Kapitel 1

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Johannes:

"Du elender Nichtsnutz! Kannst du nicht einmal in deinem Leben dankbar sein und tun, was wir dir sagen? Wir ermöglichen dir alles und erwarten nur, dass du Erfolg bringst, aber du? Du sitzt nur auf deinem faulen Arsch und gibst unser Geld für deine beschissenen Drogen aus! Ich hab die Schnauze gestrichen voll! Du bist 22 Jahre alt, also beweg gefälligst deinen Arsch und such dir einen Job! Morgen früh will ich dir hier nicht mehr sehen!", dröhnte die Stimme meines Vaters aus meinem Handy.

"Du bist doch eh nich da, da kannst du mich gar nicht sehen. Außerdem, was interessiert dich das überhaupt? Ich bin dir 22 Jahre lang am Arsch vorbei gegangen und nur weil ich jetzt deinem Image als ach so toller und seriöser Schönheitschirurg schade, beschäftigst du dich plötzlich wieder mit mir?", schrie ich aufgebracht zurück. Der konnte mich mal am Arsch lecken! Er saß doch sowieso Kilometer weit weg in seiner verdammten Klinik!

"Nicht in diesem Ton! Ich bin immer noch dein Vater!", schimpfte er noch immer lautstark.

"Ach ja? Davon hab ich bisher nicht viel gemerkt.", konterte ich provozierend.

"Wir haben dir immer alles ermöglicht, was du wolltest und das ist dein Dank dafür?"

"Alles was ich wollte? Ihr kennt mich doch nicht mal! Woher wollt ihr wissen, was ich will?"

"Es reicht! Du bist eine Schande für diese Familie! Deine Mutter wird morgen nach Hause kommen und wenn du dann noch da bist, werden wir die Polizei rufen!"

"Ihr wollt mich also raus schmeißen?"

"Du hast es erfasst! Und wage es bloß nicht auch nur noch einen Fuß in dieses Haus zu setzen! Wir wollen dich nie wieder sehen!"

"Verreckt doch in der Hölle!", wütete ich und legte auf. Und sowas nannte sich Eltern. Aber nun war ich sie wenigstens los.

"William!", rief ich laut nach unserem Buttler.

"Zu ihren Diensten, Mister Owen.", sagte er, als er kurz darauf vor mir stand.

"Packen Sie alle meine Sachen in mein Auto!", wies ich ihn forsch an.

"Ihr Vater gab mir diesen Auftrag bereits am Morgen. Ihre Koffer befinden sich bereits in Ihrem Auto.", antwortete der Mann. Wie ich diese hochgestochene Sprache doch hasste!

"Um so besser. Dann muss ich nicht noch länger in diesem verdammten Drecksloch bleiben! Ein schönes Leben euch allen noch!", fuhr ich ihn an und stapfte ohne ein weiteres Wort aus dem Raum zur Tür. Schnell schlüpfte ich in die Schuhe und zog mir die schwarze Lederjacke über, bevor ich die riesige Villa für immer verließ. Mit Schwung knallte ich die Tür hinter mir zu und stieg in mein Auto. Der schwarze Sportwagen war voll bis oben hin mit meinen ganzen Klamotten. Da war es dann doch mal von Nachteil einen kleinen Kofferraum zu haben. Aber das war mir in dem Moment herzlichst egal. Ein größeres Problem war erstmal eine Unterkunft zu finden. Aber das würde schon irgendwie werden. Rasant fuhr ic unsere Auffahrt hinunter zu dem riesigen Eisen Tor. Mit einem Knopfdruck öffnete es sich vor mir und schloss sich schließlich hinter mir automatisch. Mich beeindruckte das allerdings schon lange nicht mehr. Für mich war es normal, dass meine Eltern einen Haufen Kohle hatten und das auch sehr deutlich zeigten.

Noch immer sehr rasant verließ ich den Wald in dem sich die riesige Villa befand. Ich wusste genau, wo es hin ging und so fuhr ich einmal durch die Stadt zu dem alten Bahnhof. Schon seit Jahren fuhren hier keine Züge mehr. Stattdessen war diese Umgebung für Kriminalität und Drogengeschäfte bekannt. Hier wurde mit allem gedealt, was es an Drogen gab und die Polizei hatte es längst aufgegeben etwas dagegen zu tun. Zu gefährlich. Ich parkte allerdings unbeeindruckt auf dem Parkplatz, der mittlerweile eher einer Wiese glich. Das Unkraut wucherte wild durch den Kies hindurch. Doch das war mir relativ egal. Ich stieg aus und lief geradewegs über den Bahnhof zu einem jungen Mann, der dort auf einer Treppe saß.

"Johannes. Was machst du schon wieder hier? Du hast dein Zeug doch gerade erst gekauft.", begrüßte er mich, als ich bei ihm an kam. Wie jeden Freitag Vormittag war ich auch an diesem Tag bereits pünktlich um elf Uhr hier gewesen. Vor etwa einer Stunde.

"Ja. Kleine Krise.", antwortete ich und ließ mich neben meinem einzigen Freund auf die Treppe fallen.

"Deine Eltern?", fragte Kyle. Er kannte das ganze Drama schon und wusste, dass wir so unsere Konflikte hatten.

"Ja. Mein Vater hat vorhin angerufen und meinte, dass ich es nicht wagen soll sein Haus nochmal zu betreten."

"Der hat dich raus geschmissen?"

"Ja. Genau genommen sie Beide. Er meinte er hätte das mit meiner Mutter abgesprochen."

"Und jetzt?"

"Kennst du nicht irgendwen, der eine Wohnung vermietet?"

"Du hast Glück. So eine Krisenhelfer Tante hatte mir jetzt sowas in die Hand gedrückt.", meinte Kyle und kramte in seiner Tasche, bevor er mir ein zerknittertes Blatt Papier reichte auf dem Anzeigen für Wohnungen abgebildet waren.

"Und was ist mit dir?", fragte ich. Schließlich wusste ich, dass er an diesem Bahnhof wohnte.

"Ich hab da keine Kohle für. Das ist das mit diesen Krisenhelfern. Sagen immer sie wollen dir helfen, aber haben keinen Plan von nichts. Außerdem bin ich hier zufrieden."

Ich nickte nur und schaute die Anzeigen durch, bis ich etwas passendes fand. Eine große Wohnung mitten in der Stadt, die mit allen Möbeln ausgestattet war.

"Das klingt doch gut.", meinte ich.

"Hast du mal auf den Preis geguckt?", merkte Kyle an.

"Na und? Meine Eltern haben Kohle."

"Ich denk die haben dir den Hahn zu gedreht."

"Ja, aber ich hab noch 100.000 in bar und 300. 000 auf dem Konto. Das reicht noch ne Weile und ich wollte mir sowieso einen Job suchen."

"Na dann viel Spaß."

"Wir sehen uns dann nächste Woche."

"Jo."

So ging ich mit dem Zettel in der Hand zurück zu meinem Auto und kramte mein Handy hervor, um die angegebene Nummer an zu rufen. Und kurz darauf hatte ich den Vertrag unterschrieben und zog ein. So schnell konnte es gehen, wenn man die richtigen Kontakte hatte.

Ich hatte also eine Wohnung mit allem, was ich brauchte und allein kam ich auch ganz gut zurecht. Mein Leben hatte sich eigentlich nicht wirklich verändert. Noch immer machte ich das, wo ich gerade Lust zu hatte, doch ich war nicht dumm und mir war durchaus bewusst, dass mein Geld nicht ewig reichen würde. Daher machte ich mich auf die Suche nach einem Job.

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