte er mit bitterem Ton und sah wild entschlossen zu ihr.

Er hatte nicht vor aufzugeben. Er würde den Obscurus nicht nur unschädlich machen, sondern auch zerstören, wenn es sein musste, samt Wirt. Er war aufgestanden und tigerte nun ruhelos durch den Raum, mit strenger angespannter Miene.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt