Kapitel 121: Jede Sünde wird bestraft

1.1K 81 6
                                    


„Remus", sagte sie leise. Dieser senkte seinen Blick auf den Boden. Fred und George sahen Hermine erschrocken an.
„Tonks", fuhr sie fort. Remus sah Hermine an und lächelte leicht. Er war froh und dankbar, dass Hermine sie beide gerettet hatte, auch wenn er das nicht richtig zeigen konnte.
Fred und George sahen zwischen beiden hin und her, sie konnten kein Wort sagen.
„Fred", endete sie. Sie musterte die Zwillinge, sie sahen einander an.

„Wir sind gestorben? Also... du hast erlebt, dass wir gestorben sind? Und dann bist du in die Vergangenheit gereist und hast uns davor bewahrt? So wie Dumbledore?", fragte Fred und sah zwischen Hermine und Remus hin und her.
„Ja... du bist durch eine Explosion gestorben. Remus durch einen Todesfluch von Dolohow und Tonks durch Bellatrix.", meinte sie.

Fred ging zum Ohrensessel und setzte sich, George stand fassungslos im Raum. Remus setzte sich zu Fred, er wusste, wie er sich fühlte und gab ihm ein Stück Schokolade. Fred nahm sie, ohne zu fragen und steckte sie sich in den Mund.
„Es tut mir leid, ich wollte es euch am liebsten gar nicht sagen.", sagte Hermine und ging einen Schritt auf George zu.
George ging zu Hermine und legte seine Arme um sie, er drückte sie fest an sich und Hermine konnte Erleichterung und große Dankbarkeit spüren. Hermine strich an Georges Rücken auf und ab.

„Danke", sagte der Rothaarige, auch Fred stand auf, ging zu Hermine und George und umarmte sie. Hermine konnte zwei weitere Arme um sich spüren, ebenfalls Erleichterung und Dankbarkeit von Fred.
Als sie sich lösten sahen die Zwillinge Hermine an, sie konnte kleine Tränen in ihren Augenwinkeln sehen.
„Wenn Mum das erfährt-", fing Fred an.
„-Nein! Du darfst Molly nichts sagen. Niemand darf irgendwem etwas sagen! Es reicht, wenn ich diese Erinnerungen habe. Ihr sollt euch nicht ständig fragen, wie es ohne Fred, Tonks und Remus war. Dumbledore und ich kennen die Erinnerungen. Sie waren nicht schön, das könnt ihr mir glauben.", protestierte Hermine.
„Sie hat recht, Fred.", meinte Remus. „Außerdem würde es niemand nachvollziehen können. Es ist fast 8 Jahre her, zumindest für uns. Für Hermine keine Woche..."
„Das bleibt unter uns", versprach George. Fred stimmte nach kurzer Überlegung zu. Hermine lächelte, sie war glücklich, dass das Geheimnis zwischen ihnen aus dem Weg geräumt war und, dass sie es so gut aufgenommen hatten.

Währenddessen waren Severus und Lazarus in die Kerker gegangen, hatten alle Zutaten für den Wolfsbanntrank zusammengesucht und fingen mit dem Brauen an. Sie waren beide still und konzentriert, arbeiteten beide sehr genau.
Er hätte es vermutlich nie offen gesagt, aber es machte Severus Spaß mit Lazarus zu arbeiten.
Er war schnell, konzentriert und akribisch. Eine wohltuende Abwechslung zu der alltäglichen Verzweiflung, die sich jedes Mal in Severus breit machte, wenn er seine Klassen die Tränke brauen sah. Zum Haare raufen.

Hermine hatte recht, er hätte schon längst graue Haare kriegen müssen, wovon er ein Glück doch verschont blieb.
Lazarus hatte ebenfalls Spaß, was er deutlich offener lebte.
Ein freudiges Lächeln lag auf seinen Lippen, seine Augen huschten über die Zutaten und die Handgriffe.
Er beobachtete Severus, ‚der Meister der Zaubertränke' war ein passender und durchaus angebrachter Titel für ihn.

„Deine Mutter wäre stolz auf dich. Du hast ihr geerbtes Talent noch vermehrt", meinte er, als sie auf die nächste Phase warten mussten.
Severus sah zu Lazarus, seine Augen zeigten Ehrlichkeit, er konnte nicht sauer auf ihn sein, es war kein Hohn zu erkennen.
„Danke.", meinte Severus leise, er war einfach nicht gut darin, Komplimente anzunehmen, mögen sie auch noch so wahr sein.
Lazarus lächelte gütig, als er sich wieder dem Trank zuwandte. Severus rührte den Trank im Uhrzeigersinn um, danach zweimal in entgegengesetzter Richtung.
„Mach bitte deinen rechten Arm frei", sagte Severus konzentriert.
Lazarus nickte und krempelte sein lila Hemd bis über den Ellenbogen nach oben. Severus blickte auf den weißen Arm von Lazarus, er war noch weißer, als Severus', was fast unmöglich war.
Er strich über den Unterarm, Muskelstränge zeichneten sich darunter ab. Er spürte die Kälte seiner Haut, legte einen Venenstauer um seinen Oberarm um sie zu stauen und zog ihn fest zu.

