Kapitel 143

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Jess:

Wenig später kamen wir bei dem Zimmer an und ich klopfte an die Tür. Wie erwartet kam natürlich keine Antwort, also be-trat ich den Raum. Dort saß eine relativ junge Frau bitter-lich weinend auf dem Bett. Sie vermied es jedoch mich an zu sehen und drehte sich direkt von mir weg. Ich ging trotzdem auf sie zu, was sie direkt zurück weichen ließ. Auch davon ließ ich mich jedoch nicht abwimmeln und sagte: "Guten Tag. Jessica Owen mein Name. Ich bin Ärztin hier und werde Sie wohl in den nächsten Wochen begleiten. Wollen Sie mir viel-leicht auch ihren Namen verraten?", fragte ich, doch von der Frau kam keine Reaktion.

"Okay. Dann setzte ich mich einfach mal hier zu ihnen und wenn Sie so weit sind, können sie gerne mit mir reden.", sagte ich und setzte mich auf einen der Stühle neben das Bett, was Norris mir gleich tat.

Bald vier Stunden saßen wir einfach nur schweigend da und warteten, bis die Frau langsam Interesse zeigte. Sie hatte mittlerweile aufgehört zu weinen und riskierte immer wieder vorsichtig einen Blick zu mir. Es dauerte jedoch eine wei-tere Stunde, bis sie zu reden begann.

"Ich bin Amy.", waren ihre ersten Worte.

"Hallo Amy. Schön, dass Sie sich doch noch entschieden haben mit mir zu reden.", sagte ich, bevor wieder Schweigen her-rschte.

"Sie sind verdammt hartnäckig.", redete die Frau schließlich weiter.

"Ich hab es nicht so mit dem Aufgeben.", erklärte ich.

"Haben Sie nicht irgendwann auch mal Feierabend?"

"Ja. Das hätte ich vor einer Stunde gehabt. Aber wie gesagt. Ich hab es nicht so mit dem Aufgeben."

"Wer ist das da bei ihnen?"

"Das ist Norris Blake. Ein Freund von mir, der ein bisschen was von mir lernen möchte."

"Warum arbeitet man freiwillig in einer Entzugsklinik?"

"Weil ich gerne Menschen helfe, die so sind, wie ich."

"Wie soll ich das jetzt verstehen?"

"Vor ein paar Jahren hab ich genau in dieser Klinik selber einen Heroin Entzug gemacht. Ich hab ganz genauso hier ge-sessen und mit niemanden gesprochen. Genau wie sie auch."

"Warum sollte Sie Heroin nehmen? Ihr reichen Schnürsel habt doch alles, was man braucht."

"Ich war lange Zeit alles, aber garantiert nicht reich.", sagte ich und erzählte ihr meine Geschichte. Interessiert hörte sie mir zu und an ihrer Körperhaltung konnte ich se-hen, wie sie sich mir immer mehr öffnete. Trotz allem hader-te sie noch immer mit sich und traute sich nicht ihre Ge-schichte zu erzählen. So verwickelte ich sie erstmal in ein lockeres Gespräch. Und nach für nach entspannte sie sich immer mehr und öffnete sich mir gegenüber.

"Willst du mir jetzt vielleicht auch deine Geschichte erzäh-len?", fragte ich und konnte sehen, wie sie mit sich kämpf-te.

"Wenn du nicht willst, ist das überhaupt kein Problem. Ich zwinge dich zu gar nichts. Aber manchmal hilft es zu reden."

"Ich weiß nicht, ob ich das schon kann."

"Okay. Dann lassen wir es für heute einfach gut sein und schauen morgen weiter, okay?"

"Ja."

"Gut. Dann würde ich sagen wir lassen dich dann mal wieder in Ruhe und wir sehen und morgen wieder."

"Ja. Bis morgen."

"Wenn in der Zwischenzeit irgendwas sein sollte, kannst du hier jeder Zeit mit jedem reden. Die sind alle ganz nett und keiner hier will dir was böses. Wir wollen dir alle nur hel-fen. Und wenn du mit den Anderen nicht reden willst, kannst du mich auch anrufen lassen."

Angel behind the AppearanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt