Jess:
Während Johannes im Bad verschwand schaute ich mir die Mitschrift von Sue an. Netterweise hatte sie am Freitag nicht nur dafür gesorgt, dass ich meine Klausur nachholen durfte, sondern mir auch noch alle ihre Mitschriften kopiert. Ich machte mir nun schnell einen Überblick darüber, bis Johannes aus dem Bad kam. Ich sprang schnell noch einmal unter die Dusche und als ich wieder kam, stand Johannes unschlüssig in dem Raum. Er schien sich nicht zu trauen irgendetwas zu berühren und schaute mich nur groß an. Er sah ja schon süß aus, wie er da so unsicher stand und nicht wusste, wie er sich verhalten sollte.
Stopp! Das war immer noch Johannes! Ich fand ihn nicht süß! Wir waren nur Freunde und das sollte auch so bleiben!
"Du kannst dich ruhig hin legen. Ein bisschen Schlaf wär vielleicht nicht schlecht.", sagte ich und setzte mich wieder an meinen Schreibtisch.
"Und wo schläfst du?", fragte er.
"Gar nicht. Ich muss noch lernen."
"Meinst du nicht, dass du mal schlafen solltest?"
"Meine Prüfungen sind wichtiger. Schlafen kann ich danach immer noch."
"Ich will aber nicht Schuld sein, dass du nicht schläfst."
"Wenn du nicht da wärst, würde ich genauso wenig schlafen.", sagte ich und so legte er sich in mein Bett, während ich mich an den Schreibtisch setzte.
Die gesamte Nacht lernte ich, bis ich auch in dieser Nacht, wieder von einer kalten Hand auf meiner Schulter aus meinen Gedanken gerissen wurde. Erschrocken ließ ich den Stift fallen und fuhr herum. Dann erkannte ich jedoch einen extrem blassen und stark zitternden Johannes.
"Was ist los?", fragte ich besorgt.
"Ich kann nicht mehr.", sagte Johannes mit zittriger Stimme.
"So schlimm?", fragte ich besorgt. Er sah wirklich schrecklich aus und zur Bestätigung nickte er. Ich stand nun auf und schob in langsam zurück in das Bett, um mich dann neben ihn auf die Bettkante zu setzen. Sanft legte ich die Decke über ihn und fragte: "Wo liegt das Problem?"
Johannes schwieg jedoch.
"So, wie du zitterst auf jeden Fall Schüttelfrost. Deiner Körperhaltung entsprechend würde ich von Rückenschmerzen und Magenkrämpfen ausgehen. Erfahrungsgemäß würde ich noch Übelkeit und Gelenkschmerzen hinzu fügen.", begann ich nun einfach drauf los zu raten.
"Das trifft es.", meinte Johannes.
"Okay. Ich komme sofort wieder.", sagte ich und brachte ihm ein paar Medikamente.
"Du vergiftest mich jetzt aber nicht, oder?", fragte er.
"Nein. Zumindest nicht absichtlich. Du hast ja hoffentlich keine Allergien oder?"
"Nicht, dass ich wüsste."
"Gut. Das ist nichts, was dich töten kann."
"Wie lange dauert es, bis das Zeug wirkt?"
"Ungefähr eine halbe Stunde. Du musst leider noch ein bisschen leiden.", sagte ich, als mein Wecker klingelte. Schnell schaltete ich ihn aus und fragte: "Kann ich dich hier alleine lassen? Ich glaube eher nicht, oder?"
"Ich muss auch arbeiten.", sagte er und richtete sich auf.
"Du bleibst hier im Bett! Ich klär das schon.", widersprach ich ihm und schob ihn zurück in die Kissen. Schon hatte ich mein Handy in der Hand und rief Stephanie an.
"Hey! Was gibt's?", meldete sie sich.
"Hey! Johannes kommt heute nicht. Der ist total fertig und war gestern schon etwas kränklich. Den hab ich gezwungen zuhause zu bleiben.", berichtete ich und genau genommen war das nicht mal gelogen.
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Angel behind the Appearance
Teen Fiction!Achtung! In diesem Buch werden Themen wie Gewalt, Drogen, selbstverletzendes Verhalten und verschiedene psychische Krankheiten behandelt. Wenn diese Themen dich triggern, solltest du dir gut überlegen, ob du dieses Buch wirklich lesen möchtest. "En...