Lazarus beobachtete ihn wieder. Er hatte keine Berührungsängste, auch wenn ihn wahrscheinlich die Kälte seines Körpers ebenfalls erschreckte.
Severus zauberte eine Kanüle zu sich, um sie in eine Vene des Vampirs zu bringen und tastete wieder nach einer geeigneten Stelle.
Severus räusperte sich leise, „Danke", meinte er.
„Wofür?", wollte Lazarus verwundert wissen.
„Dass du ihr so hilfst... dass du dich ebenfalls in Gefahr bringst für Leute, die du eigentlich gar nicht kennst.", sagte er und presste die Kiefer aufeinander.
Lazarus lächelte leicht, zuckte kaum merklich auf, als Severus eine Stelle gefunden hatte und die Nadel in seinen Arm versank.

Dunkles, fast schon zähflüssiges Blut, wie Honig, tropfte langsam aus der Kanüle, Severus fing es mit einer kleinen Phiole auf und beobachtete das gemächliche Herausströmen. Er sah über seinen Arm und sah am unteren Handgelenk viele feine Narben, dann flog sein Blick zu Lazarus Gesicht. Er nickte.
„Selbstmord ist eine Sünde, den Sünder erwartet sofort die ewige Verdammnis", er lachte bitter auf, „da bin ich schon gelandet", fügte er leise hinzu, „... aber nach einigen Jahrzehnten stand ich vor den Scherben meines Lebens. Niemand, den ich kannte, war noch lebendig. Ich wollte mir das Leben nehmen, aber... es hat nicht funktioniert. Ich habe es mehrmals probiert. Jetzt zieren die Narben der kläglichen und gescheiterten Versuche meinen Körper. Erinnern mich stets daran, dass ich es eines Tages vielleicht doch schaffen kann.", sagte er, sein Gesicht trug einen merkwürdigen Ausdruck.
„Lazarus...", meinte Severus fast fassungslos.
„Ist schon in Ordnung. Ich hatte 2000 Jahre, um darüber nachzudenken.", meinte er.

Severus verzog das Gesicht, es gefiel ihm nicht, dass Lazarus so dachte, er sah auf die Phiole, sie war halb gefüllt, etwas Blut musste noch reintropfen.
„Ich weiß, dass Hermine mit dir darüber geredet hat... warum stellst du dich so dagegen, jemanden zu verwandeln?", fragte Severus dunkel und sah ihm in die Augen.
„Ich kann nicht.", sagte Lazarus und seufzte lachend.
„Gibt es niemanden, den du bei dir haben wollen würdest?", fragte Severus weiter.
Lazarus dachte nach, er schloss die Augen, er konnte nicht die Wahrheit sagen.

„Nein", sagte er und seine Stimme hatte nichts engelsgleiches mehr an sich. Sie schien sich ins Gegenteil zu verdrehen, die Schatten unter Lazarus Augen wurden tiefer und sein Gesicht wirkte insgesamt weniger weich als noch gerade eben.
Severus schon die Augenbrauen zusammen, sagte aber nichts. Er musste sich jetzt auf den Trank konzentrieren.

Die Phiole war gefüllt, er zog langsam die Nadel aus seiner Vene und komprimierte sie einen kurzen Moment. Als er den Venenstauer löste und den Finger von der Einstichstelle nahm, war von ihr nichts mehr zu sehen. Übermenschlich schnelle Wundheilung... deswegen war er nicht gestorben, dachte Severus.
Severus verschloss die Phiole mit Lazarus Blut und legte sie auf den Tisch neben die Phiole mit den Phönixtränen, die Albus ihm vorhin im Büro gegeben hatte.

„Gut", sagte Severus, als er mit den Augen über den Trank flog.
„Jetzt heißt es warten. Lazarus von meiner Seite bist du entlassen. Den Rest werde ich in einigen Stunden zufügen, dann werden wir sehen, ob er funktioniert.", sagte er.

Lazarus nickte, sein Blick war steinern, er drehte sich um und lief aus Severus' Privatlabor, machte sich noch im Laufen unsichtbar und verschmolz mit der Umwelt.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt