Kapitel 117: Ein nächtlicher Besucher

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„Lazarus?", flüsterte sie in die Dunkelheit.
Er machte sich sichtbar und ein trauriges Lächeln legte sich über seine Züge, er sah zu ihrem Hals und strich darüber, wie auch schon in ihrem Traum.
„Hallo", hauchte er.
„Was machst du hier?", wollte sie wissen.
„Du hast mich gerufen...", sagte er und sah sie verwirrt an.
„Ich? Wann denn?", sie überlegte.
„Heute Mittag, dein Hals war blutig und zerkratzt, du meintest Remus hat dich gekratzt... der Wolfsbanntrank wirkt nicht mehr.", sagte er und musterte ihr Gesicht.
„Aber... das... war doch nur ein Traum.", sagte sie leise und sah ihn an, „ich hab das nur geträumt."
„Du warst plötzlich bei mir, gerade als ich gejagt hab... ich war völlig im Rausch als du mich angesprochen hast. Ich wusste nicht, wie du mich gefunden hast, wie du so schnell dort warst... und so schnell wie du da warst, so schnell warst du auch wieder weg.", sagte er und legte den Kopf schief.
Hermine setzte sich verwirrt auf die Couch, er setzte sich neben sie.

„Also was ist mit dem Wolfsbanntrank? Und wo ist Remus?", fragte er leise.
„Er wirkt nicht mehr richtig... Dumbledore hat ihm Phönixtränen gegeben, damit wurde zumindest diese Hitze in ihm unterdrückt, den Rest hat er irgendwie im Griff.", sagte sie leise.
„Phönixtränen werden die Wirkung der Blutegel aufheben", sagte er gedankenversunken und Hermine sah ihn an, musste leicht lachen.
Er sah sie an, wusste nicht genau, warum sie lachte.
„Das heißt, wir brauchen Blut. Phönixtränen und Blut.... Dein Blut werden wir nicht noch einmal nehmen...", sagte er und sah sie an.
„Schön, dass du und Severus euch einig seid...", meinte sie erbost, aber leise.
„Ich hätte eine Idee, was wir machen könnten...", sagte er und seine Augen blitzten auf.
Hermine sah ihn an.

„Geh wieder ins Bett", sagte er.
„Und du?", wollte sie wissen.
„Ich soll mit ins Bett?", fragte er grinsend, „Ich glaube Severus wäre nicht wirklich erfreut, wenn er zwei Lockenköpfe an seiner Seite hätte.", er lachte leise.
Hermine musste sich ein Lachen verkneifen und schüttelte den Kopf, „nein... was machst du jetzt?", wollte sie wissen.
„Ich geh zu Albus...", sagte er.
„Es ist mitten in der Nacht."
„Albus ist wach und denkt über neue Rezepte mit Zitronebrausebonbons nach... ich weiß nicht, was er an den Bonbons findet...", sagte er unschlüssig.

Er stand auf, Hermine folgte ihm. Er öffnete die Tür und wollte gerade in den Gang treten, als Hermine ihn festhielt.
„Danke", sagte sie leise, nahm ihn in den Arm.

Er schloss die Augen als ihre Locken seine Nase umschlossen.
Er konnte ihren blumigen Duft und auch den Kräuterduft von Severus wahrnehmen. Es passte gut zusammen.
Er seufzte innerlich und schob die Gedanken beiseite, als sie sich von ihm löste. Sie lächelte ihn freundlich an, dann lief er durch den Gang zum Schulleiterbüro.
Der Wasserspeier gab ihm den Weg frei, er trat in das Büro und fand Albus vor seinem Kamin im Sessel sitzend vor.

„Lazarus", sagte er, ohne aufzusehen, „was hältst du davon, wenn wir einen Kürbiskuchen mit Zitronenbrausebonbons-Füllung versuchen? Oder vielleicht Zitronenbrause-Saft?", er strich sich über den Bart.
„Klingt gut, Albus", sagte der Vampir gedankenversunken. Er ging zum großen Fenster und sah auf die Ländereien.
„Was ist los?", fragte Albus und sah zu ihm.

„Der Wolfsbanntrank...", sagte er.
„Ja... das ist tatsächlich ein Problem" und schob die Rezeptideen, die eigentlich alle furchtbar waren, beiseite.
„Die Tränen haben funktioniert...", sagte Lazarus leise. Dumbledore stand auf und ging zu ihm.
„Ja... sie haben ihn... ich würde sagen abgekühlt, wenn ich es nicht besser wüsste. Als ich ankam, lag eine fürchterliche Hitze im Raum.", sagte Dumbledore und musterte Lazarus.
„Severus und Hermine sagten, dass die Tränen die Wirkung der Blutegel beeinflussen wird..", fügte er hinzu.
„Ja... sie werden die Wirkung aufheben. Das heißt, wir brauchen einen Blutersatz.
Hermines und dein Blut werden wir nicht nehmen Albus, es ist zu mächtig. Wenn wir Pech haben, wird es bei Remus genau in die andere Richtung umschlagen und er wird sich nie wieder zu einem Menschen verwandeln können..."
„Was schlägst du vor Lazarus?", fragte Albus interessiert, aber fast hoffnungslos.

„Sein Blut ist heiß, im ständigen Wandel. Wir brauchen quasi das Gegenstück zu ihm. Etwas Kaltes, Unveränderliches.", im selben Moment sahen Lazarus und Albus einander an. Es fiel ihnen wie Schuppen von den Augen.

„Das Gift wird durch die Phönixtränen aufgehoben, das kalte Blut bleibt trotzdem.... Es müsste eigentlich funktionieren.", meinte Lazarus.
„Severus wird morgen früh als erstes in mein Büro kommen, er wird uns sagen, ob es funktionieren kann.", meinte Albus. Lazarus nickte und lächelte.
Lazarus sah wieder aus dem Fenster, auf die von Dunkelheit umhüllten Ländereien. Er seufzte leise.

„Was liegt dir auf dem Herzen?", fragte Albus und stellte sich neben ihn.
„Sie hat davon geträumt...", meinte er leise.
„Was meinst du?"
„Sie hat von Remus geträumt. Von grünen wilden Augen, von dem Schlag...", sagte er.
„Severus ist bei ihr, sie wird die Gedanken daran schon verarbeiten.", meinte Albus freundlich und sah zu dem Vampir.

Die Züge auf seinem Gesicht verhärteten sich etwas. Dumbledore sah ihn bedauernd an, er spürte, was Lazarus beschäftigte.
„Es tut mir leid...", sagte er väterlich und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„C'est la vie", sagte Lazarus bitter auflachend.

———
Hermine war, nachdem Lazarus den Raum verlassen hatte, wieder ins Bett gegangen. Sie wollte sich gerade zudecken, als sie einen Blick auf sich spürte. Sie sah zu Severus, der sie müde ansah.
„Was ist los?", fragte er dunkel und müde.
„Nichts, Lazarus war kurz hier, er geht zu Dumbledore. Schlaf weiter.", flüsterte sie, gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Er legte seine Arme um sie und Hermine kuschelte sich lächelnd in sie.
„Was hat Lazarus hier gemacht?", wollte er nuschelnd wissen.
„Ich habe ihn offenbar in einem Traum gerufen...", sagte Hermine verwirrt.
Er brummte auf und war wieder eingeschlafen.
Hermine gähnte, kuschelte sich wieder an Severus und schlief schnell ein.

Am Morgen, der viel zu schnell kam, wachten Hermine und Severus gleichzeitig auf, es war ihnen, als hätte sie etwas geweckt. Durcheinander sahen sie sich an, dann glitten ihre Blicke durch Hermines Raum, aber da war nichts.
Hermine setzte sich auf, Severus strich sich fahrig über die Augen, setzte sich dann ebenfalls auf und stellte die Beine auf die Erde. Er legte seinen Kopf in seine Hände, die Ellenbogen gestützt auf die Knie.

„War Lazarus gestern Nacht hier oder habe ich das bloß geträumt?", fragte er müde.
Hermine gähnte noch einmal, „er war hier. Ich glaube er wollte zu Dumbledore wegen dem Wolfsbanntrank."
„Er ist mitten in der Nacht zu Albus gegangen?", fragte Severus verwirrt und drehte sich nach hinten zu ihr.
Sie zuckte mit den Schultern, „Lazarus meinte, dass Dumbledore noch wach sei, weil er über irgendwelche komischen Rezepte nachdenkt, irgendwas mit Zitronenbrausebonbons...", sagte sie und schüttelte den Kopf.
Severus schnaubte auf, er stand auf, streckte sich und ging ins Bad.

Er sah in den Spiegel, seine Augen schienen müde zu sein, leichte dunkle Ringe legten sich unter sie. Er wirkte ausgelaugt, er wusste selbst nicht so richtig von was. Wahrscheinlich waren die Vertretungsstunden, die er für Remus übernahm, doch recht anstrengend, der Streit und die Sorge um Hermine taten ihr Übriges.
Hinter ihm ging langsam die Tür auf und Hermine trat ebenfalls ein.
„Darf ich?", fragte sie, als sie sich neben ihn stellte.
„Das sind deine Räume, natürlich darfst du reinkommen.", sagte er und sah sie an.
Sie strich ihm über die Wange, eine Strähne zurück.

„Du siehst müde aus.", meinte sie besorgt, „geht es dir gut?"
Er lachte leicht auf, „es würde mir wahrscheinlich besser gehen, wenn ich mir nicht immer Sorgen machen müsste.", strich ihr durch die Locken.
„Severus... es tut mir leid, was ich gestern gesagt hab. Ich war... etwas aufgebracht. Wir wissen alle, wie sehr du dich gerade um Remus kümmerst.", sagte sie und atmete laut aus.
„Ist schon in Ordnung. Ich bin dir nicht böse...", sagte er dunkel und legte den Kopf schief.
Er sah auf sie, als sie nah vor ihm stand. Er seufzte, er wollte nicht, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte. Er legte seine Arme über ihre Schultern und zog sie an seine Brust, legte das Kinn auf ihrem Kopf ab.

Schlimmstenfalls wird alles GutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt